0942 - Die blutige Lucy
Frau vor ihm hatte sich so verändert, daß er es schon nicht mehr einordnen konnte.
Er wußte nicht, wie er sich verhalten und was er sagen sollte. Er war verunsichert. Zunächst hielt er sich zurück und schaute zu, wie sich Lucy Tarlington erhob. Ihr Blick war scharf und die Lippen waren zusammengekniffen, so daß ihr Mund einen sehr verbissenen Zug zeigte.
Doring versuchte es ein letztes Mal. »Sollen wir die Verhandlungen verschieben, wenn Ihnen nicht…?«
»Darum geht es nicht«, sagte sie.
»Um was dann?« Auch er stand jetzt auf und mußte erkennen, daß sie doch größer war, was ihn wiederum ärgerte.
»Es ist jemand in der Nähe«, flüsterte sie. »Ich kann ihn zwar nicht sehen, aber ich spüre ihn durch die Wände hindurch. Etwas kommt auf mich zu, das ich hasse. Verstehen Sie das? Ich hasse es. Und wenn ich etwas hasse, dann muß ich es vernichten - normalerweise.« Ihre Stimme senkte sich etwas.
»Aber ich sehe noch nicht das, was ich vernichten muß.«
»Hat es mit mir zu tun?«
»Nein, Hal.«
»Dann bin ich zufrieden. Ich wollte Sie auf keinen Fall reinlegen. Es sollte ein faires Geschäft werden.«
»Sicher, sicher«, entgegnete sie nickend und setzte sich in Bewegung.
Sie ging durch die Lücke zwischen Tisch und Sessel. Hal Doring befürchtete schon, daß sie zu ihm kommen würde, das aber tat sie nicht. Sie schaute auf den offenen Durchgang.
Dort aber tat sich nichts.
Hal blieb schräg hinter Lucy stehen. Mit ihrem Verhalten kam er auch jetzt nicht zurecht. Er sah wohl, wie sie zuckte. Oben an den Schultern am Kopf.
Dann drehte sie sich um.
Nein - er schrie nicht, obwohl ihm danach zumute war, denn das ansonsten so hübsche Gesicht der Frau war zu einer Grimasse verzerrt. Das hätte er auch noch hingenommen, aber da war etwas anderes, das ihn fast von den Beinen haute.
Ihr Mund stand weit offen, sehr weit sogar. Und aus dem Oberkiefer schauten zwei kleine Dolche, die gelbweißen Vampirzähne hervor.
Und Hal Doring wußte, daß sie echt waren!
ENDE des ersten Teils
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