0942 - Der Margor-Schwall
das Gespräch beendet, denn es bewegte sich auf gefährlichem Terrain. Eine unachtsame Bemerkung konnte alles noch im letzten Moment gefährden. Wenn Jenny die Wahrheit ahnte, warum schwieg sie dann nicht! Es war doch auch in ihrem Interesse. „Ihr wollt Margor auf diese Weise in den Tod treiben", sagte Jenny. „Aber ist der Preis von fünftausend Menschenleben nicht etwas zu hoch?"
Sprich nicht weiter, Jenny, dachte Eawy, du zerstörst sonst noch alles so knapp vor der Entscheidung. „Margor muß es tun", sagte Eawy mit bebenden Lippen. „Ihr könnt es verhindern", erwiderte Jenny. „Wo ist Tezohr? Was habt ihr mit dem Syntho gemacht?"
„Nichts." Eawy schüttelte verzweifelt den Kopf. Sie mußte Jenny ein Zeichen geben, damit sie verstand. Eawy fuhr fort: „Tezohr ist in seinem Psychod aufgegangen. Und da Mar-gor sich damit beschäftigt hat, ist Tezohr in ihm. Und das ist gut so."
Begreif doch endlich, Jenny!
Und Jennifer Thyron schien endlich begriffen zu haben.
Eawy ter Gedan atmete auf. Die Paratender schienen den Inhalt ihres Gesprächs nicht verstanden zu haben.
Die Paratender wußten nicht, daß Boyt Margor in Wirklichkeit ein Produkt der Präzwotter war.
Sie hatten ihn mit parapsychischen Fähigkeiten ausgestattet und nach ihrem Willen geformt, damit er eines Tages zu ihnen in die paraplasmati-sche Sphäre aufging. Margor war die fehlende Komponente, die das Chaos in der paraplasmatischen Sphäre beilegen und sie zu einem vollkommenen Gebilde machen sollte. Wenn Margor keine Negativeigenschaften entwickelt hätte, dann wäre er längst schon seiner Bestimmung nachgekommen.
Jenny und Tek kannten die Zusammenhänge. Sie wußten auch, daß sie, Eawy, Bran und Dun, als eine Art Regulatoren für Margor gedacht gewesen waren. Aber auch sie hatten ihrer Aufgabe nicht nachkommen können, weil eine Entwicklung eingetreten war, die die Präzwotter nicht vorhersehen konnten. Sie, Eawy, Dun und Bran, hatten nichts anderes getan, als diese Entwicklung im letzten Augenblick durch ihr Eingreifen zu korrigieren. Boyt Margor konnte die ihm zugedachte Bestimmung nur erhalten, wenn er sich im Einflußbereich aller Psychode befand - und wenn es dazu innerhalb der paraplasmatischen Sphäre kam.
Diese Voraussetzungen waren gegeben. Nun mußte man den Dingen ihren Lauf lassen. Tezohr hatte zu ihnen gesprochen und gesagt, daß dies die letzte Chance sei, die para-plasmatische Sphäre zu vervollkommnen. Tezohr hatte aus diesem Grund seine Gestalt aufgegeben und war in sein Psychod zurückgekehrt, um Margor besser beeinflussen zu können. Er baute dabei auf Unterstützung durch das Psychod, das Margor seit seiner Geburt als Amulett um den Hals trug und aus dem ein Zwotter zu winken schien. Es handelte sich dabei um Khara-Kha-rands Psychod, dessen Parusie Te-zohrs Sendungen verstärken sollte.
Margors geistige Verwirrung war zum Großteil auf Tezohrs Einfluß zurückzuführen. Für Eawy war es gleichzeitig ein untrügliches Zeichen dafür, daß Margor die gewünschte Entwicklung durchmachte. Es fehlte nicht mehr viel, bis er alle Voraussetzungen mitbrachte, um die fehlende Komponente für die paraplas-matische Sphäre zu bilden.
Jennifer Thyron mußte das doch erkennen!
Ein Blick in die Augen von Ronald Tekeners Frau zeigte Eawy, daß sie endlich verstand.
Jenny wußte nun Bescheid. Jetzt sah sie alles ganz klar und durchschaute die Handlungsweise der drei Gäa-Mutanten. Aber da wurde sie durch einen Schrei aus ihren Gedankengängen gerissen.
Boyt Margor sprang von seinem Platz und schleuderte die SERT-Haube von sich. Er sah endgültig ein, daß er nicht in der Lage war, den riesigen Kugelraumer durch den Staubmantel der Provcon-Faust zu lotsen. Er schrie und weinte wie ein kleines Kind. Er kümmerte sich nicht um seine entsetzten Paratender, versuchte nicht erst, die Haltung zu wahren. Er schluchzte, zitterte am ganzen Korper, krümmte sich wie unter unsichtbaren Schlägen.
Dann stürzte er mit einem letzten Aufschrei zum Antigravschacht und verschwand darin. Jenny wußte, daß er bei seinen Psychoden Schutz suchen wurde. „Ihr habt euer Ziel erreicht", sagte Jenny zu Eawy ter Gedan, „Aber was soll jetzt aus dem Schiff werden -und aus uns?"
Wie als Antwort ging eine Erschütterung durch die Kommandozentrale. Die Bildschirme verdunkelten sich, die Beleuchtung flackerte. Die Alarmsirene heulte auf.
Die MOONBEAM trieb führungslos im Mahlstrom des paraplasmati-schen Staubmantels. Das Ultraschlachtschiff mit
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