0939 - Wenn der Satan tötet...
müssen. Da hatte er Zeit genug gehabt, sich all die schrecklichen Dinge auszudenken, die er mit dem Abbé anstellen würde. Und Bloch brauchte nur an das Bild des toten Pfarrers zu denken, um zu wissen, was auch ihm bevorstehen könnte.
Er überlegte, ob er klingeln sollte. Es war nicht mehr nötig, denn die Tür wurde geöffnet. Carlos machte es spannend. Er zog sie nur langsam auf, als sollte der Besucher ihn intervallweise erkennen.
Dann stand er vor ihm!
Bloch hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen und sich unter Kontrolle zu halten.
Es war Carlos, der vor ihm stand. Und er hatte sich nicht verändert. Im Gegensatz zu Bloch, der dreißig Jahre älter geworden war. Dieser Schock mußte von ihm erst verdaut werden. Er sah diesen jungen Mann vor sich, dessen Gesicht von einem dunklen Bart umrahmt wurde.
Carlos sprach nicht. Er stand einfach nur da, lächelte. Seine Augen funkelten, und er sorgte dafür, daß der Abbé seinen Anblick zunächst einmal genoß.
»Erkennst du mich?« fragte er nach einer Weile.
»Ja.«
»Ich bin so geblieben, Bloch.«
»Das sehe ich.«
»Aber du bist alt geworden. Alt und schwach. Eigentlich schade, denn ich töte lieber Menschen, die sich gern wehren, aber das wirst du wohl nicht können.«
Bloch wollte nicht, daß über ihn gesprochen wurde, er fragte nach seinem Templer-Bruder. »Wo befindet sich Marco Anderre?«
»Keine Sorge, er ist bei mir.«
»Hier im Haus?«
»Klar.«
»Ich will ihn sehen.«
»Kannst du, Bloch, kannst du.« Carlos schaute an dem Abbé vorbei nach draußen. Er suchte das Gelände vor dem Haus ab, aber etwas Verdächtiges war nicht zu erkennen. Einigermaßen beruhigt öffnete er die Tür noch weiter und ließ seinen Besucher eintreten, der das Gefühl hatte, einen ersten Schritt in sein eigenes Grab zu machen, als er den schmalen Flur des Hauses betrat.
Hinter ihm schloß Carlos die Tür. Er hielt sich dicht hinter dem Abbé auf, um sofort zupacken zu können, sollte der andere etwas tun, was ihm nicht paßte.
»Ich will Marco sehen.«
Carlos kümmerte sich nicht um den Wunsch. »Geh einfach weiter geradeaus auf die Tür dort zu. Dahinter findest du den Wohnraum, und dort kannst du Marco sehen.«
»Gut.«
Es gefiel Bloch nicht, diesen Satanisten in seinem Rücken zu wissen. Es bereitete ihm nicht nur seelische, sondern auch schon körperliche Probleme, so daß er Mühe hatte, das Zittern seiner Glieder zu unterdrücken, denn er wollte nicht zuviel Schwäche zeigen.
Etwas fiel ihm schon auf, als er sich der nicht ganz geschlossenen Tür näherte. Es war ein ungewöhnlicher Geruch, der in seine Nase stieg und so gar nicht zu diesem Haus passen wollte.
Benzingestank?
Ja, das war es. Es roch tatsächlich nach Benzin. Als wäre diese Flüssigkeit hier ausgekippt worden.
Damit kam er nicht zurecht, aber Bloch wußte auch, daß es etwas zu bedeuten hatte.
Sekunden später konnte er es sehen und auch riechen. Er stand im Wohnraum, dessen Einrichtung karg, aber zweckmäßig war, und er starrte auf Anderre, der gefesselt war und rücklings auf dem Teppich lag. Seine Kleidung sonderte den Geruch ab, weil sie mit diesem verfluchten Benzin übergossen worden war. Der Kanister stand an der Wand, neben einer schmalen Holzbank, auf der ein Fernsehgerät und ein Videorecorder ihre Plätze gefunden hatten.
Marco ging es schlecht. Aber er riß sich zusammen. Er grinste den Abbé sogar an. »Tut mir leid«, sagte er, »aber ich bin einfach überrumpelt worden. Es ist meine Schuld und…«
»Niemand hat schuld«, erklärte Bloch. »Niemand. Es ist das Schicksal, Marco.«
Auch Carlos hatte das Zimmer betreten. »Gut gesagt«, lobte er, »wirklich gut gesagt. Das Schicksal bin ich in diesem Fall. Ja, ich bin das Schicksal.«
»Und weiter?«
Carlos stellte sich so hin, daß der Abbé ihn sehen konnte. »Ein Schicksal kann zuschlagen und töten. In eurem Fall wird es so sein. Keiner wird dieses Haus lebend verlassen.«
»Das dachte ich mir«, sagte Bloch. »Und was hast du vor?«
»Gute Frage.« Er zog die Lippen in die Breite. »Hast du vielleicht den Pfarrer gesehen, oben in Matignon?«
»Ja, das habe ich.«
»Dann wirst du dir ausrechnen können, was dir bevorsteht. Du kannst auch den Bischof als Beispiel nehmen, egal wie. Ich werde mich auch bei dir auf meine Waffe verlassen.« Sein Grinsen verzerrte sich noch mehr, als er unter seine dunkle Jacke griff und mit der rechten Hand sein Argument hervorholte.
Es war das Sägemesser!
Dem Abbé
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