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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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äußeren Erscheinung nach machte sie einen guten Eindruck und schien eine ordentliche Frau zu sein. Sie hatte gesehen, wie der Fremde hinfiel, und wie Lamborn auf ihn zueilte. Mason sah sie nachdenklich an.
    »Was haben Sie denn in Ihrer Kanne?«
    Die Frage war ihr unangenehm.
    »Bier.«
    »Bier? Das ist aber merkwürdig. Warum tragen Sie denn um halb elf Bier über die Straße, Mrs. -?«
    »Albert«, erwiderte die Frau schüchtern.
    Sie hatte keine Erklärung dafür und behauptete nur, daß sie es nach Hause tragen wolle. Ein beifälliges Gemurmel ging durch die Menge, die sich gegen die Polizei auflehnte. Im Hintergrund sagte jemand: »Laßt die Frau in Ruhe!«
    Polizist Hartford war in heller Verzweiflung, denn er hatte etwas zu sagen, das ihm auf der Seele brannte, etwas Wichtiges, das den Sachverhalt sofort aufklären konnte.
    »Ich möchte noch bemerken, daß Lamborn etwas über die Mauer geworfen hat.«
    Mason schaute auf die Mauer, als erwarte er, daß von dort eine Bestätigung dieser Angabe kommen sollte.
    »So? Hat Lamborn das getan?« Er sah den Dieb durchdringend an und machte dann eine bezeichnende Bewegung mit dem Kopf. »Führen Sie ihn ab.«
    Zwei Polizisten brachten Lamborn trotz seines heftigen Protestes fort.
    »Sie müssen auch mit zur Wache«, wandte sich Mason an die Frau.
    In ihrer Aufregung hätte sie beinahe die Kanne fallenlassen. Sie sei eine verheiratete Frau mit drei Kindern, beteuerte sie, und habe noch nie in ihrem Leben etwas mit der Polizei zu tun gehabt.
    »Nun, dann machen Sie jetzt eben eine neue Erfahrung«, meinte Mason freundlich.
    Zum zweitenmal an diesem Abend kam ein Krankenwagen nach Tidal Basin, und es erschien auch noch ein Polizeiauto mit Beamten des Erkennungsdienstes, die nach Fingerabdrücken und anderen Spuren suchten. Die Mordtat verlor ihre Romantik und wurde zu einer nüchternen Tatsache, die man geschäftlich und wissenschaftlich behandelte.
    »Das ist glatter Mord«, sagte Mason zu seinen Untergebenen, als er auf seinen Wagen zuging. »Ein paar merkwürdige Einzelheiten sind allerdings dabei.«
    Plötzlich drängte sich eine Frau durch die Menge. Mason hielt sie zuerst für ein Mädchen, aber im Schein der Straßenlaterne erkannte er, daß sie ihre Jugend schon längst hinter sich hatte. Sie war totenbleich und starrte ihn mit weitaufgerissenen Augen an. Ihre Lippen zitterten, und sie konnte im ersten Augenblick nicht sprechen. Dr.
    Marford, der im Schatten stand, beobachtete sie neugierig. Er hatte Lorna Weston sofort erkannt.
    »Ist - er es - wirklich?« fragte sie mit gebrochener Stimme und schluchzte dann wild auf.
    »Wer sind Sie?« fragte Mason ruhig.
    »Ich bin - ich wohne hier in der Gegend.« Ihre Stimme war von Tränen erstickt, und sie rang sich die Worte mühsam ab. »Er hat mich heute abend besucht - und ich warnte ihn . . . vor der Gefahr. Ich - ich kenne meinen Mann! Er ist ein Teufel!«
    »Hat er denn diesen Mann hier ermordet?«
    Sie versuchte an ihm vorbeizukommen, aber er hielt sie zurück, obwohl es ihn Anstrengung kostete. Furcht und Schrecken verliehen dieser schwachen Frau übermenschliche Kräfte.
    »Ruhe, Ruhe! Vielleicht ist es doch nicht Ihr Freund. Wie heißt er denn?«
    »Donald . . .« Sie brach plötzlich ab. »Darf ich ihn sehen? ... Dann kann ich es Ihnen sagen.«
    Aber Mr. Mason ging methodisch vor und arbeitete nicht sprunghaft.
    »Sie haben gesagt, daß ein Herr Sie heute abend besuchte und daß Sie ihn vor Ihrem Mann warnten. Lebt Ihr Mann denn in dieser Gegend?«
    Sie sah ihn an, als ob sie seine Frage nicht verstünde. Mason bemerkte es und wiederholte seine Worte.
    »Ja«, erwiderte sie, aber ihre Stimme klang fast trotzig.
    »Wo wohnt Ihr Mann denn? Und wie heißt er?«
    Sie wurde unruhig und versuchte wieder, in die Nähe des Toten zu kommen.
    »Lassen Sie mich ihn doch einmal sehen«, bat sie. »Ich werde nicht ohnmächtig. Vielleicht ist er es gar nicht. Ja, ich bin jetzt sogar sicher, daß es sich um einen anderen handelt. Lassen Sie mich zu ihm!«
    Mr. Mason gab Elk ein Zeichen, und der Sergeant führte sie zu dem Toten. Sie sah auf ihn nieder und schwieg. Dann öffnete sie die Lippen, konnte aber nicht gleich sprechen.
    »Donald . . . ! Er hat es getan! Das Schwein! Der Mörder!« stieß sie endlich hervor.
    Elk fühlte, daß sie umsank, und fing sie noch rechtzeitig auf. Die Zuschauer verfolgten dieses Drama gespannt. Es war wohl wert, für eine solche Sensation seine Nachtruhe zu opfern.
    Mason sah sich um und

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