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0943 - Herren aus der Tiefe

0943 - Herren aus der Tiefe

Titel: 0943 - Herren aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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beizuwohnen. Ich musste nichts weiter tun, als Livingston ins Publikum zu schleusen und ihm die Waffe mitzugeben, verborgen in einer klobigen alten Ledertasche. Ob Sie's glauben oder nicht, er wurde nicht einmal kontrolliert. Als Neil erst brannte, war es ohnehin ein Leichtes, den Schauplatz des Verbrechens zu verlassen. All die panischen Menschen! Und was die Bahn anbelangt, nun, Livingston ist ein geduldiger Geselle. Er blieb einfach so lange in seinem Versteck, bis das NYPD wieder abgezogen und der Waggon ins Depot zurückgekehrt war. Unsere Freunde und Helfer waren vom Zustand der Leiche und dem in den Boden gestrahlten Hufabdruck so fasziniert, dass sie gar nicht auf die Idee kamen, das Kabuff zu untersuchen.«
    Gryf sah, wie Andy zusammenzuckte. Hätte er die Hände freigehabt, der Sergeant hätte sich sicherlich auf die Stirn geschlagen. Das NYPD hatte sich genau so verhalten, wie Menderbit es erwartet hatte. Sie alle waren nichts als Figuren in seinem abscheulichen Spiel.
    »Also stammen die Hufabdrücke ebenfalls von der Waffe da«, sagte der Druide, und der weiß gekleidete Mann nickte.
    »Hat sich was mit Übersinnlichem«, murmelte Jenny und warf ihrem Begleiter einen Blick zu.
    Okay, dann habe ich genug gesehen , dachte Gryf. Es wird Zeit, dieses Detektivspiel zu beenden und den Kerl den hiesigen Behörden zu überantworten.
    Der Mann vom Silbermond wollte gerade zum zeitlosen Sprung ansetzen, als ein markerschütternder Schrei ihn innehalten ließ. Er war aus dem hinteren Teil des Gebäudes gekommen - dem, der dem mondbeschienenen Meer zugewandt war. Und er hatte geklungen, als gehe es um Leben und Tod.
    ***
    »Was zum…« Menderbit wandte sich um und sah verwirrt durch den Raum.
    »Das klang nach Emma, Sir«, sagte Livingston ruhig. »Sie ist in der Küche und bereitet das Essen vor. Wenn Sie wünschen, sehe ich nach dem Rechten.«
    »Was? Ja, sicher! Gehen Sie, gehen Sie. Stehen Sie hier nicht so dumm herum.« Menderbits gelassene Fassade hatte Risse bekommen. Sichtlich irritiert stand der Kahle inmitten der Halle - bis plötzlich eine Scheibe klirrte, im oberen Stockwerk eine Tür aufschwang und ein junges Ding, dem Aussehen nach ein Zimmermädchen, in hohem Bogen durch die Luft flog und mit klatschendem Geräusch auf dem kostbaren Marmor aufschlug. Sie war tot, noch bevor sie den Boden berührt hatte. Und sie wirkte, als habe ein Raubtier sich an ihr gütlich getan.
    Ein großes, hungriges Raubtier.
    Weitere Schreie. Türen knallten, Glas ging zu Bruch und das Geräusch schneller Schritte erfüllte das Gebäude.
    »Wir werden angegriffen«, hauchte Menderbit. »Das ist ein Angriff! Aber von wem? Wer wagt es, mich…«
    Livingston hatte gerade die Tür erreicht, die offenbar in die Küche führte, als diese aufflog und ihm geradewegs ins Gesicht schlug. Blutend ging er zu Boden, ohnmächtig.
    Jenseits der Schwelle regierte das Chaos. Gryf sah einen Raum, der in Flammen stand. Regale brannten, Parkett verfärbte sich - und hinter den Fenstern, die von der Küche aus zum Meer hinausgingen, schwebte ein strahlend heller Strudel von gigantischen Ausmaßen über dem Wasser! Ein Wurmloch aus Licht, direkt vor der Küste Long Islands.
    Mit einem Mal hörte Gryf den Wind toben, ahnte, wie er an Menderbits Anwesen riss und zerrte, als wolle er es aus der Erde reißen und mit sich nehmen in jenen bizarren Wirbel aus ungezügelter, dunkler Energie, vor dem nichts und niemand sicher sein konnte.
    Und er sah das Monster, das auf der Schwelle zur Tür stand, als gehöre ihm diese Erde. Das Monster mit den dürren Gliedmaßen, der ledrigen, grünlichen Haut und den lidlosen, durch und durch schwarzen Augen. Es war gut und gern zwei Meter groß und von humanoid anmutender Statur, hatte dünne und doch kräftig wirkende Arme und Beine sowie Krallen an seinen langen Fingern und Zehen, die aussahen, als seien sie rasiermesserscharf. Genau wie die Reißzähne in seinem Gesicht.
    Dies war, und daran konnte es keinen Zweifel mehr geben, ein Stadtvater!
    Ein Gott New Amsterdams.
    Und er war gekommen, um…
    »Meeeennnnnderrrrrbbiittttt«, hisste das Wesen. Sein Arm hob sich, deutete auf den kleinen Mann in dem weißen Anzug, und auf einmal standen weitere Monster seiner Art im Raum. Wie aus dem Nichts tauchten sie auf, vier an der Zahl, rückten zum Hausherrn vor und nahmen ihn in ihre Mitte. Menderbit sah sie an, als habe sein Verstand gerade den Betrieb eingestellt.
    Jenny schrie. Andy wurde von einem weiteren Wesen

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