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0942 - Der Margor-Schwall

Titel: 0942 - Der Margor-Schwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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folgen, immer wieder zurückgeworfen. Perioden des geistigen Aufstiegs waren stets Epochen abergläubischer Mystifizierung gefolgt.
    Zu Ahrzabas Zeit vor nicht ganz hundert Jahren hatten die Zwotterfrauen eine neue Hochblüte erlebt.
    Doch war Ahrzaba mit ihren Probanden durch die im Königspsychod schlummernden Kräfte nach Tekheter in die Ruinen von Lakikrath verschlagen worden. Es schien, daß die Zwotterfrauen diesen Verlust nicht verkraften konnten und einen Rückfall erlitten hatten.
    Zumindest gewann Jenny den Eindruck, daß alle Zwotterfrauen, denen sie in den Höhlen begegnete, mit nichts anderem beschäftigt waren, als für ihre Nachkommenschaft zu sorgen.
    Aiteli selbst hatte berichtet, daß die meisten aus der Anima-Ko-lonie keine Ahnung von der Bedeutung der Psychode hatten.
    Jenny begegnete überall Zwotterfrauen, die mit der Pflege und der Erziehung von kleinen Zwottern zu tun hatten. Sie kamen aber auch immer wieder durch Felsgewölbe mit zugemauerten Nischen, aus denen das Klagen der werdenden Mütter drang. Einmal kam ihnen eine Schar von Morphlingen, das waren in Geschlechtsumwandlung begriffene Zwotter, entgegen, die Zwotterfrauen vor sich her trieben. Offenbar wurden sie der Höhlen verwiesen.
    Danach drangen sie in eine stillere Höhlenregion vor. Lange Zeit begegnete ihnen niemand, bis sie zu einem schnurgeraden Tunnel kamen, an dem zwei Zwotterfrauen Wache standen. Sie waren mit purpurnen Kutten bekleidet, in die seltsame Symbole gestickt waren. Die Köpfe hatten sie mit Kapuzen bedeckt, die vorne verschnürt waren und bis über die Nase reichten, so daß man von ihren Gesichtern nur die Augen mit den hornigen Lidern sehen konnte. Sie machten wie auf ein unhörbares Kommando einen seitlichen Ausfallschritt zur Mitte und versperrten ihnen den Weg.
    Erst als Shauda ihnen ein Zeichen gab, wichen sie zur Seite. „Wir kommen ins Allerheiligste", erklärte Shauda ehrfürchtig. „Ihr müßt Schmutz zurücklassen und Gewand anlegen."
    Sie führte sie in einen Seitengang, der in eine Kammer mündete. Dort hingen entlang der Wände zwei Reihen solcher Umhänge, wie die beiden Wachen sie trugen. Shauda wählte für Jenny die längste Kutte aus und warf sie ihr zu. Für sich selbst und Eteara nahm sie Kutten entsprechender Größe von den Haken.
    Als sie angekleidet war, stellte Jenny fest, daß ihr die Kutte nur knapp unters Knie reichte. Shauda blickte mißbilligend auf ihre unbedeckten Stiefel, gab aber keinen Kommentar. „Ich hoffe nur, daß man Tek und Tezohr keine Schwierigkeiten machen wird, wenn die Bräuche hier so streng sind", gab Jenny zu bedenken. „Es liegt an uns, Weittel von ihrer Unentbehrlichkeit zu überzeugen", erwiderte Eteara. „Außerdem werden sie hoffentlich nicht mit leeren Händen kommen. Der Parusie der Psychode wird sich auch Weittel nicht verschließen können."
    „Vermutlich hast du recht", sagte Jenny, aber innerlich war sie nicht restlos überzeugt. Sie hatte ein ungutes Gefühl, und dieses verstärkte sich, je tiefer sie ins „Allerheiligste" vordrangen.
     
    *
     
    Sie kehrten nicht wieder in den geraden Tunnel zurück, sondern verließen die Bekleidungskammer durch einen anderen Ausgang. Shauda führte sie durch ein System von verwinkelten Gängen, die kreuz und quer verliefen, einmal nach oben und dann wieder nach unten führten. Jenny hatte das Gefühl, daß sie im Kreise liefen.
    Nach etwa einer halben Stunde wurde es ihr zu bunt, und sie stellte Shauda zur Rede. „Wohin bringst du uns eigentlich?" wollte sie wissen. „Zu Weittel", antwortete die Zwot-terfrau. „Die Hohepriesterin wartet."
    „Die Hohepriesterin?" wunderte sich Jenny, „Gibt es keinen kürzeren Weg, um zu ihr zu gelangen?"
    Shauda schüttelte den großen Kopf. „Das Ritual verlangt den Bußgang", sagte sie. „Oh", machte Eteara betroffen. „Mir scheint, wir sind in eine Periode finsteren Aberglaubens geraten."
    An Shauda gewandt, fragte sie: „Beschäftigt ihr euch überhaupt noch mit Psychoden? Und ist euch denn klar, welches Vermächtnis uns die Läander hinterlassen haben?"
    Shauda stieß einen unartikulierten Laut aus und raffte ihre Kutte hoch. Darunter kam ein metallen schimmernder Stab zum Vorschein, den sie drohend gegen Eteara richtete. „Keinen Frevel mehr", sagte sie. „Das Psychod wacht. Wir verehren es. Wir sind gläubig. Niemand bezweifelt das ungestraft."
    „Nun reg dich nicht auf, Shauda", sagte Jenny beruhigend. Sie kam näher, um den Stab, den die Zwotter-frau

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