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0940 - Geburt einer Dunkelwolke

Titel: 0940 - Geburt einer Dunkelwolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht gewollt haben! Und doch weiß ich, daß sie für die über meine Heimat hereinbrechende Katastrophe verantwortlich sind.
    Ich sehe, wie sich meine Artgenossen und -genossinnen unter dem Ansturm einer geistigen Macht krümmen. Sie brüllen vor Schmerz und zerren an ihren Körpern, als wollten sie sich zerfleischen, um so den körperlosen Zustand zu erreichen und den Glücklichen folgen zu können. In mir krampft sich alles zusammen, obwohl ich nicht dieselbe Qual empfinde.
    Ich stemme mich gegen die psychische Macht und eile meinen Brüdern und Schwestern entgegen. Da kniet ein Läanderom auf einer Plattform. Seine Finger verkrallen sich im porösen Fels. Er schreit animalisch und schlägt den Kopf immer gegen den Stein. Ich greife nach ihm und versuche ihn festzuhalten. Er erschauert unter meiner Berührung, aber wenigstens beruhigt er sich.
    „Komm, ich bringe dich in den Wohnberg. Dort bist du in Sicherheit", rede ich ihm zu und geleite ihn zum nächsten Portal.
    Er ist nun ganz ruhig, doch wirkt er abwesend und geht wie in Trance neben mir einher. Ich lasse ihn los, und er setzt seinen Weg alleine fort.
    Ich kehre ins Freie zurück und kümmere mich um die anderen, die sich wie unter Schmerzen auf dem Boden winden und sich mit bloßen Händen entleiben möchten.
    „Geduldet euch", rede ich ihnen zu und führe auch sie’in den Wohnberg. „Ihr werdet eines Tages ebenfalls den Weg in die Dunkelwolke finden und die nächsthöhere Existenzebene erreichen."
    Ich habe mich längst an das beständige Rauschen in meinem Kopf gewöhnt. Auch viele andere Läander haben wieder zu sich selbst zurückgefunden, und sie unterstützen mich bei dem Bemühen, jene, die schlechter dran sind, in die vermeintliche Sicherheit des Wohnbergs zu bringen.
    Als sich dort einige hundert versammelt haben, geselle ich mich zu ihnen. Sie sind ungewöhnlich ruhig, apathisch fast. Ich spreche zu ihnen, doch sie scheinen mich nicht zu hören.
    „Kommt, ich zeige euch die Schätze, die Tezohr und seine Schüler uns hinterlassen haben."
    Sie folgen mir wie eine Herde willenloser Tiere. Ihr Anblick macht mich bange. Was ist mit ihnen geschehen?
    Der Wohnberg liegt verlassen da. In den Hallen und Gängen stehen nur die verschiedengeformten Psychode, die Tezohr und seine Schüler bei ihrem Abgang hinterlassen haben. Es sind erhabene Kunstwerke, wunderschön geformte Kleinode und stattliche Monumente. Und kein Psychod gleicht dem anderen, jedes hat eine andere Form und eine andere Ausstrahlung. Ihre parusischen Sendungen überschwemmen meinen Geist und drohen, ihn hinwegzuspülen.
    Ein Schrei! Und dann noch einer. Plötzlich ist das Gewölbe von einem wirren Gekreische erfüllt. Die Läander, die gerade noch so ruhig und apathisch gewesen waren, werden auf einmal ganz konfus.
    Das Entsetzen hat sie gepackt. Sie schlagen aufeinander ein, stürzen sich auf die Psychode und schleudern sie von sich und brüllen vor Qual. Einige wechseln das Geschlecht oder verharren im Zwischenstadium, von Animus und Anima verlassen. Die Panik weitet sich aus, nimmt immer groteskere Formen an. Sie irren verstört umher, bis sie einen Fluchtweg finden und entschwinden.
    Ich bin erschüttert. Als alles vorbei ist und die Ruhe zurückkehrt, bin ich nur noch von einer Handvoll Läandern umgeben.
    „Was geschieht mit uns?" werde ich gefragt. „Ist das das geistige Erbe unserer körperlosen Artgenossen?
    Haben Tezohr und seine Schüler uns den Wahnsinn vermacht?"
    „Ihr seht, daß nur die Schwachen davon betroffen sind", erwidere ich. „Ihr, die ihr stark seid, könnt die parusischen Sendungen unbeschadet verkraften. Ich bin sicher, daß dies nur ein Übergangsstadium ist und sich der psychische Aufruhr der anderen ebenfalls bald legen wird. Bis es soweit ist, müssen wir den Betroffenen helfen."
    Es stoßen noch weitere Läander zu unserer Gruppe, die stark genug sind, die parusischen Sendungen der Psychode nicht als Qual zu empfinden.
    Sie berichten, daß sich die Lage allmählich beruhigt und der Amokläufer immer weniger werden. Das stärkt meine Zuversicht und nährt meine Hoffnung, daß es sich wirklich nur um ein Übergangsstadium handelt.
    Doch bald darauf erreichen mich Berichte, die diese Hoffnung wieder zerstören. Darin heißt es, daß viele Läander abstumpfen und kaum ansprechbar sind. Es ist, als hätte der Psycho-Sturm, der aus dem Staubmantel über Ailand hinweggefegt ist, ihre Sinne gelähmt und ihren Geist zersetzt.
    Ich lasse mir einige der

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