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0942 - Die blutige Lucy

0942 - Die blutige Lucy

Titel: 0942 - Die blutige Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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darüber, daß Sturm, Wellen und Felsen den Sarg nicht zerstört hatten, und sie hatte längst bemerkt, daß ER sich jetzt bei ihr befand.
    Lucy schloß die Tür. Das Licht verschwand auch hier. Die Düsternis in der Halle nahm zu, und Lucy kam sich vor wie ihr eigener Schatten, als sie wieder auf den alten Sarg zuschritt.
    Sie hatte einen trockenen Mund und schmeckte verstärkt das Salz. Sie dachte daran, etwas zu trinken, verschob es aber auf später. Zunächst einmal zog sie ihren Mantel aus, zündete die Kerzen an und stellte den fünfarmigen Kerzenleuchter auf einen Tisch, setzte sich davor und zog die Schublade auf, in der sie ihr Tagebuch aufbewahrte. Das kleine Faß mit der Tinte und dem Federkiel waren ebenfalls vorhanden.
    Lange zu überlegen brauchte Lucy nicht. Sie schrieb auf, was sie erlebt hatte, und sie brachte anschließend ihre eigenen Gedanken zu Papier, damit die Nachwelt sich daran erfreuen konnte.
    Erst nach mehr als einer halben Stunde ließ sie den Federkiel sinken. Ihr rechter Arm schmerzte vom langen Schreiben. Sie dehnte und streckte ihn, dann schaute sie wieder ihr Tagebuch an und hing ihren Gedanken nach. Lucy entschloß sich dazu, nicht so lange zu warten, bis die Zukunft zur Gegenwart oder zur Vergangenheit geworden war. Sie wollte schon jetzt das aufschreiben, was in der Zukunft geschah oder einfach geschehen mußte. Es gab überhaupt keinen Grund, daß diese nicht eintreten sollte, die Vorzeichen standen einfach zu günstig.
    Und so schrieb sie auf, wie sie sich alles vorstellte. Sie faßte die Sätze in beinahe schon glühenden Worten zusammen, ein Liebesbrief hätte nicht gefühlsintensiver geschrieben werden können, und irgendwo waren diese Seiten des Tagebuchs auch mit einem Liebesbrief zu vergleichen, denn aus den Worten troff die Sehnsucht.
    Sie schrieb sich alles von der Seele. Wie ein Sterbender, der eine letzte Botschaft verfaßt. Die letzten Worte flossen ihr nicht mehr so sicher aus der Feder, der Arm war schwer geworden, die Finger steif, den Federkiel konnte sie kaum noch halten.
    Schließlich rutschte er ihr aus. Mit der Spitze zog sie einen langen Strich über die Hälfte des Blatts, der ihr vorkam wie ein großer Schlußstrich.
    Geschafft, und auch sie war geschafft!
    Ihr Kopf sank nach vorn. Sie schob dabei mit den Händen das Tagebuch von sich weg auf die Tischmitte zu und ließ es dort liegen.
    Dann schlief sie ein. Sie war einfach zu erschöpft gewesen. Trotz der ungünstigen Haltung schlief Lucy sehr lange. Als sie wieder erwachte, traf sie der Schreck.
    Es war noch düsterer geworden. Der Blick auf die Kerzen zeigte ihr, daß sie sehr weit heruntergebrannt waren. Nach ihrer jetzigen Größe zu urteilen, mußten Stunden vergangen sein. Ihr Körper fühlte sich steif an, und mit ebensolchen Bewegungen stand sie auch auf, um zu einem der Fenster zu gehen.
    Sie schob den Vorhang zur Seite.
    Der Himmel hatte sich verändert. Von Westen her waren gewaltige Wolkenberge gekommen und hielten ihn bedeckt.
    Lucy Tarlington stöhnte!
    Sie schüttelte den Kopf und stützte sich auf die Fensterbank.
    Dann räusperte sie sich, blies den Atem gegen die Scheibe, zog den Vorhang wieder zu, drehte sich um und näherte sich dem Sarg.
    Noch brannten die Dochte. Das Licht reichte aus, um den Sarg zu bestreichen. Er war noch feucht.
    Sand und Tangfetzen klebten daran. Letztere sahen braun aus wie altes Papier, sie rochen auch oder nicht?
    Lucy, die neben dem Sarg stehengeblieben war und ihren Atem angehalten hatte, schüttelte den Kopf. Etwas paßte ihr nicht. Es machte ihr zwar keine Angst, aber es drang schon als ungewöhnlicher Geruch in ihre Nase, und der wiederum hatte mit dem normalen Geruch der Natur nichts zu tun, obwohl er auch dazugehörte, denn in der Natur wurde nicht nur gelebt, sondern auch gestorben.
    Ihr drang der Geruch des Sterbens entgegen, des Vergessens und des Vergänglichen.
    Modrig, alt. Nach Fäulnis riechend, und das lag nicht am Holz und auch nicht am Tang und Sand.
    Diesen Geruch sonderte der Inhalt des Sargs ab.
    Auf ihn hatte Lucy gewartet, das war ihr jetzt noch klar. Sie fürchtete sich nicht davor, sie hatte sich einfach daran gewöhnt. Zu lange schon hatte sich die Frau damit beschäftigt, und jetzt, so dicht vor dem Ziel, wollte sie keinen Rückzieher machen.
    Etwas anderes tat sie statt dessen. Lucy holte aus einem Schrank neue Kerzen und wechselte die alten aus, die einfach zu weit heruntergebrannt waren.
    Dicht an der Tischkante fand der Leuchter

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