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0936 - Schattentheater

0936 - Schattentheater

Titel: 0936 - Schattentheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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suchen. Was dieser Geist aber genau gesagt hat, das mich das denken ließ, daran kann und kann ich mich nicht mehr erinnern.
    Nicole seufzte. Es hatte keinen Sinn, sich ständig den Kopf zu zerbrechen, warum sie nun auf dem Weg nach Japan war. Einen konkreten Grund würde sie wohl nicht finden.
    Ich muss auf mein Bauchgefühl vertrauen. Es ist bisher kaum vorgekommen, dass es mich völlig in die Irre geleitet hat. Und selbst wenn ich den Shinigami und CHAVACH in Japan nicht finde - dann kann ich es wenigstens als Abwechslung und kleinen Reisebonus ansehen. Ich sollte mich auf Herrn Minamoto und die Geschichte, die er zu erzählen hat, freuen. Und vielleicht reicht es auch noch für ein paar Sehenswürdigkeiten.
    Sie schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Es waren noch fünf Stunden bis zur Landung auf Narita, dem Flughafen von Tokio - und die Zeit bis zum Frühstück konnte sie gut damit verbringen, noch ein wenig zu schlafen…
    ***
    Die Kälte, die das Flugzeugfenster ausstrahlte, verschwand und mit ihm das Spinnennetz aus Licht, das unten, meilenweit entfernt von ihr, zu sehen war. Es schmolz zu einem brennenden Meer, heiß und wogend. Ein Lavasee, über den sie leicht hinwegflog, getragen von den glühenden Aufwinden. Heiß loderten die Flammen zu ihr auf und versuchten, sie zu verbrennen. Wie immer zu Beginn des Traums fühlte Nicole sich frei und gelöst. Und doch wusste sie mittlerweile, dass diese Gelöstheit nicht lange anhalten würde.
    Wie schon so oft hörte Nicole die Seelen unter ihr in dem riesigen Lavasee schreien, winseln und um Gnade betteln - vergeblich. Die Dämonen, die die Seelen dort in ewiger Qual hielten, kreischten vor Vergnügen und achteten nicht weiter auf Nicole, die hoch über ihnen majestätisch ihre Kreise zog.
    Auf sie achteten sie nicht. Aber dafür auf CHAVACH. Wieder, wie schon all die letzten Male, schrie Nicole vor Schreck auf, als sie die Präsenz des Jägers spürte, der sich über sie schob und den rot glühenden Himmel ohne Sonne überschattete. Es kostete sie beinahe übermenschliche Kraft, sich zusammenzunehmen, denn wie immer war es so, dass CHAVACH ihr keine Aufmerksamkeit schenkte. Er achtete auf etwas ganz anderes, nämlich auf die ständig mit lautem Zischen über das Firmament krachenden Blitze.
    Nicole wusste bereits, wo diese einschlugen: an einer Felswand, an der ein hässlicher Gnom hing. Ein Dämon, den sie nicht kannte und von dem sie bisher noch nie etwas gehört hatte. Er war es, der die Entladungen magisch anzuziehen schien, und Nicole fühlte sich seltsam an Prometheus erinnert. Auch der hatte an einer Felswand gehangen, hilflos den Elementen ausgeliefert. Doch dieser Zwerg schien sich über die Strafe, die man ihm zugedacht hatte, zu freuen. Es waren die Blitze.
    Je länger sie hinsah, desto mehr schauderte sie wieder unter der übermächtigen Gegenwart CHAVACHS, dessen Wesen jetzt wie schon so oft mühelos durch Nicole hindurchzudringen und sie damit zu verhöhnen schien. Sie spürte, dass sie gewogen - und für zu leicht befunden - wurde. Sie wusste, dass dieses Gefühl direkt mit dem Gnom zusammenhing. Sie zitterte bis ins kleinste Glied hinein, doch er war gnadenlos. Er nahm sie in Besitz, grausam und unerbittlich, nichts konnte ihn aufhalten.
    Nicole wandte sich von dem Schatten, der ihren Blick so gefesselt hatte, ab und wieder dem Meer aus glühender Lava zu. Nur wenige Inseln schwammen darin. Doch auf einmal erkannte Nicole eine Art Brücke aus schwarzem Stein. Das war neu: Eine schmale Landbrücke hatte sich gebildet und teilte eine Art Lagune vom Rest des Sees ab, so als wollte der See, das Seelenfeuer selbst, wenigstens einige der Seelen vor den Blitzeinschlägen, die dem Verwachsenen so zu gefallen schienen und die die Lava an dieser Stelle nur noch weißglühender werden ließen, schützen. Vielleicht war diese Landbrücke genau deshalb entstanden? Nicole konnte sich nicht erinnern, sie in einem der vorigen Träume schon einmal gesehen zu haben.
    Doch selbst diese schmale, gezackte und geschwungene Landbrücke, das wurde Nicole schnell klar, würde CHAVACH von nichts abhalten. Nichts würde diesen Zwerg aufhalten, wenn er sich erst ganz aufgeladen hatte. Wie gebannt starrte sie auf das bizarre Schauspiel, sah die Blitze, die in den schmächtigen und doch so kraftvollen Körper hineinfuhren, und spürte gleichzeitig, wie die Macht von CHAVACH durch sie hindurchfuhr wie die Blitze durch diesen Dämon. Brüllend, gewaltig,

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