0940 - Die Zombie-Zeche
Wie leicht aber konnten diese bei einem nächsten Angriff zu Spalten werden und bei einem übernächsten zu regelrechten Löchern und Schluchten. Was sich bisher unter der Erde verborgen gehalten hatte, wollte nun mit aller Macht an die Oberwelt und ließ sich durch nichts aufhalten.
Auch Suko nicht.
Er wurde zu einem Sprinter, hob bei jeder Vorwärtsbewegung die Beine immer sehr weit an, aber er war nicht schneller als das dumpfe und unheimlich klingende Grollen aus der Tiefe, das hinter ihm entstanden war.
Es holte auf, und Suko konnte dem Unheil jetzt nicht mehr entwischen.
Die Erde verlor ihre Festigkeit und Härte. In den folgenden Sekunden wurde sie für Suko zu einem schwankenden Ponton, auf dem er sich nur schlitternd bewegen konnte, zur Seite lief, denn vor ihm entstand wie aus dem Nichts ein Spalt!
Er wäre hineingerutscht. Durch das seitliche Ausweichen war dieser Kelch an ihm vorübergegangen, und er prallte mit der Schulter gegen die Wand.
Suko drehte sich dort weiter. Er wollte weg, aber die nächste Lücke entstand bereits vor ihn. Etwas zischte daraus hervor. Dunkler Staub, wie zerkleinerte Kohlen. Er bewegte sich als Wolke weg, aber der Spalt im Boden blieb und sah aus wie ein krummer Reißverschluß.
Suko mußte sich etwas Zeit nehmen. Noch stand er auf festem Boden.
Er ließ den Strahl wandern, der seinen Weg durch den Staub fand und ihm auch zeigte, wie schwer er es haben würde, den Eingang zu erreichen.
Der Vergleich mit einer Eisfläche kam ihm in den Sinn. War sie von einer knappen halben Stunde noch kompakt gewesen, so hatte sie nun Risse bekommen. Sie war in zahlreiche Einzelschollen gespalten worden, die allerdings nicht wegtrieben, sondern blieben und dabei noch mehr Druck bekamen, so daß die Gefähr bestand, daß sie sich immer weiter verkleinerten und Sukos Gewicht nicht mehr halten konnten.
Wohin?
Nach vorn.
Den Spalt überspringen. Auf der nächsten »Scholle« landen, sich dort abstoßen, wieder über einen Graben springen und den nächsten Halt suchen.
Das war die einzige Chance.
Suko startete.
Er fegte über die Lücke hinweg, schaute auch nicht in sie hinein und konzentrierte sich auf die Landung, was mit einer Rutschpartie auf dem Schmierboden verbunden war.
Aber er fiel nicht hin, fing sich wieder ab und suchte sich das nächste einigermaßen sichere Stück aus.
Den Ausgang sah er auch. Er lag nicht weit entfernt, für ihn aber zu weit, denn es gab diese Gräben und Schluchten, die darauf lauerten, den Inspektor zu verschlucken.
Auch der alte Schienenstrang war in Mitleidenschaft gezogen worden.
Der Boden hatte sich unter dem Druck geöffnet und das Gleis in die Höhe gebogen und es dabei an einer Stelle zerrissen. Zwischen den beiden Hälften klaffte eine Lücke von zwei Metern, ebenso breit wie die darunter liegende Schlucht.
Suko hörte das erneute Grollen. In der Tiefe der Erde schien ein zorniges, urwelthaftes Monster zu sitzen, das sich endlich freie Bahn schaffen wollte.
Gestein krachte hinter ihm zusammen. Die Laute wühlte sich wie ein heller Donner in seine Ohren, und sie waren auch zugleich Warnung genug.
Suko lief einige kleine Schritte vor. Bevor ihn der Donner und die damit verbundene Veränderung erreichen konnte, hatte er sich schon abgestoßen und landete auf der nächsten Platte.
Der harte Aufschlag, das Abfedern, es war alles wie vorher, und doch veränderte sich die Welt um ihn herum mit einem gewaltigen Schlag.
Hinter dem Rücken hörte er das Krachen. Er drehte sich um, weil er wissen wollte, was dort passiert war, und er sah, wie sich der Boden nahe des gewaltigen Ofens in die Höhe wölbte. Da war das Gestein einfach nicht hart und widerstandsfähig genug. Die Kraft aus der Erde kam voll durch und degradierte alles andere zu einem Spielball.
Suko schaute aus großen Augen zu. Staub nebelte ihn ein. Er verlor die Orientierung und wagte es aber nicht, sich weiter nach vorn zu bewegen, um auf die nächste Platte zu springen.
Der Staub senkte sich nur langsam. Suko leuchtete schon, bewegte den Strahl hektisch von einer Seite zur anderen, um möglichst viel erkennen zu können.
Was er sah, bestätigte seine Befürchtungen. Die unheimliche Macht aus den Tiefen der Erde hatte es geschafft und ihr Gefängnis verlassen. Sie war nach oben geströmt, und durch den breiten Strahl drückte sich eine ölige, widerliche und teerartige Masse ins Freie…
***
Wie sich doch die Bilder glichen. Es war wie schon einmal, wieder war ich mit Helma
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