0940 - Die Zombie-Zeche
nicht schafften, denn die Macht der Peitsche hatte ihnen die Kraft genommen. Auch ihr Äußeres veränderte sich.
Waren sie vor dem Treffer noch glatt und ölig gewesen, so veränderte sich dies nun. Die Haut rauhte auf. Sie sah plötzlich stumpf aus, als hätte jemand die Glätte einfach weggeputzt. Sie paßten sich in ihrem Aussehen den grauen Zweigen an die auf dem Erdboden lagen, weil sie an den Bäumen keinen Halt mehr gefunden hatten.
Die anderen Aale huschten plötzlich davon. Sie alle schienen auf ein Kommando zu hören, denn sie taten so etwas Ähnliches, als wollten sie sich sammeln. Zusammenkommen, um sich zu beraten, aber diese Beratung bestand aus einer heftigen Flucht.
Die Dunkelheit schluckte sie. Suko hörte nicht mehr die raschelnden Geräusche, als sie davonhuschten, als wären sie nur ein böser Traum gewesen, den Suko erlebt hatte.
Zwei Tatsachen sprachen dagegen.
Da waren zum einen die verdorrten, wie ausgetrocknet wirkenden Aale, und zum anderen der Kopf des ehemaligen Kollegen, der auf dem Boden lag, das Gesicht verzerrt und den Mund geöffnet hatte, als wollte er noch einen Schrei ausstoßen.
Als makabres Detail war er zurückgeblieben, und es war kein einziger Tropfen Blut zu sehen.
Bevor Suko sich die Reste genauer anschaute, kümmerte er sich um die nähere Umgebung. Es konnte durchaus sein, daß sich eines der Wesen in der Dunkelheit versteckt hielt und nur darauf wartete, aus dieser Deckung angreifen zu können. Suko wollte auf keinen Fall gebissen werden. Ken Bolders Schicksal war ihm Warnung genug.
Kein Aal war zu sehen; es blieb ruhig, und Suko konnte in Ruhe betrachten, was die Dämonenpeitsche angerichtet hatte.
Es gab die Aale nicht mehr. Ihre Körper waren stark geschrumpft. Sie lagen da, als hätte man sie fortgeworfen. Es gab nur noch den Staub, den Abfall. Beinahe erinnerten sie ihn an einen Kunststoff, der aufgequollen war.
Er trat darauf.
Die ehemaligen Aale vergingen. Unter seinen Füßen wurden sie regelrecht plattgemacht.
Der Inspektor hob die Schultern. Eine Reaktion auf die Gedanken, denn er konnte sich keinen Reim auf die Existenz der Aale machen. Sie waren urplötzlich aufgetaucht. Er hatte nicht sehen können, woher sie gekommen waren, aber er ging einfach davon aus,, daß sie ihre Heimat und ihren Unterschlupf in der Erde hatten, wie auch dieser lebende Tote, der aus dem Hügel gekrochen war.
Zwei Hände hatte Suko gesehen, auch die Ansätze der Arme. Aber plötzlich hatte es sie nicht mehr gegeben. Da war er von den verfluchten Aalen überrascht worden.
Suko schüttelte sich, als er Bolders verbliebenen Kopf anleuchtete.
Es war kein Bild, das er sich unbedingt länger betrachten wollte. Aber es mußte einfach sein. Er wollte eine Erinnerung haben, denn er mußte auch mit seinem Freund John darüber sprechen. Wie lange der Kopf noch an dieser Stelle blieb, wußte er nicht. Die Aale konnten zurückkehren und ihn zerfressen, es war eben alles möglich.
Suko deckte ihn auch nicht ab. Er schaltete einfach die Lampe aus, und der Kopf verschwand. Es sah so aus, als hätte jemand ein schwarzes Tuch über ihn gestreift.
Der Inspektor drehte sich um. Erst jetzt wurde ihm wieder bewußt, wie allein er auf dem Gelände dieser Zombie-Zeche stand. Ein Grinsen huschte über seine Lippen, als er den Vergleich dachte. Zombie-Zeche war gut, paßte haargenau, auch wenn der Begriff ein wenig makaber war.
John und er hatten sich getrennt, um gemeinsam zuzuschlagen, aber das war eine Farce.
Er wußte nicht, wo John steckte, und John wußte nicht genau, wo er nach ihm suchen sollte. Dem Geisterjäger war schon klar, daß sich Suko auf dem Gelände der Zeche aufhielt, aber das war weitläufig.
Überraschungen konnten an jeder Ecke lauern, das war dem Inpektor klar.
Er ging einige Schritte auf die Kokerei zu und überlegte, ob es Sinn hatte, sie zu durchsuchen. Das Problem war bekannt. Er wußte nur nicht, woher seine Feinde kamen. Dabei konnte sich Suko nicht vorstellen, daß sie sich hier in der Dunkelheit und im Freien aufhielten. In der Dunkelheit schon, dann aber in einer, die tief unter dem Erdboden herrschte.
War dieses. Gelände verflucht oder magisch verseucht? Er mußte mit allem rechnen. Vor allen Dingen würde er nach einem Grund suchen müssen, denn von allein krochen diese Wesen nicht in der Umgebung herum. Seiner Meinung nach mußte einfach jemand existieren, der sie leitete und unter dessen Befehl sie standen.
Er war momentan mit seinem Latein am Ende.
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