0935 - Tochter der Dunkelheit
Dämonenmädchen so leicht ausgetrickst hatte. Das Aufwachen aus der Trance und somit die geistige Lösung von der Seelen-Träne war zu schnell geschehen. Der Kontakt musste ebenso langsam wieder beendet werden, wie er begonnen hatte, ansonsten drohten geistige Schäden. Und in diesem speziellen Fall war die Trennung innerhalb von Sekunden geschehen. Avenge fühlte sich jetzt noch ganz benommen.
Er massierte die Schläfen mit den Fingerspitzen und schloss die Augen um sich zu konzentrieren.
Nicht in planlose Hektik verfallen , redete er sich gut zu. Er wusste, wo sie sich in die Para-Spur eingefädelt hatte, nun galt es, das Unternehmen »Rückeroberung der Seelen-Träne« vorzubereiten. Blinder Aktionismus schadete nur.
Ruhig bleiben. Überlege, was alles passiert ist, auch wenn es nur wenige Sekunden gedauert hat.
Das Ergebnis seiner Überlegungen war mehr als dürftig. Er wusste, dass es sich bei der Diebin um ein Dämonenmädchen handelte, das über eine ParaSpur zur Erde gekommen war. Dank seiner Druidenfähigkeiten hatte er sich auch das Aussehen des schmuddelig wirkenden Mädchens merken können, obwohl er sie keine fünf Sekunden gesehen hatte. Aber wo sollte er sie genau suchen und wie in der Menge ihrer Artgenossen finden?
Moment, da war doch noch etwas gewesen… Luc überlegte weiter. Sie hatte etwas ausgestoßen, das er nicht einordnen konnte. Der erste Satz war klar gewesen, denn er stellte eine Verneinung dar.
»Ich denke gar nicht daran!« , hatte sie mit ihrer eigenartigen Stimme gezischt. Avenge hatte Schwierigkeiten gehabt, die Worte zu verstehen. Mit dem ersten Satz konnte er keine Ermittlung beginnen, das war ihm klar. Aber wie lautete noch einmal der zweite Satz?
»Für Carrie Ann und Vassago!« Genau, das war es.
»Für Carrie Ann und Vassago!«, wiederholte Avenge leise für sich.
Er war in magischen Dingen nicht unkundig, schließlich war er Silbermond-Druide. Vassago kannte er dem Namen nach, er war einer der ältesten und mächtigsten Dämonen - aber wer war Carrie Ann?
Der Name hörte sich englisch an, und weltweit gab es bestimmt mehrere Zigtausend Carrie Anns. Wo sollte er in diesem Fall ansetzen?
Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, er musste einen Weg gehen, den er eigentlich vermeiden wollte. Wenn er mehr Informationen bekommen wollte, dann wusste er schon, wohin er sich wenden musste. Er wusste, wo sich die größte Bibliothek über Magie, Höllenmächte und Abwehrzauber befand.
Luc Avenge war nicht sehr erfreut über diese Möglichkeit, aber wenn er die Seelen-Träne wieder zurückhaben wollte, dann musste er sich zu seinem persönlichen »Gang nach Canossa« aufmachen und bei einem ehemaligen Freund um einen Gefallen bitten…
***
Wiederum stürmten Sterne und Blitze auf Kassandra ein, während sie mit ihrer Beute durch die Para-Spur reiste. Trotzdem war es dieses Mal irgendwie anders. Sie hatte das Gefühl, sie würde sich in der Unendlichkeit verlieren. Kassandra befürchtete schon, dass die Para-Spur zerstört wurde, während sie sich darin aufhielt. Sie würde in der Spur hängen bleiben und ohne Hilfe nicht mehr herauskommen, ähnlich wie einst Asmodis und Seanzaara. Im schlimmsten Fall würde sie sich in Nichts auflösen.
Irgendetwas schien die Rückreise zu blockieren. Aber das Einzige, das sich im Unterschied zur Herreise geändert hatte, war, dass sie nun eine Seelen-Träne mit sich führte. Aber auf sie konnte und wollte Kassandra nicht verzichten. Abgesehen davon besaß sie keine Möglichkeit, etwas während ihrer Reise loszuwerden. Was beim Eintritt in eine Para-Spur geriet, blieb dort bis zum Austrittspunkt. Das Dämonenmädchen kannte es nicht anders, sie hatte noch nie davon gehört, dass jemals etwas aus einer Para-Spur geraten und am Ziel nicht mehr anwesend war.
Die einzige Möglichkeit dazu wäre, die Träne zu vernichten, auch wenn sie nicht wusste, wie sie das anstellen sollte. Doch sie weigerte sich, an diesen Fall zu denken. Wenn sie ihr Beutestück bei den ersten Schwierigkeiten vernichtete, hätte sie es auch gar nicht erst nicht zu stehlen brauchen.
Ihre Fahrt oder ihr Flug - sie konnte nicht unterscheiden, um was es sich nun dabei handelte - schien fast zum Stillstand zu kommen. Panik erfüllte die kleine Dämonin, sie wusste nicht, was sie in einem solchen Fall unternehmen konnte.
Kassandra flehte KAISER LUZIFER an, dass er ihr helfen möge. Sie trug doch noch so viel Boshaftigkeit in sich, dass er dafür sorgen sollte, dass
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