0940 - Die Zombie-Zeche
einfach.
Ich empfand die Atmosphäre in diesem noch relativ kleinen Schlafzimmer nicht als normal, eher als bedrückend. Die Luft roch auch seltsam, nicht nur abgestanden, sondern nach Erde.
Zwischen der Wand und der seitlichen Begrenzung des Betts gab es keinen großen Zwischenraum. Normal konnte ich nicht laufen, ich mußte schon schräg gehen und blieb neben dem Kopfkissen stehen.
Mrs. Benett hatte ihren Platz am Fußende nicht verlassen. Sie beobachtete mich ebenso gespannt, wie ich meine Blicke über das Gesicht des Schlafenden schweifen ließ.
Schlief er tatsächlich?
Die Augen hielt er geschlossen, der Mund war halb geöffnet, und plötzlich wußte ich, was mir im Unterbewußtsein schon die ganze Zeit über aufgefallen war.
Gordon atmete nicht!
Er lag da. Er war nicht tot, obgleich er nicht atmete. Es war ein Unding, es war einfach nicht zu begreifen für einen Menschen, der sich nicht mit solchen Phänomenen beschäftigte. Suko und ich dagegen erlebten solche Dinge häufiger, so daß sich mein Schock in Grenzen hielt. Ich spielte sogar ausgezeichnet, ließ mir nichts anmerken, als ich den Kopf drehte und die Frau anschaute.
»Schläft er?« fragte sie.
»Das kann man so sagen.«
»Etwas anderes habe ich auch nicht gemeint.«
Noch immer kam ich mit ihrer Reaktion nicht zurecht. Sollte sie denn nichts bemerkt haben? Das konnte und wollte ich nicht glauben.
Allmählich gelangte ich zu der Überzeugung, daß sie mir etwas vorspielte. Noch fehlten mir die Beweise.
Mein Blick streifte das Bettzeug, und beim zweiten Hinsehen fielen mir die Bewegungen des dünnen Oberbetts auf. Der Wind strich sicherlich nicht darüber hinweg. Daß die Decke Falten warf, lag einzig und allein an der Bewegung unter ihr, die von Bennet verursacht sein mußte.
Vom Zombie Bennet.
Noch einige Sekunden lang beobachtete ich das fließende Faltenmuster, dann senkte ich die Hand und faßte die Decke an ihrem linken oberen Ende an, direkt am Zipfel.
Etwas warten. Noch einmal Luft holen. Ich schielte nach links, wo Helma Bennet ungewöhnlich ruhig stand.
Ob sie etwas wußte?
Egal, ich blieb bei meinem Plan und zerrte die Decke mit einem heftigen Ruck zur Seite.
Was ich dann sah, wollte ich nicht glauben!
***
Es war Ken Bolder, der verschwundene Kollege, der Suko anstarrte. Ob er den Inspektor in seinem Zustand erkannt hatte, wußte Suko nicht. Für ihn aber stand fest, daß er sich nicht geirrt hatte. Auch der Schmutz im Gesicht des ehemaligen Kollegen konnte den alten Ausdruck nicht verzerren.
Suko hatte in den letzten Sekunden den Atem angehalten. Jetzt stieß er ihn zischend aus, und dieses Geräusch hörte auch die aus dem Boden kriechende Gestalt, denn sie zuckte für einen Moment zusammen und sah so aus, als wollte sie sich mit aller Macht gegen den menschlichen Feind werfen, was aber nicht passierte, denn noch umklammerte der schwere Boden den Großteil der Gestalt.
Aber die würde weiter aus diesem Hügel hervorklettern, und sie bewegte auch die Arme, um sich abzustützen, was ihr nur schwer gelang, weil der Boden einfach zu weich war und sie mit den Händen immer wieder tiefer einsackte.
Deshalb entstanden auch die rudernden Bewegungen, und sie griff immer wieder nach vorn, strampelte, ließ sich nicht beirren und strampelte sich frei.
Suko hatte seinen Standplatz nicht gewechselt. Nach wir vor hielt er die Lampe fest und schickte den schmalen Strahl gegen den aus dem Boden kriechenden lebenden Toten.
Lange hatte er nichts mehr mit diesen Zombies zu tun gehabt, jetzt aber waren sie wieder da, und Suko dachte daran, daß ein solches Wesen für ihn kaum eine Gefahr darstellte.
Mit einer geweihten Silberkugel konnte er die Gestalt auslöschen.
Das tat er noch nicht. Er wartete ab, um herauszufinden, was der Untote wollte.
Im Prinzip machten Zombies Jagd auf Menschen. Auch dieser würde den menschlichen Geruch wahrnehmen und sich danach richten. Das war die eine Seite. Suko rechnete auch damit, daß es noch eine zweite gab. Daß dieser Zombie nicht unbedingt auf sich allein gestellt war, sondern noch eine Kraft hinter sich wußte, die ihn leitete und der er absolut gehorchen mußte.
Was sich nun als echt herausstellte und was nur eine Annahme war, würde sich in den folgenden Sekunden ergeben.
Ken Bolder kroch weiter. Manchmal traf der Strahl auch seine Augen, er verfing sich in diesem beinahe toten Glas, zumindest sah es so aus wie tot, denn kaum ein Reflex entstand. Das war alles nicht normal für Suko,
Weitere Kostenlose Bücher