094 - Der Teufel von Tidal Basin
Toten. Shale, Sie können ihm dabei helfen.«
Seine Blicke schweiften über die Menschenmenge. Ein paar Männer, die kein allzu gutes Gewissen hatten, drückten sich tiefer in den Schatten.
Plötzlich zog Elk einen Gegenstand unter dem Toten hervor.
»Hier - sehen Sie!«
Es war eine Dolchscheide, und Blut klebte daran. Mr. Mason nahm einen alten Briefumschlag aus der Tasche und verwahrte den Fund sorgfältig darin.
»Haben Sie das Messer auch gefunden?«
»Nein.«
»Was? Keine Waffe?« Mason sah sich nach der hohen Mauer um, die die Straße begrenzte. »Vielleicht hat es der Täter hier hinübergeworfen.«
»Verzeihen Sie eine Bemerkung«, sagte der Polizist Hartford und stand stramm.
»Warten Sie«, erwiderte Mason. »Dr. Marford, bitte, erzählen Sie mir, was Sie gesehen haben.«
Der Arzt fühlte sich sehr unbehaglich, als sich ihm alle Blicke zuwandten, und sprach nicht so sicher wie sonst.
»Ich kam aus meinem Sprechzimmer«, er zeigte etwas verlegen über die Straße, »und sah, daß zwei Männer aneinandergeraten waren - vorher gab es einen kurzen Wortwechsel. Ich ging wieder ins Haus und holte Hut und Regenmantel -«
»Damit Sie sich die Schlägerei in größerer Ruhe ansehen konnten?« fragte Mason freundlich.
Marford hatte seine Fassung wiedergefunden und lächelte.
»Nein, das stimmt nicht ganz. Schlägereien sind in dieser Gegend keine Seltenheit. Ich mußte ausgehen, um bei einer Entbindung zu helfen. Als ich wieder herauskam, verhaftete der Polizist gerade einen Mann . . .«
»Einen Augenblick«, sagte Mason scharf. »Haben Sie die beiden Leute erkennen können?«
»Nein, nicht deutlich, obwohl sich die Sache direkt meiner Haustüre gegenüber abspielte.«
»Die beiden haben sich jedenfalls den richtigen Platz ausgesucht, um gleich verbunden zu werden, wenn sie sich die Köpfe einschlagen. War einer davon dieser Tote?«
Marford konnte es nicht beschwören, nahm es aber an. Mit Bestimmtheit hatte er erkannt, daß der eine Mann im Gesellschaftsanzug war.
»Sie kennen ihn nicht?«
Marford schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, daß er hier fremd ist. Ich habe ihn jedenfalls noch niemals hier gesehen.«
Mr. Mason pfiff leise vor sich hin und sah starr unter das Kinn des Arztes. Marford glaubte, daß seine Krawatte nicht richtig säße, und bemühte sich, sie zu richten. Aber das war nur eine Spezialität des Chefinspektors.
»Hartford!« Er winkte den Polizisten heran. »Was haben Sie gesehen?«
Hartford legte grüßend die Hand an den Helm und stand stramm.
»Ich habe den Verstorbenen gesehen . . .«
Mr. Mason war unangenehm berührt. Weitschweifige Reden von Untergebenen konnte er nicht vertragen.
»Schon gut, mein Junge. Sie stehen hier aber nicht vor Gericht, und Sie brauchen den Toten daher auch nicht den Verstorbenen zu nennen und so weiter. Darauf kommt es hier gar nicht an. Haben Sie den Mann gesehen, bevor er zu Boden fiel?«
Hartford salutierte aufs neue.
»Jawohl. Er hielt mich an, als ich an ihm vorbeikam, und fragte mich, ob ich nicht einen Mann gesehen hätte, mit dem er eine Auseinandersetzung hatte. Ich verneinte.«
»Hat er den Mann näher beschrieben?«
»Nein.«
»Hat er sonst noch etwas gesagt?«
Der Polizist dachte einige Augenblicke nach und wiederholte dann seine Unterhaltung mit dem Fremden, so gut er sich auf sie besinnen konnte.
»Und Sie haben den Täter nicht gesehen? Sie müssen ihm doch direkt begegnet sein! Aber wahrscheinlich haben Sie wieder von dem Glas Bier geträumt, das Sie nach dem Dienst trinken wollen!«
Hartford wollte entrüstet antworten, aber er beherrschte sich.
»Nein. Als ich mich noch einmal nach ihm umdrehte, sah ich ihn hier unter der Laterne liegen und beobachtete einen anderen Mann, der sich davonmachen wollte. Ich verhaftete ihn sofort. Später kam der Doktor dazu. Der Verhaftete versuchte wegzulaufen, aber ich hatte ihn fest gepackt.«
Lamborn mischte sich ein und behauptete, daß er nur so schnell gelaufen sei, um rasch einen Doktor zu holen.
»Der Mann lag also schon auf dem Boden, bevor Sie ihn anrührten?« fragte Mason.
Der Gefangene schwur das mit den heiligsten Eiden, und eine Frau, die eine Kanne in der Hand trug, bestätigte seine Aussage. Sie hätte ebensogut schweigen können, aber der angeborene Sinn für Gerechtigkeit, den die Armen und Unschuldigen besitzen, überwog ihre sonstige Bescheidenheit. Der Chefinspektor winkte sie in die erste Reihe, so daß das Licht der Laterne ihr Gesicht voll traf. Ihrer
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