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094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

Titel: 094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Geistesgegenwart des Hintermannes konnte ein Unglück verhindert werden. Er hielt den Strauchelnden fest. Der Pfad war überdies glitschig und hatte tückische, zum Meer hin abfallende Teilstücke. Mit angespannten Nerven und verbissenen Mienen balancierten die Männer darauf entlang, bis Kringsja endlich das erwartete Zeichen gab: Sie waren am Ziel angelangt.
    Sie mußten sich ducken, um in das Innere der Grotte zu gelangen. Der niedrige Eingang konnte allenfalls von einem sieben- bis achtjährigen Kind in aufrechter Haltung passiert werden.
    In der Höhle war es erstaunlich warm. Ein Feuer brannte und warf gespenstische Muster auf die grauen Wände. Von dem Sturm, der draußen heulte, war hier kaum noch etwas zu hören.
    „Meiner Treu!" sagte Lillehammer.
    „Ich wohne seit über zwanzig Jahren in Tingvoll, aber daß es hier eine Höhle gibt, wußte ich nicht. Wir Fischer kennen eben mehr den Hafen und die flache Küste, wo wir mit unseren Kuttern anlegen können."
    „Aber du meidest auch verwunschene Orte, nicht wahr?"
    Kringsja grinste, und Lillehammer erwiderte nichts mehr.
    Die Höhle war schätzungsweise dreißig bis vierzig Quadratmeter groß. Das Feuer loderte an dem dem Eingang gegenüberliegenden Ende. Fast bis zur Decke loderten die Flammen empor. Die Männer vermochten die dahintersitzende Gestalt zu erkennen, als sie ein paar Schritte auf die wärme- und lichtspendende Statt zutraten.
    Der Zauberer entpuppte sich für Kringsjas Begleiter als ein hagerer Mann mittleren Körperwuchses und schwer bestimmbaren Alters. Er hockte in ein Rentierfell gehüllt an der rückwärtigen Grottenwand. Eine Art Kapuze verdeckte die obere Hälfte seines Hauptes, zu sehen war nur das längliche Oval seines Gesichtes. Die Augen sandten den Ankömmlingen einen abschätzenden kühlen Blick entgegen.
    „Es ist Ungeheuerliches geschehen", versetzte er mit brüchiger Stimme.
    Holger Kringsja kniete sich vor ihn hin. Arne Lillehammer tat es ihm gleich.
    „Woher weißt du von dem Vorfall, Vik?" erkundigte sich der Kaufmann.
    Der Noaide lächelte hintergründig. „Ich spüre es mit all meinen Sinnen, aber nach dem Wie darfst du mich nicht fragen."
    „Wer mag der Unheimliche gewesen sein?" fragte Lillehammer.
    Der Noaide schüttelte langsam den Kopf, antwortete nicht, murmelte nur Unverständliches.
    Der Fischer und der Kaufmann blickten sich an, dann ergriff Kringsja wieder das Wort.
    „Wie sollen wir uns verhalten, Vik?"
    Vik schaute auf, breitete die Arme aus und bewegte beschwörerisch die dürren Hände. Mit verhaltener Stimme begann er zu sprechen. „Macht in die Wände eurer Häuser sieben Löcher! Und wagt euch nicht ins Freie, solange die Sommerwolke über dem Winterland schwebt! Schickt jedoch alle hinaus, die eure Feinde sind und denen ihr den Tod wünscht, denn es muß geopfert werden." „Furchtbar!" sagte Lillehammer.
    Kringsja bedachte ihn mit einem ärgerlichen Seitenblick.
    Der Noaide hielt in der Bewegung inne. Ernst blickte er die Besucher an. „Erst wenn die Sommerwolke wieder Schnee bringt - roten Schnee - ist die Gefahr vorüber. Ja, genauso verhält es sich. Achtet auf meine Worte! Seid vorsichtig!"
    Als er schwieg, drängte Kringsja: „Weiter, Vik! Gib uns mehr Hinweise! Hilf uns!"
    „Mehr kann ich nicht sagen. Ihr wißt, was ihr zu tun habt. Geht jetzt! Geht!"
    Vik verscheuchte sie.
    Holger Kringsja steckte ihm noch ein kleines Paket mit Brot und Schinken zu, dann wandte auch er sich ab und verließ mit den anderen die Höhle, um über den Pfad zu den Wartenden zurückzukehren.
    Vik kicherte, als sie fort waren. Zufrieden rieb er sich die spinnendünnen Finger über dem Feuer. Die Fellkapuze glitt zurück, und fast der ganze Umhang fiel von seinem Körper. Seine Züge veränderten sich und spiegelten nun grenzenlosen Haß und unendliche Grausamkeit wider. Sein Haupt war haarlos, und in den schwarzen Augenhöhlen funkelten Froschaugen. Aus dem halbgeöffneten Mund ragte nur noch ein einzelner Unterkieferzahn hervor.
    Die Physiognomie stimmte perfekt mit der Fratze der schaurigen Wesenheit überein, die auf dem Bildschirm der Fernsehapparate erschienen war: mit Luguri.

    Die drei Menschen standen hinter einem Fenster im Erdgeschoß des kleinen Hauses und blickten auf die Hauptstraße von Tingvoll. Es waren unterschiedliche Menschen: Sollia Vestre, eine Frau über Fünfzig mit verhärmtem Gesicht und reizlosem Körper; ihre hübsche blonde Tochter Laeibe; Ole Fjellstu, der Freund des Mädchens. Auch

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