Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0946 - Priester der Kälte

0946 - Priester der Kälte

Titel: 0946 - Priester der Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
Vom Netzwerk:
vorhatten.
    Andererseits konnte er sich lebhaft vorstellen, mit welcher Überheblichkeit der Träumer auf eine solche Information reagiert hätte. Vielleicht hätte er sogar magische Ketten um die Traumsphäre gelegt, um seine Macht zu demonstrieren.
    Vielleicht hätte er aus verletztem Stolz aber auch den Silbermond und die Sauroiden fallen gelassen, wie man eine heiße Kartoffel fallen lässt.
    »Für dieses Experiment waren sie zu unerfahren«, vermutete YeCairn. »Und wahrscheinlich hätte man mehr Priester gebraucht.«
    Rakko blickte zu Boden, er atmete hörbar laut auf. Gevatter Tod verstand ihn gut und er bewunderte seine Haltung. Dem Tempelherrn musste es bestimmt nicht leicht fallen, andere Leute um Hilfe zu bitten.
    »Vermutlich hätte es dann noch mehr Tote gegeben«, mutmaßte Korr Takkon.
    »Das kann man ohne weitere Informationen nicht sagen«, widersprach YeCairn. »Es könnte auch sein, dass mehr und erfahrenere Priester den Angreifer abgewehrt hätten.«
    »Mit einem vermutlich und könnte ist uns nicht gedient«, sagte Tzakk Rakko in seiner knarrenden, abgehackt wirkenden Sprechweise. »Wir müssen uns an feste Beweise halten. Ansonsten würden wir das Ei mit dem heißen Wasser ausschütten.«
    Sie hatten nicht bemerkt, dass Vali und Sergej in ihre Richtung liefen. Die Druidin ging natürlich vorneweg, ihr exzentrischer Artgenosse hielt sich hinter ihr, gerade so, als wollte er nicht gesehen werden.
    Gevatter Tod sah die Silbermond-Druiden erst, als sie nur wenige Meter von ihm entfernt standen. Er nickte als Zeichen dafür, dass er sie wahrgenommen hatte.
    Die beiden Sauroiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht auf die Druiden achteten. Sie beachteten auch den älteren Priester nicht, der am nächstgelegenen Wohn-Ei stand. Am späten Nachmittag gab es hier mehr Sauroiden zu sehen als am Morgen. Außerdem war bekannt, dass sich der Priester stets in der Nähe von Rakko aufhielt.
    »Seit wann gibst du so schnell auf?«, provozierte Korr Takkon den Tempelherrn. »Wenn es gegen meine Einheiten geht, bist du weitaus hartnäckiger.«
    »Weil ihr vernünftigen Argumenten zugänglicher seid als dieser verbohrte Möchtegernhalbgott!«, antwortete Rakko. »Er ist geistig doch nicht auf dieser Welt, obwohl er sie vor dem Verderben bewahrt hat.«
    »Und weshalb fragen wir ihn dann nicht ein zweites Mal?« Mit dieser Frage mischte sich Vali in das Gespräch ein. »Sind eure Argumente denn gut oder schlecht gewesen? Mehr als ein zweites Mal Nein sagen kann er doch nicht. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.«
    Der Sicherheitsbeauftragte und der Tempelherr sahen sie erstaunt an. Jetzt erst nahmen sie die Druidin wahr.
    »Es ist sinnlos, sich mit ihm darüber zu unterhalten«, behauptete Tzakk Rakko. »Er gibt sich noch nicht einmal die Mühe, uns zu helfen.«
    »Korr Takkon hat Julian gegenüber gesagt, dass er noch nicht einmal versucht, uns zu helfen, und ich habe ihn gefragt, ob er weiß, was er uns mit seinem Verhalten antut«, erklärte Padrig YeCairn.
    Vali blickte in die Runde, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Das wollen wir doch einmal sehen«, zischte sie. Vor einigen Jahren war sie in Julian verliebt gewesen und hatte sich damals oft über seine Überheblichkeit geärgert. Und sie hatte ihm sehr oft ihre Meinung über dieses Gebaren gesagt. Sie zog Sergej am Ärmel seines hellbraunen Leinenhemds. »Komm mit.«
    Der Druide ließ sich einen Meter mitziehen, dann blieb er stehen.
    »Meinst… du… wirklich?«, stotterte er.
    Vali ließ den Ärmel los, sie stemmte beide Hände in die Seiten und blickte Sergej scharf an.
    »Und ob ich das meine! Vielleicht wollte er die drei nur los sein, damit er einmal mehr alleine als der Retter dastehen kann. Ich habe das Gefühl, dass er etwas versucht, das zu groß für ihn allein ist. Genau wie damals!«
    Gevatter Tod wusste, dass er sich bisher immer auf Valis Gefühl verlassen konnte. Sie waren immer gut gefahren, wenn sie einem ihrer Ratschläge folgten.
    »Worauf warten wir dann noch?«, stieß er mit heiserer Stimme aus.
    ***
    Als er die Höhle erreicht hatte, stellte er mit Erleichterung fest, dass sie unbewohnt war. Selbstverständlich hätte er ein hier hausendes Tier sofort getötet oder zumindest verscheucht, aber in seinem derzeitigen Zustand war es ihm lieber, dass er nicht kämpfen musste.
    Er fühlte sich total ausgebrannt, als er sich auf den felsigen Boden setzte. Dennoch gönnte er sich nicht den Luxus, sofort auszuruhen.

Weitere Kostenlose Bücher