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0946 - Priester der Kälte

0946 - Priester der Kälte

Titel: 0946 - Priester der Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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verantwortlich.
    Unwillkürlich sahen Julian Peters Geisteraugen zur Sonne empor, die hell und warm schien wie fast immer. Auf dem Silbermond gab es keine ausgeprägten Jahreszeiten. Vielleicht hatte es sie früher einmal gegeben, aber die Traumsphäre, in der sich die Welt der Druiden nun befand, sorgte für immer ausgeglichenes Wetter. Julian fand es bemerkenswert, dass die Tier- und Pflanzenwelt damit zurechtkam und auf die Winterphasen verzichten konnte.
    Nicht, dass der Träumer das ständig freundliche Klima bedauert hätte; natürlich gefiel es ihm besser als eine fortgesetzte Folge von kühlen Regentagen oder frostigen Schneefällen. Der Silbermond war ein Paradies, er war seine Welt , die er so, wie sie war, nicht mehr missen wollte.
    Aber ihm war, als verdüsterten die Worte Korr Takkons das Tageslicht allein durch ihren Klang.
    Die Schatten des Todes verdecken das Sonnenlicht.
    An die beiden anderen Vorwürfe wollte Peters gar nicht erst denken, um durch die Ablenkung nicht etwa ein wichtiges Detail zu übersehen.
    Ich hoffe, du weißt, was du tust. Und was du uns mit deinem Verhalten antust! , hallte erneut Padrig YeCairns Vorwurf wie eine Endlosschleife durch Julian Peters Gedanken. Eine Endlosschleife, die sich nicht abstellen ließ. Gedanken konnte man nicht einfach durch einen Knopfdruck abstellen.
    Lass mich doch endlich in Ruhe, alter Mann! , dachte Julian und ließ seine Gedankenfühler sich ausstrecken. Er stoppte seinen Flug über den Silbermond.
    War da nicht etwas gewesen? Ein Wesen, das sich so schnell zurückgezogen hatte, dass er es fast nicht bemerkt hätte? Ihm war, als hätte er etwas Fremdes wahrgenommen, etwas, das ihn…
    Der mentale Schlag traf ihn ohne Vorwarnung. Er geriet ins Trudeln und drohte abzustürzen. Die Landschaft unter seinem geistigen Auge zog so schnell vorbei, dass er keine Einzelheiten mehr ausmachen konnte. Er konnte nicht mehr richtig sehen, die ganze Welt um ihn herum schien zu zerfasern oder zu zerreißen. Der Angriff hatte ihn dermaßen überrascht, dass er versuchte, sein bewusstes Ich zusammenzuziehen, um so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Dieser nicht sichtbare Vorgang sollte helfen, dass er keine geistigen Schäden davontrug oder schlimmer noch, dass seine Seele ins Nichts gerissen wurde.
    Dabei hatte der mentale Schlag seine Seele schon verletzt.
    In seinem derzeitigen Zustand konnte Julian Peters keine körperlichen Schmerzen verspüren, aber der Eindruck trog ihn nicht, dass höchste Lebensgefahr für ihn bestand.
    Vergebens versuchte er, den unbekannten Angreifer zu erkennen. Er sah nur einen undeutlichen Schemen weit vor sich schweben. Gleich darauf war der Schemen schon bedeutend näher gekommen. Es wirkte, als wollte er seinen Gegenspieler rammen.
    Der will mich umbringen! , erkannte Julian. Angst durchflutete den Träumer . Ihn erfüllte die Gewissheit, dass er eine zweite Aktion dieser Art nicht überleben würde. Er zog sich zurück und versuchte eine Art geistigen Schutzschirm um sich zu legen. Mittels seiner Fähigkeiten sollte das nur wenige Sekunden dauern. Danach wollte er seinen Gegner in eine Traumwelt versetzen, in der dessen Magie nicht funktionierte.
    Doch noch während er dabei war, die Abwehr in einer real verfestigten Traumsphäre aufzubauen, erhielt er einen zweiten, noch mächtigeren mentalen Schlag.
    Die Schwärze, die ihn umfing, war vollkommen…
    ***
    Er fühlte sich am Ende seiner Kraft. Die Bedienung des Dhyarra hatte ihn so viel Energie gekostet, dass er am liebsten eingeschlafen wäre. Sein Gefühl drängte danach, sofort in den Körper zurückzukehren, doch der Verstand befahl, die Aufgabe zu Ende zu bringen. Nach einer kurzen Zeit des Zweifelns hatte der Verstand gesiegt.
    Zuerst muss der Träumer vernichtet werden , befahl der Verstand. Mit der Seele sollte auch der Körper des jungen Mannes vergehen. Erst dann würde der Meegh wieder Ruhe haben.
    Das Gefühl meldete sich wieder. Meegh? Ich bin kein Meegh! Ich bin…
    Wer war er eigentlich? In letzter Zeit wusste er überhaupt nicht mehr, wer oder was er einst war. Er wusste nur, dass er kein Meegh war, sondern… sondern…
    Vor seinem geistigen Auge erschien ein Krakenwesen mit sechs kreisförmig um ein siebtes herum angeordneten Augen; knapp darunter befand sich ein großer Schnabel. Er hatte einst mit anderen Lebewesen durch Telepathie kommuniziert. Und manchmal trat er auch wie ein Wächter der Druidenwelt auf.
    Sieben Augen , durchfuhr es ihn. Ich heiße

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