0940 - Die Zombie-Zeche
der so heftig war, daß er ins Trudeln geriet und gegen die Haltestange an der rechten Seite geworfen wurde.
Er schleifte daran entlang, fing sich wieder, lief weiter, den Blick nach vorn auf die Wand gerichtet, wo die Leiter begann, die ihn nach unten führte.
Suko rannte noch schneller.
Krach umgab ihn. Der Boden leitete die Stöße nach oben, und wahrscheinlich brach nicht nur der Übergang auseinander, sondern der riesige Ofen gleich mit.
Es gelang Suko nicht mehr, normal zu laufen. Er schwankte von einer Seite zur anderen. Er hatte den größten Rest der Strecke hinter sich gebracht, aber die wenigen Schritte nahmen noch viel Zeit in Anspruch.
Suko mußte sich nach vorn werfen, um die Sprosse der Leiter zu erreichen, die er so fest umklammerte wie ein im Meer Treibender den Rettungsring.
Aber er hielt sich fest.
Der Weg nachunten begann.
Auch das wurde zu einer Tortur, denn das Zittern hörte auch hier nicht auf. Die Stöße folgten dicht aufeinander, als wollten sie die Leiter aus der Verankerung in der Wand reißen, und Suko hörte bereits das erste Knirschen, als sich die Haken in der Wand lockerten. Noch hielt das Gebäude die unterirdischen Stöße aus, denn woanders konnten sie nicht herkommen.
Suko kletterte zwar hastig nach unten, aber es war kein normales Klettern mehr. Er rutschte über die Sprossen hinweg. Dabei war es ihm egal, ob er sich die Knie stieß, die Schienbeine prellte und auch mal mit dem Kinn gegen eine Sprosse stieß. Er wollte so rasch wie möglich weg, den Boden erreichen, obwohl er sich dort auch nicht sicher fühlen konnte.
Die Hälfte hatte er geschafft, als er unter sich ein Grollen hörte, als wäre ein Gewitter dabei, sich in der Erde immer weiter fortzupflanzen, wobei es auf die Blitze verzichtete.
Suko nahm sich die wenigen Sekunden, um in die Tiefe zu schauen, aber dort war noch nichts zu erkennen.
Weiter!
Er keuchte. Metallstaub umgab ihn, den seine rutschenden Hände von den Sprossen gelöst hatten. Er spürte ihn im Gesicht, auf den Lippen und im Mund. Sein Weg nach unten wurde plötzlich von einer blechern klingenden Musik begleitet, die über ihm aufklang.
Er drehte den Kopf und sah, wie gefährlich bereits die Brücke und die Leiter über ihm schwankten. Es sah so aus, als würde hier alles aus der Verankerung gerissen und zusammenbrechen. Ihm blieb vielleicht eine Minute, wenn nicht noch weniger.
Suko erhöhte das Risiko. Er kletterte kaum noch, jetzt rutschte er die Sprossen hinab. Hin und wieder griff er zu, um sich abzustützen, dann aber ließ er los und fiel in die Tiefe.
Der Fall dauerte nicht sehr lange. Mit beiden Füßen prallte er auf und spürte den Rückstoß, der bis in seinen Kopf drang, als wollte er dort das Gehirn zerstören.
Er ging in die Knie, taumelte etwas zur Seite und hatte sich wieder gefangen.
Dieser Weg war geschafft. Jetzt konnte er geradewegs bis zum Ausgang rennen.
Er zögerte.
Etwas stimmte nicht und hatte ihn irritiert. Es hing mit dem Boden zusammen. Das Grollen kannte er schon. Diesmal hörte er es wieder, aber leiser, als wäre er dabei, als Echo zurückzukehren, um sich noch einmal in Erinnerung zu bringen.
Es blieb nicht bei den akustischen Merkmalen. Suko spürte auch sehr genau, wie sich der Boden bewegte und sich diese Bewegungen zuerst auf seine Füße und dann auf seinen gesamten Körper übertrugen, als sollte er durchgeschüttelt werden.
Er stand nicht in der Mitte der Halle, sondern noch ziemlich nah an der Wand. Er wollte herausfinden, ob sich unter seinen Füßen etwas verändert hatte, nahm wieder die Lampe und leuchtete in einem Halbkreis nach vorn.
Der Boden was schmutzig gewesen, das war auch so geblieben, aber es hatte sich trotzdem etwas getan.
Als wäre eine Riesenspinne dabeigewesen, ein Netz zu weben, so zogen sich die Spalten und Risse quer und längs über den Untergrund hinweg, als wollten sie ihm eine Zeichnung präsentieren und ihm mitteilen, welche Kräfte noch in der Tiefe lauerten, gegen die Suko als kleiner Mensch nicht ankam.
Er mußte raus aus dieser Falle. Ob es draußen besser war, wußte er nicht, aber dort war er nicht eingeengt. Da standen ihm andere Möglichkeiten zur Verfügung, auch wenn er mittlerweile davon ausging, daß dieses große Gelände unterwandert war.
Die Lampe ließ er brennen. Sie gab nur wenig Licht. Es mußte ausreichen, um Hindernisse erkennen zu können, die sich innerhalb kürzester Zeit vor ihm auftaten.
Bisher hatte der Untergrund nur Risse gezeigt.
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