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0943 - Herren aus der Tiefe

0943 - Herren aus der Tiefe

Titel: 0943 - Herren aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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dass in dieser unscheinbar wirkenden TV-Produktionsstätte mediale Geschichte geschrieben worden war. Und das lange bevor Neil Silverman in ihr sein flammendes, entsetzliches Ende gefunden hatte.
    Der zeitlose Sprung hatte Gryf genau dorthin geführt, wo er hingewollt hatte: an den Tatort. Es wurde Zeit, dass er mit eigenen Augen sah, was zu sehen er befürchtete.
    Zeit für die Wahrheit.
    »Mmhhmmm!« Jenny Moffat wand sich in seinen Armen, doch ihre Gegenwehr schien abgeschwächt. Vermutlich hatte der Sprung sie wieder einmal in Mitleidenschaft gezogen, und nun fehlte ihr die Kraft, ihrem Zorn über die unsanfte Behandlung vollends Ausdruck zu verleihen.
    Gryf umfasste sie fester; er stützte sie, damit sie nicht fiel. Und, wie er sich beschämt eingestand, weil ihm ihre körperliche Nähe durchaus angenehm war.
    Langsam hob er den Kopf, sah sich um und sperrte die Ohren auf. Waren sie wirklich allein? Oder lauerte irgendwo ein Nachtwächter, der sie bei ihrer Aufgabe behindern würde?
    Nach einigen Sekunden entspannte sich der Druide. 6B schien sicher zu sein, keine Gefahr. Vorsichtig ließ er Jenny los - die sofort auf die Knie stürzte. Würgend beugte sie sich vor, stützte sich am Bühnenboden ab. »Himmel noch mal«, stieß sie atemlos hervor.
    »So schlimm?« Gryf schluckte. »Tut mir leid, dass ich so impulsiv vorgegangen bin, aber Sie wären nicht mitgekommen, wenn ich Sie eingeweiht hätte. Und ich musste sichergehen, dass Sie keinen Mucks machten - damit potenzielle Nachtwächter nicht auf uns aufmerksam wurden.«
    Langsam kam die Journalistin wieder auf die Beine. »Eins schwöre ich Ihnen, Mann«, knurrte sie. »Druide oder nicht - wenn Sie das noch mal versuchen, kratz ich Ihnen die Augen aus!«
    Er nickte schuldbewusst. »Mir blieb keine Wahl, Jenny. Ich musste schnell handeln - und überlegt. Verzeihen Sie.«
    »Was wollen wir überhaupt hier?«, fragte sie seufzend. »Noch mal betrachten, was eben in der Glotze erschien?«
    »Genau.« Gryf trat vor und näherte sich dem Schreibtisch. Dabei zog er eine schwarze Taschenlampe aus der Tasche seiner Jeansjacke und schaltete sie ein.
    »Sie haben auch alles am Mann, richtig?«, spottete Jenny ungläubig.
    Gryf ignorierte die Bemerkung. Der helle Lichtstrahl riss Details aus der Dunkelheit. »Nämlich das hier.«
    Mühelos fand der Druide die Stelle wieder. Im Schein der Maglite wirkten die rätselhaften Brandzeichen im Studioparkett noch irrealer. Dort war der Teufelshuf, ein bizarrer Abdruck, der identisch mit dem in der U-Bahn gefundenen Gegenstück zu sein schien. Von letzterem hatte Gryf ein Foto in der Zeitung gesehen und konnte daher gut Vergleiche anstellen.
    Was aber weitaus bemerkenswerter war: Direkt daneben befand sich ein weiteres Brandzeichen.
    »Okay, das ist neu«, murmelte Jenny.
    Es handelte sich tatsächlich um Buchstaben. Gryf kniff die Augen enger zusammen und erkannte sie: Ein G und ein C, waagerecht nebeneinander angeordnet, bildeten den Hintergrund des seltsamen, vielleicht handspannengroßen »Emblems«. Über ihnen lag ein etwa doppelt so großes W, das die hinteren Lettern zum Teil bedeckte.
    Jenny klang atemlos, angespannt. Die Stimme kaum mehr als ein Hauch. »Was in aller Welt ist das?«
    Als das Räuspern in seinem Rücken erklang, zuckte Gryf zusammen - und hob kurz darauf die Hände. Ein zweiter Lichtstrahl schnitt durch die Finsternis und fiel direkt auf ihn und seine Begleiterin. In seinem Schein glitzerte der Lauf einer Glock 19, einer halbautomatischen Handfeuerwaffe. 9x19 mm Kaliber, schwarzes edles Gehäuse, todbringendes Metall.
    »Das, Miss Moffat, ist das Emblem der West India Company«, antwortete Sergeant Andy Sipowicz knurrend und trat aus den Schatten. »GWC - Geoctroyeerde Westindische Compagnie, wie die Holländer zu sagen pflegten.« Seine Rechte zuckte, und der Lauf der Dienstwaffe des NYPDs neigte sich für den Bruchteil eines Zentimeters nach unten. »Und jetzt auf die Knie mit Ihnen beiden, verstanden? Und schön die Hände hinter dem Kopf verschränken. Tun Sie, was ich Ihnen sage, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!«
    Kapitel 5 - Welt im Dunkeln
    »Okay, ganz langsam, Sergeant.«
    »Halten Sie den Mund!«, fuhr Andy den schmächtigen Burschen scharf an.
    Sein Finger zuckte am Abzug der Glock 19. »An Ihrer Stelle würde ich schweigen. Und Sie auch, Miss Moffat.«
    »Andy, hören Sie…«, begann die Journalistin vorsichtig. Genau wie ihr jungenhafter Begleiter kniete sie auf dem kalten Studioboden, die

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