0939 - Wenn der Satan tötet...
an. Nein, sie waren noch nicht blutig, aber in der Mitte zeichneten sich bereits die Male ab.
Das gefiel ihm nicht. Diese dunkelroten Flecken würden nicht so bleiben, denn aus ihnen würden sich die Wunden entwickeln, die dann das Blut entließen, das sich auf den Handtellern verteilte.
»Noch nicht«, flüsterte er und drückte die Tür auf, über der eine Glocke bimmelte.
Shop und Kassenraum der Tankstelle gingen ineinander über. Der einzige Kunde stand an einem mit Dosen und Flaschen gefüllten Regal. Er hielt dabei den fahrbaren Einkaufswagen fest, in den er ein paar Sachen legte.
Carlos ging auf den Mann hinter der Kasse zu. Der Typ trug einen Schnurrbart und legte die Zeitung zur Seite, in der er gelesen hatte.
»Getankt habe ich nicht«, sagte Carlos schnell. »Ich habe nur eine Frage.«
Das paßte dem Tankwart gerade! Nicht kaufen, aber Fragen stellen. Dann sah er die Kleidung des Fremden und riß sich zusammen. »Um was geht es denn, Monsieur?«
Carlos lächelte verlegen. »Ich möchte einen Freund besuchen und weiß nicht, wo ich ihn finden kann. Er heißt Bloch und…«
»Ihn meinen Sie?«
»Ja.«
»Dann wenden Sie sich mal an den jungen Mann dort. An Marco Anderre. Der kann Ihnen mehr sagen.«
»Danke, das werde ich machen. Aber nicht hier, ich möchte ihn nicht stören. Der Wagen draußen gehört ihm?«
»Sicher.«
»Dann werde ich dort auf ihn warten.« Carlos beugte sich vor. »Aber sagen Sie ihm bitte nichts, wenn er kommt, um zu zahlen, es soll eine Überraschung werden.«
»Keine Sorge, ich bin verschwiegen.«
Carlos bedankte sich und verließ den Bau. Er schwitzte plötzlich. Daß alles so gut klappen würde, hätte er nicht gedacht, aber es hätte auch ins Auge gehen können, denn er wollte auf keinen Fall auffallen.
Der Satanist mußte seinen Plan blitzschnell ändern. Er würde nicht mehr mit seinem in Toulouse gestohlenen Wagen zurück zum Haus fahren, sondern mit dem anderen, in Begleitung.
In seinem Kopf stand bereits alles fest. Wie ein Puzzles hatten sich die einzelnen Teile blitzartig zusammengefügt. Trotz der Kürze der Zeit war er mit dem Ergebnis zufrieden. Es würde alles so laufen, wie er es sich vorgestellt hatte, dafür sorgte schon die Macht, die hinter ihm wie eine starke Mauer stand.
Der Mann hinter der Kasse las weiter in seiner Zeitung. Er warf nicht einen Blick nach draußen, und so hatte der ehemalige Pater und jetzige Satansdiener freie Bahn.
Den Weg zum Auto des anderen Mannes hatte er rasch zurückgelegt. Er hätte sich am liebsten im Fond versteckt, in dem mehr als vier Personen Platz hatten, aber konnte er das Risiko eingehen?
Der Mann würde seine Waren ausladen, um sie wahrscheinlich in der rückwärtigen Hälfte zu verstauen.
Carlos entschloß sich, zunächst einmal das Fahrzeug zu entern. Die Tür war nicht abgeschlossen. Er kletterte in das Fahrerhaus hinein, duckte sich sofort und schaute sich um.
Zwei Sitzbänke befanden sich im Fond. Das sah günstig aus, denn so konnte er sich zwischen die erste und die zweite klemmen. Wenn der Mann einlud, war er hinter den Bänken nicht zu sehen.
Carlos grinste in wilder Vorfreude. Schlangengleich erreichte er sein Ziel und machte sich klein. So konnte er sich in aller Ruhe zwischen die beiden Bänke drücken und abwarten.
Die Sonne schien zwar nicht mehr mit der sommerlichen Kraft, den Wagen hatte sie trotzdem aufgeheizt, so daß sich Carlos vorkam wie in einer Sauna. Die Luft war stickig, schwer zu atmen. Er nahm auch einen alten Geruch wahr und rümpfte die Nase. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn festgesetzt. In seinem Innern vibrierte die Spannung. Sie drückte sich durch, und sie machte sich auch auf seinen Handflächen bemerkbar, denn dort zogen und zwickten die kleinen Wunden.
Als er hinschaute, da sah er wieder das Blut, aber es war nicht viel, nur ein paar Tropfen.
Warten. Lauschen. Autos fuhren zweimal vorbei. Wann endlich kam er? Carlos wischte Schweißtropfen von seiner Stirn. Er leckte über seine Lippen. Kurz danach huschte ein Lächeln über sein Gesicht, denn er hatte die Geräusche vernommen, auf die er genau gewartet hatte.
Der Fahrer kam.
Nach draußen schaute Carlos nicht. Er wollte auf keinen Fall entdeckt werden. Er konnte sich vorstellen, was vor dem Wagen ablief. Da schob der Mann seinen Einkaufswagen vor, bis er die Rückseite des Wagens erreicht hatte. Er würde die Klappe öffnen und die Waren einladen. Das würde mit Geräuschen verbunden sein, so daß Carlos
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