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0943 - Herren aus der Tiefe

0943 - Herren aus der Tiefe

Titel: 0943 - Herren aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Hände hinter dem Kopf verschränkt, und rührte sich kaum. »Sie müssen nicht… Wir… wir sind nicht hier, um Ihnen Ärger zu bereiten. Lassen Sie uns einfach gemeinsam nach einer Lösung suchen, ja?«
    Ihr eigenartiger Freund sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. »Lösung? Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass Sipowicz hinter den Morden steckt?«
    Andy lachte trocken. »Ich wiederhole mich ungern. Halten Sie den Mund. Anders ausgedrückt: Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Außerdem haben Sie das Recht auf einen Anwalt,…«
    Nun war es an dem Burschen, ungläubig zu lachen. »Sparen Sie sich die Mühe uns die Mirandas runterzubeten«, sagte er, und bezog sich damit auf das Auskunftsverweigerungsrecht, das die amerikanische Justiz Verhafteten gewährte. »Die werden wir nicht brauchen.«
    »Ach ja, und warum nicht?«, gab Andy zurück.
    »Weil wir hier genauso eingebrochen sind, wie Sie, Sergeant«, antwortete der Mann. »Und wenn wir untergehen, gehen Sie mit. So einfach ist das.«
    Diesmal schüttelte Andy sich vor Lachen. »Glauben Sie wirklich, das NYPD habe es nötig, in einen Tatort einzubrechen? Nein, Sir. Ich kann hier kommen und gehen, wann ich will.« Und suchen, wonach ich will , fügte er - ein wenig schuldbewusst - in Gedanken hinzu.
    Es war dieses verfluchte Logo. Seit Andy es im Fernsehen gesehen hatte, ließ es ihm einfach keine Ruhe - bis ihm schließlich eingefallen war, woher er es kannte. Also hatte er sich mitten in der Nacht aufgemacht, es aus der Nähe zu betrachten. Zu prüfen, ob sein Verdacht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Erst dann würde er Zandt auf die Idee aufmerksam machen - denn so, wie die Dinge zu liegen schienen, war der Lieutenant sicher alles andere als erfreut über die neue Kunde.
    »Aber die Presse hat dieses Recht nicht«, fuhr Andy fort. »Von daher: Betrachten Sie sich als verhaftet, Mister…«
    »Gryf ap Llandrysgryf. Sehr erfreut.«
    Andy hob die Brauen. Was für ein Zungenbrecher. »Sind Sie Waliser oder so etwas?«
    »So in der Art. Aber wenn Sie mir eine Bemerkung gestatten, Sergeant: Ich glaube nach wie vor, wir könnten voneinander profitieren. Schließlich sind wir alle aus dem gleichen Grund hier.«
    Moffat nickte. »Um die Wahrheit herauszufinden. Die, die nicht in der Zeitung steht.«
    Andy seufzte leise. »Welche Wahrheit? Etwa diese Stadtväter-Scheiße? Immerhin weist dieser neue Fund doch direkt darauf hin, oder etwa nicht? Ich will gar nicht daran denken, was morgen in der New York Post geschrieben steht.«
    Auf einmal riss der Journalistin der Geduldsfaden. »Okay, das genügt! Kann mir, verflucht noch mal, jemand erklären, was die West India Company mit dieser ganzen Sache zu tun haben soll? Und darf ich endlich die Arme runter nehmen? Langsam wird's echt albern.«
    Andy nickte nur und steckte die Glock zurück in den Halfter, den er am Gürtel trug. Vermutlich hatten Llandrysgryf und sie recht: Sie konnten nur profitieren, wenn sie sich austauschten. Ein Team bildeten. Moffat war nicht dumm, das wusste er. Und sie war keine Kriminelle, Einbruch hin oder her. Nicht im moralischen Sinn.
    Während sie und Gryf aufstanden, begann er zu berichten. »Die West India Company war eine im siebzehnten Jahrhundert gegründete niederländische Gesellschaft, deren Aufgabe der internationale Handel zwischen einzelnen Ländern und Kolonien war. Unter anderem war sie in dieser Funktion für Nieuw Nederlands zuständig.«
    Moffat stutzte. »Mein Holländisch beschränkt sich darauf, dass ich den Landesnamen schreiben kann, aber bedeutet das nicht Neu-Niederlande? Was hat denn ein kleines Land in Europa mit unseren Morden zu tun?«
    »Nun«, antwortete Andy grinsend, »die Morde geschahen auf holländischem Boden. Sozusagen.« Es überraschte ihn, dass er tatsächlich mehr wusste als die preisgekrönte TV-Schaffende. »Das heutige New York, New Jersey und andere Teile dieser Region an der amerikanischen Ostküste bildeten damals eine holländische Siedlung - Nieuw Nederlands. Und Manhattan hörte auf den Namen New Amsterdam.«
    Das war arg vereinfacht ausgedrückt, aber es würde genügen müssen. Sie waren alle nicht gekommen, um einer Geschichtsvorlesung beizuwohnen.
    »1626 erwarb die GWC dieses Land von den Ureinwohnern«, schaltete sich nun Gryf ein. »Besser gesagt ihr Vertreter Peter Minuit. Das wissen wir, weil es im sogenannten Schaghen-Brief aktenkundig wurde, einem

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