0942 - Die Prophezeiung des Uriel
fuhr besser, wenn er die Energie als Ganzes absaugte.
Doch er war sicher, dass es an anderen Orten der Welt noch energiereichere Quellen gab. Diese Spielhallen waren nett, sie hielten ihn am Leben, aber er wusste, er würde irgendwann mehr brauchen.
Doch jetzt noch nicht. Er hatte diese Kraftquelle noch lange nicht ausgeschöpft. Er schwebte eine Weile über der grell erleuchteten Einkaufsstraße und suchte sich eine Halle aus, in der heute besonders intensiv gespielt wurde. Er hatte sie bald gefunden und badete in der prickelnden Magie, die über dem Ort lag und den vielen Spielern entströmte. Er genoss es, zwang die Wesen darin, noch mehr Energie auf einen Gewinn zu setzen, ihm mehr Energie zu geben. Es war wundervoll, die Macht auszuüben! Und wie wunderbar würde es erst sein, wenn er sie an JABOTH ausprobieren konnte! Nach einem letzten tiefen Schluck genoss er noch einen Moment die Stärke, die er in sich aufgenommen hatte.
Dann machte er sich auf den Weg. Die Menschen in diesem Teil der Welt mochten als Einzelwesen nicht sonderlich gut als Nahrung für ihn fungieren. Doch wer sagte, dass er sich immer nur einen nehmen musste? Er konnte mittlerweile die Kraft dieser Wesen, die einzeln so schwach und zerbrechlich waren, bündeln. Das würde für eine Weile reichen. Vielleicht fand er dabei ja wieder einen Dämon, der sich hier auf der Erde herumtrieb, den er nutzen und dem er alle notwendige Energie entziehen konnte.
Er wusste, er würde früher oder später die Quelle finden, die ihm alles Notwendige gab, wenn er nur geduldig genug war.
Und je mehr Kraft er hatte, desto mehr Wissen würde er besitzen, um JABOTH zu vernichten.
***
»Los, Minamoto-san! Jetzt !«
Nicoles Stimme übertönte kaum das Chaos, das in der Spielhalle herrschte: Menschen kreischten und rannten sich gegenseitig in dem Versuch um, hinauszugelangen, die Pachinko-Geräte kippten mit ohrenbetäubendem Krachen wie Dominosteine einer gegen den anderen, die Alarmanlage heulte. Über allem lag ein brüllendes Donnern, das Nicoles Trommelfelle beinahe platzen ließ.
Minamoto-san wandte sich um und warf etwas auf den dunkelroten Schatten, der sich in der Mitte der Spielhalle aufbäumte und das grellbunte Neonlicht zu verschlucken schien. Nicole wusste, dass es sich bei dem kleinen Gegenstand um ein Kräutersäckchen handelte, in dem auch ein Jadeamulett eingenäht worden war. Sie konzentrierte sich, um über den Dhyarra-Kristall der 8. Ordnung, den sie in der Hand hielt, gleichzeitig Energiestrahlen auf den dunklen Schatten zu werfen.
Der schattenartige Dämon brüllte noch einmal donnernd auf, als ihn das kleine Säckchen mit den magischen Kräutern gleichzeitig mit einem Energiestrahl aus Nicoles Dhyarra traf. Ein Tentakel aus bösartig rot glühendem Schatten stieß aus ihm hervor und fegte noch ein paar der Pachinko-Automaten durch die Halle. Nicole duckte sich in eine Mauernische und hoffte, dass es keinen der Besucher und auch nicht Minamoto Masaburo, den japanischen Geisterjäger, traf. Vorsichtshalber hatte sie ihren Dhyarra fest in der Hand und stellte sich jetzt vor, dass die Automaten sich während des Flugs in Nichts auflösten. Sie konzentrierte sich so sehr auf das Bild der Spielautomaten, die zwar solide aussahen, aber bei der kleinsten Berührung von etwas Festerem als Luft in eine glitzernde Wolke Metallstaub zerstoben, die niemandem mehr schaden konnten, dass ihr erst einige Sekunden später auffiel, dass es einen Aufprallkrach hätte geben müssen, der ausgeblieben war.
Totale Stille. Sie öffnete die Augen, doch außer dem totalen Chaos war nichts zu sehen. Die schwarzrote Dunkelheit, der Dämon, ein Kami der Finsternis, wie Minamotos Tante Madame Ichiko ihn genannt hatte, existierte nicht mehr. Nur noch eine düstere Rauchwolke stand still und wie gebannt durch das Amulett im Raum. Im nächsten Moment wurden Türen aufgerissen. Zugluft wehte in den Saal und löste die finstere Wolke mit einem Schwung in nichts auf.
Der Dämon war verschwunden.
Hastig sprang sie auf und rannte in die Mitte des Raums, in dem neben einem umgekippten Pachinko-Automaten eine ältere japanische Frau lag. Sie war bewusstlos. Nicole bettete den Kopf der Frau auf ihren Schoß. Keuchend kam Minamoto-san neben ihr zu stehen. »Madame Deneuve, ist alles in Ordnung?«
Nicole sah kurz auf. »Ja, alles gut, danke. - Haben Sie einen Krankenwagen gerufen?«
Minamoto nickte. »Habe ich. Wir sollten gehen, Madame Deneuve. Die Polizei wird bald hier
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