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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wurde. Angewidert ging er weiter, bis er zum Haus Nr. 9 kam. Der Schläfer, den er vorher gesehen hatte, saß tatsächlich noch auf den Stufen vor Gregory Wicks' Wohnung. Er kauerte dort und schnarchte regelmäßig.
    Michael wagte nicht, den gleichen Weg zurückzugehen, den er gekommen war. Er ging auf die andere Seite, fand aber trotzdem den Verrückten am Eingang der Gasse wieder.
    »Der alte Gregory ist zurück - schon seit einer Viertelstunde. Ein alter Mann wie er sollte eigentlich nicht mehr Chauffeur spielen. Und ich bin der einzige, der weiß, warum er das nicht tun sollte! Dr. Marford weiß es allerdings auch, aber er verrät seine Patienten nicht.«
    Dr. Marford stand in dem Ruf, Geheimnisse zu kennen, die anderen Leuten die Haare hätten zu Berge stehen lassen, wenn sie nur davon gehört hätten.
    »Was stimmt nicht bei dem alten Gregory Wicks? Das frage ich Sie.«
    Mit diesen Worten verschwand der alte Mann geräuschlos in der Dunkelheit. Entweder ging er auf Strümpfen, oder seine Füße waren nackt, denn man hörte keinen Laut, als er sich bewegte. Er wirkte so gespenstisch und unheimlich, als ob er der böse Geist dieser verrufenen Gasse wäre.
    Aber Mike hatte wenigstens etwas durch ihn erfahren, was er gern wissen wollte: Gregory war zurückgekommen, und zwar vor einer Viertelstunde. Langsam ging er zur Polizeiwache und sprach dort mit dem Sergeanten.
    »Nein, Dr. Rudd haben wir noch nicht gefunden. Die Strompolizei ist eifrig auf der Suche. Es besteht ja immer noch die Möglichkeit, daß er vielleicht nach dem Westen gegangen ist. Er hat eine Wohnung in der Nähe von Langham Place, und dort taucht er am Ende noch auf. Mr. Mason ist übrigens auf dem Weg hierher, wenn Sie ihn sprechen wollen.«
    »Warum kommt er denn zurück?« fragte Mike überrascht.
    Aber der Sergeant konnte ihm keine Antwort geben.
    Mike fühlte sich erleichtert, denn er brannte darauf, mit dem Chefinspektor zu sprechen.
    »Persönlich mache ich mir keine Sorgen um Rudd«, meinte der Sergeant. »Er ist ein merkwürdiger alter Kauz. Wie alt er eigentlich ist, weiß ich gar nicht. Aber wenn einer Geld hat, sollte er sich nicht in dieser Gegend herumtreiben.«
    »Hat er denn Geld?«
    »Eine Unmenge. Eine seiner Patientinnen ist gestorben und hat ihm ihr ganzes Vermögen vermacht. Wenn er ein besserer Arzt wäre, würde sie wahrscheinlich noch leben«, fügte er sarkastisch hinzu. Er hielt die Hand vor den Mund und gähnte. »Ja, Säcke voll Geld hat der Mensch. Treibt sich die ganze Nacht in den Klubs herum. Ich weiß es von meinen Kollegen, die immer dorthin geschickt werden. Da sieht man wieder einmal: Alter schützt vor Torheit nicht.«
    Nach einiger Zeit erschien Mason mit Bray und Shale. Er war in der besten Stimmung und sah so frisch aus, als ob er eben nach einem erquickenden Schlaf aufgestanden wäre. Mike begrüßte er in seiner jovialen Art. Aber als er die Meldung des diensttuenden Sergeanten erhielt, schwand das Lächeln aus seinem Gesicht.
    »Was, Rudd ist immer noch nicht aufgetaucht?« fragte er bestürzt.
    Den Polizeiarzt hatte er ganz und gar vergessen. Lange Zeit sprach er nicht, sondern stand vor dem Kamin und wärmte sich die Hände.
    »Übrigens regt mich das nicht so auf, wie es eigentlich sollte«, sagte er schließlich. »Rudd ist ein komischer Mensch, und ich ärgere mich mehr über ihn als über alle andern, obwohl ich es mir hoffentlich nicht merken lasse. Aber ich glaube wirklich nicht, daß man sich über sein Verschwinden beunruhigen sollte.«
    »Ich habe Ihnen aber eine Mitteilung zu machen, die Sie beunruhigen wird«, sagte Mike.
    Der Chefinspektor sah ihn scharf an.
    »Das klingt ja beinahe wie eine Drohung. Nun gut. Können wir in ein anderes Zimmer gehen, Bray?«
    Der Inspektor sah mißvergnügt drein, weil er nicht zu der Besprechung eingeladen wurde. Er konnte diese Zeitungsreporter, die sich mit der Aufdeckung von Verbrechen beschäftigten, nicht leiden, und er machte auch keine Anstrengung, seine Abneigung zu verbergen. Die Antipathie war aber gegenseitig, denn die Reporter schrieben in ihren Artikeln seinen Namen absichtlich falsch, oder sie erwähnten ihn überhaupt nicht.
    Hinter der verschlossenen Tür des Büros enthüllte Mike dem Chefinspektor seine geheimsten Vermutungen.
    »Ich habe auch schon daran gedacht«, entgegnete Mason, der gespannt zugehört hatte. »Ich will Sie nicht schulmeistern, Mike, oder den Versuch machen, mir Ihre Verdienste anzueignen, aber der alte Gregory Wicks ist

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