0942 - Der Margor-Schwall
Provcon-Faust. Ein glattes, rundes Hohlgebilde, befriedet und zufrieden.
Der Suchende war zur Ruhe gekommen. Ein Kreis hatte sich nach Hunderttausenden von Jahren geschlossen.
*
Ronald Tekener setzte alles auf eine Karte. Wenn das Raumschiff im Mahlstrom der paraplasmatischen Sphäre zermalmt wurde, hatte er ohnehin nichts mehr zu verlieren. Gerade als die MOONBEAM wieder von einem Beben erfaßt wurde, überrannte er seine Wächter und stürmte zum Antigravschacht. Die Paratender reagierten überhaupt nicht, richteten nicht einmal die Waffen auf ihn.
Bevor Tekener im Antigravschacht nach unten sank, sah er auf dem Panoramabildschirm, wie der HÜ-Schirm zu flackern begann.
Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, bis der Energieschirm endgültig zusammenbrach und sie den kosmischen Gewalten schutzlos ausgeliefert waren. Der Kommandant bemühte sich verzweifelt, das Ultraschlachtschiff unter Kontrolle zu bringen. Aber er stand auf verlorenem Posten. Tekener wußte es, ihre Lage war aussichtslos.
Er konnte selbst nicht genau sagen, warum er ausgebrochen war. Aber irgendwie störte es seinen Gerechtigkeitssinn, daß Margor, der sie in diese Situation gebracht hatte, sich so einfach der Verantwortung entziehen wollte. Er würde den Mutanten zur Rechenschaft ziehen, und wenn es das letzte war, was er in diesem Leben tat.
Er erreichte das Deck, auf dem sich der Laderaum mit den Psychoden befand. Tekener war sicher, daß sich Margor dorthin zurückgezogen hatte. Wohin denn sonst?
Er begegnete einigen Paratendern, aber sie stellten sich ihm nicht in den Weg. Sie waren starr vor Schreck. Da war das große Schott. Es standen keine Wachtposten davor. Aber als Tekener das Schott öffnete, sah er sie. Oder, genauer gesagt, das, was von ihnen übriggeblieben war. Zwei geschrumpfte, wie mumifizierte Körper, die nur noch wenig Ähnlichkeit mit Menschen hatten und aussahen wie verdorrte Wurzeln. „Margor!"
Tekener stürzte in den Laderaum. Aber er kam zu spät. Die Luft um ihn schien zu Eis zu erstarren.
Margor, der inmitten der Psychode schwebte, wurde zusammen mit den paraplas-matischen Kunstwerken rasch kleiner. Er stürzte mitsamt den Psychoden einem Mittelpunkt zu, der in fernen, übergeordneten Räumen zu liegen schien. Und dann vergingen sie alle gleichzeitig in einer lautlosen Implosion.
Tekener war wie vor den Kopf geschlagen. Margor und die Psychode hatten sich in Nichts aufgelöst.
Wohin waren sie verschwunden? Er spürte, wie sein Pulsschlag langsamer wurde, die Ausstrahlung des Zellaktivators wirkte sich beruhigend auf seinen Körperhaushalt aus. Langsam begann er zu begreifen, wovon er gerade Augenzeuge geworden war. Aber noch war es nicht mehr als nur eine dumpfe Ahnung; zu plötzlich war alles gekommen.
Auf dem Rückweg zur Kommandozentrale traf er nur auf apathisch wirkende Paratender. Es sah aus, als hätten sie Margors Vergehen geistig miterlebt.
Einer der Paratender streckte die Hand nach Tekener aus, der sofort Abwehrstellung einnahm. Doch ein Blick in die Augen des Paratenders ließ ihn sich sofort wieder entspannen. Von diesem Mann drohte keine Gefahr mehr, alle Paratender waren nur noch Schatten ihrer selbst. „Ich glaube", sagte der Mann unsicher, „es ist von mir abgefallen. Ich fühle mich so leer ..."
Tekener klopfte ihm auf die Schulter, ließ ihn stehen. Er kam auf seinem Weg zum Antigravschacht an Paratendern vorbei, die sich an den Wänden abstützten, benommen ihre Kopfe schüttelten, einfach am Boden kauerten und vor sich hin starrten. Sie alle mußten wissen, daß es Margor nicht mehr gab.
Was würde aus ihnen werden?
In der Kommandozentrale herrschte eine ähnlich deprimierende Stimmung. Nur daß die diensthabende Mannschaft beschäftigt war und keine Zeit zum Grübeln hatte. Alle Mann waren auf dem Posten, der Kommandant saß am Hauptschaltpult und erweckte den Eindruck eines Virtuosen an den Instrumenten.
Jenny fiel Tekener erleichtert in die Arme. „Es ist vorbei", sagte sie. „Die Mannschaft hat das Schiff wieder in der Gewalt. Wir werden nicht im Staubmantel umkommen, denn die paraplasma tische Sphäre hat sich beruhigt. Es gibt keine hyperenergetischen Turbulenzen mehr, nur noch die Staubwirbel. Boyt Margor hat regulierend eingegriffen. Er ist zu den Körperlosen gegangen und seiner Bestimmung gerecht geworden."
Jenny sprach so schnell, als stünde sie unter Zeitdruck. Die Worte kamen wie aus einem Automaten über ihre Lippen. „Jetzt lächle aber", sagte Tekener, um
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