0940 - Geburt einer Dunkelwolke
Betroffenen vorführen. Sie brüllen nicht mehr vor Schmerz, und sie scheinen die Ausstrahlung der Psychode nicht mehr als störend zu empfinden. Die meisten von ihnen sagen aus, daß sie überhaupt keine Sendungen mehr empfangen. Einige von ihnen sprechen wirr, die meisten haben ihren Animus hervorgekehrt.
Ich vermute, daß sie dies taten, weil sie instinktiv erkannten, daß ihr männliches Temperament unempfindlicher für die Parusie der Körperlosen ist.
Ich bin entsetzt versuche aber, dies die anderen nicht merken zu lassen. „Es wird sich alles von selbst regeln", versichere ich, ohne jedoch vorbehaltlos daran glauben zu können. „Das ist nur ein Übergangsstadium."
*
Im Wohnberg herrscht wieder geheiligte Stille. Ich wandere durch die Hallen mit den Psychoden und habe das Gefühl zu schweben. Die Ausstrahlung der paraplasmatischen Kunstwerke hüllt mich in eine Aura des Friedens.
Mein Geist hat sich so weit gefestigt, daß ich es steuern kann, ob ich die Sendungen empfangen will oder nicht. Es ist mir nunmehr möglich, die Parusie bestimmter Psychode herauszufiltern und in mich aufzunehmen, während ich die anderen ignoriere.
Ich bin durch den Kontakt zu Tezohr schon weiter als die meisten meiner Artgenossen. Aber mit Geduld und Ausdauer könnten auch sie so weit kommen. Ich erreichte die Halle, in der sich Tezohr zusammen mit Phora und den anderen Lieblingsschülern versammelt hatte, um den entscheidenden Schritt zu tun. Hier finden sich über fünfzig Psychode auf engstem Raum, eines phantasievoller als das andere gestaltet und alle von starker Ausdruckskraft. Aber ich erkenne Tezohrs Psychod sofort. Es ist von schlichter Einfachheit, ein Ellipsoid von geringer Größe. Man kann es zwischen zwei hohlen Händen fast verschwinden lassen. Aber gerade diese einfache Form hebt es von den phantastischen Gebilden ab und macht es zu etwas Besonderem. Ehrfürchtig lasse ich mich davor nieder und sage: „Wenn es wahr ist", Tezohr, daß du nicht wirklich fortgegangen bist, wenn) du dein Versprechen gehalten hast und immer für uns, die wir nicht mit euch gehen konnten, da sein willst, dann mußt du mich jetzt hören können."
Ich mache eine kurze Pause - nicht weil ich auf eine Antwort oder ein Zeichen warte, sondern um meine nächsten Worte gut zu überlegen. Ich spreche sie gar nicht aus, ich denke sie.
Was ist passiert, Tezohr, daß die Läander so zu leiden haben? Was geschieht mit ihnen? Wieso wirkt sich. die Ausstrahlung der paraplasmatischen Sphäre, die ihr geworden seid, und die Parusie eurer paraplasmatischen Kunstwerke so negativ auf sie aus?
Wenn Tezohr in seinem Psychod gegenwärtig ist, dann muß er antworten. Und er tut es. Eine Kraft strömt aus dem Psychod auf ‘mich über, die meine Fragen beantwortet und mich gleichzeitig stärkt.
Tezohr läßt mich wissen, daß eine Million Geister nicht ausreichen, um eine paraplasmatische Sphäre zu schaffen, die Anspruch auf Vollkommenheit erheben kann. Das paraplasmatische Gebilde weist viele Lücken auf, ist instabil und entgleitet der Kontrolle der Körperlosen. Sie sind nicht stark genug, um sich selbst in der Gewalt zu haben. Deswegen kommt es zu unerwarteten Nebeneffekten wie den Psycho-Stürmen auf Ailand, die den weniger reifen Läandern so zusetzen. Zum Glück liegt Ailand nur in der Randzone der paraplasmatischen Sphäre, so daß die Läander die Auswirkungen nicht mit voller Wucht zu spüren bekommen. Aber mit zunehmender Dichte des Staubmantels nimmt auch das paraplasmatische Chaos zu, und die entfesselte Geisteskraft der eine Million Körperlosen äußert sich in mörderischen energetischen Eruptionen.
Ich erfahre, daß kein Wesen meiner Dimension ein Vordringen in den Staubmantel überleben würde. So schlimm die Zustände auf Ailand - und in ganz Arla Mandra scheinen, es ist nur ein Vorgeschmack dessen, was man in der paraplasmatischen Sphäre zu erwarten hat.
Und Tezohr richtet den dringlichen Appell an mich, daß wir anderen ihm und seinen Schülern bald nachfolgen sollen. Denn nur wenn wir geschlossen in die paraplasmatische Sphäre aufgehen, kann sie die erforderliche Homogenität erreichen und eine ganz bestimmte Funktion-erfüllen.
Das ist auch die uns zugedachte Bestimmung!
„Ich bin bereit!" versichere ich, als ich merke, wie Tezohr mir immer ferner wird. Ich spüre noch die parusische Sendung seines Psychods, aber den Kontakt zu seiner Person habe ich verloren.
Ich unternehme einen zweiten Versuch, mit Tezohr in
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