0937 - Planet der Ebenbilder
Schichtverpflegung bei sich. Die Verbrecher würden das inzwischen wissen - und es würde nicht schwer für sie sein, einzelne Leute zu überfallen und ihnen die Lebensmittel wegzunehmen. Das Schlimmste daran aber war, daß die Flibustier nicht zögern würden, jeden Zeugen zu beseitigen, der verraten konnte, wo sie zuletzt aufgetaucht waren.
„Du bist darauf gekommen, nicht wahr?" meinte Matosch Habba.
„Wir müssen etwas unternehmen!" sagte Tareschian erregt.
„Ich habe angeordnet, daß jeder Minenarbeiter seine Tagesration sofort aufißt", erklärte Habba. „Und zwar über Lautsprecher, so daß die Flüchtigen gar nicht erst auf den Gedanken kommen, jemanden zu überfallen."
Naghor Tareschian atmete auf.
„Ausgezeichnet, Matosch! Das war eine brillante Idee. Wir brauchen also nur darauf zu warten, daß die Ratten vom Hunger aus ihrem Schlupfwinkel getrieben werden."
„Sie werden das wissen und deshalb kommen, wenn sie annehmen dürfen, daß unseren Leuten vor Müdigkeit die Augen zufallen", sagte Habba ernst.
„Und ausgerechnet die Wachen haben die schlechteste Kondition", erwiderte Naghor Tareschian bitter.
„Uns werden schon nach ein paar Stunden die Augen zufallen."
Er stutzte. Plötzlich huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
„Die Verbrecher wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben, Habba", erklärte er. „Ich schätze, daß sie zehn bis zwölf Stunden warten,-bevor sie zu fliehen versuchen. Gib durch, daß alle Wachen ab sofort für mindestens fünf Stunden schlafen."
„Was?" schrie Matosch Habba.
„Wir müssen zwischen zwei Risiken wählen, Matosch", sagte Tareschian eindringlich. „Entweder riskieren wir, daß alle Wachen schlafen, wenn die Verbrecher nach zehn oder mehr Stunden hinaus wollen - oder wir riskieren, daß sie bis in fünf Stunden schlafen, während die Verbrecher noch warten. Das zweite Risiko erscheint mir erheblich kleiner als das erste..."
Habba lachte trocken.
„Das ist die Idee, Koordinator! Ich wußte gar nicht, daß du ein so brillanter Taktiker bist."
„Weshalb bin ich wohl Koordinator!" erwiderte Tareschian und lächelte müde. „Aber ehrlich gesagt, fallen mir schon jetzt die Augen zu. vielleicht bin ich unbewußt deshalb auf die Idee gekommen."
„Sie ist dennoch die beste Idee zu unserem Problem", erwiderte Habba. „Ich gebe die entsprechenden Anweisungen sofort durch."
*
Naghor Tareschian erwachte von einem heftigen Rütteln. Er murrte unwillig - bis ihm einfiel, wo er sich befand und aus welchem Grund.
Erschrocken riß er die Augen auf und blickte in Matosch Habbas Gesicht.
„Entschuldige, Koordinator", sagte Habba. „Aber du hast so fest geschlafen, daß du kein Helmfunksignal hörtest. Deshalb mußte ich selber kommen."
„Und du hast geschnarcht, daß wir dachten, der Stollen würde jeden Moment einstürzen", fügte jemand spöttisch hinzu.
Tareschian richtete sich auf und erkannte Forset Kerkrade, der schräg hinter Habba stand.
„Was ist passiert?" fragte er.
„Die Verbrecher sind geflohen", erklärte Matosch Habba ernst. „Nein, nicht an einem Posten vorbei. Sie haben eine Stollenfräse erbeutet und sich damit einen Stollen vom oberen Teil der Mine ins Eis gebohrt. Dort sind sie immer noch."
„Eine Stollenfräse!" entfuhr es Tareschian. „Was halsen sie mit der Bedienungsmannschaft gemacht?"
„Nur betäubt", antwortete der Erste Ordnungspfleger beruhigend. „Mit einem Gas, das sie, den aufgefundenen Resten nach zu urteilen, in der Mine aus verschiedenen Chemikalien selbst herstellten. Die Chemikalien dienen normalerweise unterschiedlichen Zwecken und werden an verschiedenen Stellen gelagert.
Niemand wußte bisher, daß man ein Betäubungsmittel herstellen kann, wenn man einige dieser Stoffe eine chemische Verbindung eingehen läßt. Die Leute sind übrigens wieder wohlauf und haben keine Nachwirkungen."
„Das ist die Hauptsache", meinte Tareschian erleichtert. „Ich hätte es den Verbrechern zugetraut, daß sie die Mannschaft einfach umbringen würden."
„Wahrscheinlich fürchteten sie, daß wir sie, wenn wir sie ergriffen haben, dann totschlagen würden", meinte Matosch Habba.
„Ja, wahrscheinlich", sagte Tareschian. „Wer verfolgt sie?"
„Niemand", antwortete Habba. „Die andere Leute passen nur auf, daß sie nicht zurückkehren, und sie verfolgen den Weg der Stollenfräse mit einem Horchgerät, wie es sonst zur Suche nach Verschütteten dient. Die Verbrecher können sich nicht länger als zwei
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