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0937 - Die Rückkehr des Amuletts

0937 - Die Rückkehr des Amuletts

Titel: 0937 - Die Rückkehr des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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fett, an der Hüfte, an den Oberschenkeln, überall. Eine fette, alte, hässliche Kuh. Ich muss dringend wieder Gymnastik machen, sonst wird das noch schlimmer. Aber ich komm ja kaum dazu. Schöner Mist. Warum können andere essen, was sie wollen und bleiben trotzdem schlank und bei mir setzt jedes Stückchen Schokolade gleich an? Oder soll ich's vielleicht gleich absaugen lassen? Wär auch 'ne Idee. Und diese hässliche Orangenhaut wird auch immer schlimmer. Ich seh's genau. Ekelhaft. Da werde ich doch gleich mal nachher einen Termin mit meiner Kosmetikerin machen. Oder ich frag Zamorra, ob er sie nicht einfach wegzaubern will. Müsste doch ein Kinderspiel für ihn sein…
    Patricia seufzte, schnappte sich die oberste der Jeans, die gestapelt im Schrank neben ihr lagen, und schlüpfte hinein. Sie runzelte die Stirn, als sie den obersten Knopf nicht mehr schließen konnte. Sag ich doch, fette, alte, hässliche Kuh. Jetzt pass ich schon nicht mal mehr in dieses Schmuckstück. Also, weg damit in die Altkleidersammlung…
    Patricia zog die Hose wieder aus und warf sie zu den zehn anderen, die bereits auf dem Boden lagen - während auf dem Platz, auf den sie die zu behaltenden Hosen zu legen gedachte, noch immer gähnende Leere herrschte.
    Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.
    Wieder stand sie fast nackt da, als plötzlich ein fauchendes Geräusch ertönte. Im Spiegel sah die Schottin, dass ein Mann hinter ihr stand. Aus dem Nichts aufgetaucht! Sie stieß einen kurzen, spitzen Schrei aus und fuhr herum. Dabei verschränkte sie instinktiv die Arme vor der Brust. Ihr Herz pochte plötzlich hoch oben im Hals.
    Der Mann stand da und starrte sie an. Hoch gewachsen, sehnig und hager, mit kurzen, nach hinten gekämmten schwarzen Haaren, in denen Gel schimmerte, schwarzen Augen und einem schwarzen Anzug mit weißem Hemd. Seine ganze Erscheinung strahlte eine düstere Majestät aus.
    »Sid, was fällt dir ein«, fuhr ihn Lady Patricia empört an. »Mach sofort, dass du wieder raus kommst. Was willst du überhaupt hier?« Diese Tarngestalt benutzte der Teuflische sehr oft, sie war ihr also wohl bekannt.
    Ein hämisches Grinsen huschte über Asmodis' Gesicht. »Da habe ich mich wohl etwas versprungen, wie's aussieht. Eigentlich wollte ich ja zu Zamorra, aber diese verdammte M-Abwehr hat mich mal wieder abgelenkt. Ich schaffe es einfach nicht, zielgerichtet durchzukommen. Aber keine Sorge, ich bin schon wieder weg. Ich sehe ohnehin nichts, was mich hier halten könnte. Als Mann, meine ich.«
    »Du unverschämter…«
    In diesem Moment verschwand Asmodis bereits wieder und hinterließ eine Wolke beißenden Schwefelgestanks. Patricia wedelte mit dem Arm vor ihrem Gesicht herum. »Pfui Teufel, das ist ja ekelhaft.« Sie ging zum Fenster und riss es auf. Nach Regen riechende Frühlingsluft strömte herein. Dann zog sie sich wieder an. Das Hosenanprobieren und -aussortieren war ihr gründlich vergangen. Irgendwie fühlte sie sich bloßgestellt, ja sogar beschmutzt. Asmodis hatte, wenn auch unabsichtlich, ihre Intimsphäre verletzt und sie fast nackt gesehen. Auch wenn für andere Bewohner hier völlig normal war, sich ständig nackt zu präsentieren, so galt das für sie noch lange nicht.
    Ich muss mit Zamorra reden. So was darf nicht wieder passieren. Ich will das nicht, dass jeder daherteleportierte Teufel einfach so meine Intimsphäre stören kann!
    Patricia ging ins Badezimmer, zog sich vollends aus und nahm eine heiße Dusche. Sie glaubte, etwas abwaschen zu müssen. Noch immer spürte sie die sezierenden Blicke Asmodis' wie glühende Nadelspitzen in ihrer Seele und es war ihr immer noch unangenehm, als sie sich abtrocknete. So stieg sie erneut unter die Dusche.
    Es klappte. Dafür brachten die warmen Wasserstrahlen die Gedanken an das zurück, von dem sie sich durch das Hosenanprobieren eigentlich hatte ablenken wollen. Etwas, das ihr schon die ganzen letzten Tage durch den Kopf gegangen war. Vor knapp einer Woche war plötzlich eine Erinnerung in ihr aufgebrochen, die bis zu diesem Moment vergessen in ihr geruht hatte.
    Patricia stand neben ihrem Mann, Lord Bryont Saris ap Llewellyn, dem Erbfolger, auf dem Wehrgang von Llewellyn Castle. Er hatte sie ganz unvermutet hier heraufgeführt. Sie war hoch schwanger mit Rhett, es konnte sich nur noch um Tage handeln, bis sie niederkam. Und bis Bryont… Sie wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken. Der noch immer vitale Mann, dem man seine 265 Jahre nicht ansah,

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