0940 - Die Zombie-Zeche
erfaßt.
Früher war das Areal durch einen Zaun abgeteilt worden. Der existierte nicht mehr, so konnte Suko den Rover auf das Gelände lenken, und er sah die Dunstfahnen zwischen alten Ruinen und aufgetürmten Erdhügeln hinweggleiten.
Die großen Halden lagen jenseits des Förderturms. Er malte sich in der Dunkelheit wie eine Plastik aus Metall ab. In seinem Schatten stand ein mächtiges Gebäude, ebenfalls sehr düster, es war die frühere Kokerei der Zeche.
Abgerissen worden war nichts. Man ließ alles stehen und verrotten. Es hatte siöh auch kein Geldgeber gefunden, der in dieses Gelände investierte, um andere Industrieanlagen zu bauen. Dafür lag die Zeche einfach zu weit vom Schuß. Die verkehrstechnischen Bedingungen waren nicht ideal. Zwar gab es noch die Schienen der ehemaligen Zechenbahn, sie aber waren längst verrottet oder unter Unkraut verschwunden.
Die Schienen endeten an einem kleinen Bahnhof, der war ebenfalls stillgelegt worden. Die Zeche war gestorben, mit ihr das gesamte Umland.
Suko fuhr den Wagen so tief in das Gelände hinein, bis die Scheinwerferkegel auf die Außenwand der Kokerei ihr helles Bild malten.
Dann stieg er aus. Das Licht hatte er ausgeschaltet, die Tür war geschlossen, und er fühlte sich von der Dunkelheit und den Dunstfahnen umgeben.
Er atmete die kalte Luft ein. Er sah den Boden feucht schimmern. Er glaubte auch, den alten Geruch wahrzunehmen, nach verbrannter Erde oder verkohltem Holz. Es konnte durchaus sein, daß sich das Zeug in den Wänden der Kokerei gehalten hatte.
Suko wunderte sich immer wieder darüber, wie einsam ein Gelände neben einem normalen Ort doch liegen konnte. Er kam sich allein vor.
Die Lichter waren verschwunden oder vom Dunst aufgesaugt worden. Es gab wirklich nichts mehr zu sehen, ausgenommen die Reste der Zeche und natürlich das Gebäude der Kokerei.
Er überlegte, wie er vorgehen sollte. Sich das Innere der Kokerei anschauen, das brachte nur bedingt etwas. Die Menschen waren verschwunden.
Etwas hatte sie geholt, das sich auf diesem Zechengelände befand, und es konnte durchaus sein, daß es sich im Freien oder auch unter der Erde versteckt hielt.
Gänge, Stollen, Schächte waren in genügender Zahl vorhanden. Ein altes Labyrinth bot ideale Möglichkeiten, um sich zu verstecken.
Nicht nur Menschen würden sich dort verkriechen, sondern auch andere Wesen.
Aber welche?
Suko wollte sich darüber keine Gedanken machen. Er hatte die Kokerei an ihrer Schmalseite umrundet und bewegte sich mit langen Schritten auf zwei grüne Hügel zu, die aus Halden entstanden waren.
Der Boden war ziemlich feucht geworden, da hatte Helma Bennet nicht zuviel versprochen. Altes Laub bedeckte ihn ebenso wie abgerissene Zweige oder morsche Äste, die einen Sturm nicht widerstanden hatte.
Suko wollte sich nicht unbedingt im Dunkeln fortbewegen und hatte seine Lampe hervorgeholt. Es war nur ein schmaler Streifen Licht, der ihm den Weg wies und wie ein geisterhaft kalter und heller Finger durch die Gegend strich.
Eine tote Natur holte er aus dem Dunkeln hervor. Schon blattlose, knorrige Äste und Zweige, die zu Bäumen gehörten, deren Zustand man nicht eben als gesund bezeichnen konnte.
Suko ging weiter, bis er den Rand des Hügels erreichte, und blieb dort zunächst stehen. Er wollte es sich überlegen, ob er die Halde hochging oder nicht.
Die Stille des Abends mochte normal sein, Suko aber empfand sie als bedrückend.
Sie saugte alles auf; sie war wie ein Tier mit unheimlichem Rachen.
Der Dunst hatte dazu beigetragen, aber auch das langsame Sterben der Natur, die Jahreszeit, die Melancholie und der Geruch nach Verbranntem, der sich nicht fortwehen ließ.
So gut es ging, leuchtete Suko den Hang hoch. Er hätte einen stärkeren Scheinwerfer gebraucht, aber auch der schmale Lichtstrahl schaffte es, einige Tiere zu erschrecken, die sich bisher im tiefen Gebüsch verborgen gehalten hatte.
Sie huschten davon. Das Trappeln und Rascheln ließ darauf schließen, daß es Mäuse oder Ratten waren, die sich durch das unnatürliche Licht gestört fühlten.
Suko allerdings störten sie nicht. Er hatte seine eigenen Probleme, denn er fragte sich mittlerweile, ob es eine gute Idee gewesen war, durch die Dunkelheit auf dem Zechengelände zu laufen und darauf zu hoffen, eine Spur zu finden.
Er hätte sich lieber auf einen bestimmten Punkt konzentrieren sollen, der aber war nicht zu finden gewesen, denn auch sein Freund und Kollege John hatte sich zusammen mit Gordon
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