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0943 - Herren aus der Tiefe

0943 - Herren aus der Tiefe

Titel: 0943 - Herren aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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gezogen?«
    Zwei der Monster tauchten aus dem Nichts auf und stürzten sich auf sie, doch aufgrund seiner magischen Konzentration sah Zamorra ihre Bewegungen voraus. Wie in Zeitlupe kamen sie ihm vor, und es kostete ihn und Gryf wenig Mühe, die erstaunlich kräftigen Kreaturen abzuwehren.
    »Ich fürchte, das waren die Viecher selbst«, antwortete der Druide danach keuchend. »Die wollen sich dafür revanchieren, dass ein reicher Wicht in ihrem Namen für Ärger sorgte. Glaube ich zumindest.«
    Zamorra schenkte ihm einen Blick, der halb Entsetzen und halb Ratlosigkeit war. »Wie gesagt: Du schuldest mir eine Erklärung.«
    Gryf nickte. »Nachher. Erst retten wir die Welt, okay?«
    »Warum denkt ihr Leute immer, das wäre so einfach?«
    Gemeinsam rannten sie davon, verließen das Haus und umrundeten es. Kühle Nachtluft und ein sternenklarer Himmel standen im starken Kontrast zu der höllischen Hitze, die das Gebäude übernommen hatte. Lodernde Flammen schlugen aus allen Fenstern, und Teile des Daches waren schon abgerissen, Opfer des Sturmes, den der Wirbel in der Wirklichkeit entfacht hatte.
    Zamorra und sein Gefährte stemmten sich gegen die Naturgewalten. Schritt für Schritt eilten sie auf die Klippe zu, unter der der Atlantik tobte.
    Das Wasser sah aus wie kochendes Fett in einer Fritteuse. Hoch schlugen die Wellen und spritzten den Männern kalte Gischt entgegen. Zamorra war, als könne er die Skyline Manhattans in der Ferne ausmachen.
    Der Wirbel bebte, waberte. Ein bizarrer Tanz aus Energie und Licht, Stärke und Chaos. Hecken und Bäume, ihres Haltes beraubt, flogen durch die Luft und ihm entgegen. Blitze aus gleißender Helligkeit gingen von der Erscheinung aus, und wo sie einschlugen, verbrannte die Erde.
    Selten zuvor hatte Zamorra derart zügelloses Brennen verspürt, eine solche Kraft.
    Einfach würde das nicht, soviel war klar.
    Gemeinsam konzentrierten sich Gryf und der Professor auf den Wirbel. Sie öffneten ihren Geist, griffen in ihr Magiepotenzial und warfen dem Gebilde alles entgegen, was sie an Gegenwehr aufzubringen vermochten.
    »Tun Sie was! In Gottes Namen, halten Sie es auf!«, schrie ein junger Polizist in der Uniform des NYPD, der, aus mehreren Kopfwunden blutend und gestützt von der Journalistin, neben ihnen auftauchte.
    Doch es nutzte nichts.
    Der Strudel war stärker - jede Kraft, die die Magier ihm entgegensetzten, saugte er in sich auf. Wuchs an ihr. Gewann Macht.
    Geschwächt gaben Gryf und der Professor auf.
    Keine Sekunde später erschienen vier der abartig wirkenden Ungetüme wie aus dem Nichts neben ihnen und überwältigten sie.
    ***
    »Aaaaaaaaaarrrggghhhh…«
    Das Haus war Geschichte, nur mehr ein flammendes Inferno. Doch der Mann, den die Stadtväter New Amsterdams aus den Trümmern zerrten, wirkte quicklebendig. Und zu Tode entsetzt.
    Peter Menderbit sah aus, als habe ein Reißwolf ihn wieder ausgespuckt. Sein kahler Schädel glänzte vor Schweiß und Blut, sein einstmals weißer Anzug war zerrissen und voller Brandflecken, und in seinen eben noch triumphalen blauen Augen schienen Angst und Wahnsinn zu wohnen.
    Abermals schrie der kleine Mann und wand sich in der Umklammerung der Wesen, die seinetwegen gekommen waren. Wesen, an die er nicht geglaubt und deren Namen er für seine kriminellen Zwecke missbraucht hatte. Sein Schrei brach durch den Sturm und das Geräusch der tobenden See, wie der letzte Atemzug eines Sterbenden.
    Zamorra warf sich vor, trat um sich - alles, sofern es ihn nur aus dieser Umklammerung befreite! Doch die Arme der dämonischen Wesen waren stärker als jede Kraft, die er in seinem geschwächten Zustand noch aufzubringen vermochte. Die ganze Welt drehte sich vor seinen Augen, und mit jeder verstreichenden Sekunde, die der Wirbel über ihrer aller Köpfe ungehindert rauschte, schwanden seine Energiereserven dramatisch.
    Gryf, Jenny, Andy - den anderen ging es kaum besser. Hilflos standen die vier an der Klippe, gefangen im Griff der Bewahrer aus der Tiefe, deren fauliger Atem ihnen in den Nacken fiel und deren kalte, scharfe Krallen sich erbarmungslos in ihr Fleisch bohrten. Der Druide wirkte sogar zu schwach, um noch zu springen.
    Sollte es so enden? In einer Lage, die er nicht einmal vollends begriffen hatte? Einem Abenteuer, das kaum seines zu nennen war? Es wäre absurd. Und doch. Niemand hatte behauptet, die Welt sei fair.
    »Hey!« Gryfs Stimme hallte über die Klippe. »Hey, ihr!«
    Die anderen Stadtväter waren nah. Menderbit im Schlepptau

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