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0946 - Priester der Kälte

0946 - Priester der Kälte

Titel: 0946 - Priester der Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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Amulett bediente sich neuerdings an der Lebenskraft des Benutzers - und das war gegen den Kamp mit einem lebenden Dhyarra-Kristall einfach nicht genug gewesen.
    Das Ganze war erst einige Tage her, und in dieser Zeit war Zamorra ruhelos umhergelaufen - nachdem er mehr als 12 Stunden geschlafen hatte. Normalerweise erledigte er seine Büroarbeiten in dieser Zeit oder er kopierte, katalogisierte und digitalisierte seine Unterlagen. Diese Arbeiten hatte ihm früher seine Gefährtin Nicole Duval abgenommen. Nun musste er sich selbst darum kümmern. In den letzten Wochen glaubte er, dass er über die Trennung hinwegkäme, aber Zamorra befand sich gegenwärtig wieder in einem Stadium, in dem er Nicole vermisste.
    Dem ersten »Zamorra, hier Padrig YeCairn! Du musst unbedingt zum Silbermond kommen! Wir brauchen dich!« folgte schnell dreimal hintereinander der gleiche Spruch. Die Betonung war jedes Mal etwas anders, aber der Text war jedes Mal der gleiche.
    Mehrere Male spielte das Visofon den Spruch mit höchster Lautstärke ab. YeCairns Stimme hallte durch das ganze Schloss. Madame Claire marschierte auf William zu, sie hielt den Stiel des großen hölzernen Kochlöffels in der Hand wie ein Schlachtermesser und drohte dem Butler mit der Kelle. Doch noch, bevor sie mit ihrem Gezeter anfangen konnte, ertönte die Stimme von Professor Zamorra über Visofon.
    »Was soll der Lärm bedeuten, William?«
    Der Butler blickte die Köchin triumphierend an. Der Chef will etwas von mir, da musst du dich hinten anstellen , sagte seine Miene. Sie zog eine Grimasse und ging zurück bis an den Eingang zur Küche. Schließlich wollte sie wissen, was William dem Chef sagte.
    Nicht dass sie neugierig gewesen wäre, es war natürlich reines Interesse über die Vorgänge im Schloss.
    »Monsieur Zamorra, ich bin etwas überfragt. Die Alarmanlage im Regenbogensaal hat diesen Spruch weitergeleitet, aber von wem auch immer dieser Ruf kommt…«
    »Von Padrig YeCairn, das sagte der Sprecher doch.« Zamorra klang ungehalten, er wollte etwas hinzufügen, doch da wurde der Ruf schon wieder über die Anlage verbreitet.
    Eine halbe Minute darauf kam Zamorra über die Treppe an die Visofon-Hauptstelle. Er blickte William kurz an, der Butler machte unverzüglich Platz. Madame Claire hingegen verschwand ganz in der Küche. Der Chef sollte nicht denken, dass sie nur der Neugier halber im Gang weilte.
    Claire hatte gerade die Tür geschlossen - hinter der sie selbstverständlich weiterlauschte -, als Lady Patricia Saris die Treppe herunterkam. Die Schottin, die schon seit vielen Jahren auf Château Montagne wohnte, war ebenfalls von dem Ruf gestört worden. Da sie Zamorras Gespräch mit William mitbekommen hatte, hielt sie sich mit einem Kommentar vorerst zurück. So erhielt sie am schnellsten Informationen.
    »Haben Sie es schon mit der NotAus-Taste probiert?«, fragte Zamorra und strich eine dunkelblonde Haarsträhne aus der Stirn.
    »NotAus…? Aber die gibt es doch gar nicht«, protestierte William und verzog das Gesicht, denn schon wieder wurde die Sendung abgestrahlt.
    Der Parapsychologe lächelte und tippte etwas in das Display. »Ich meinte natürlich den manuellen Abbruch«, erklärte er, nachdem er den Ruf abgewürgt hatte.
    »Zamorra, hier Padrig YeCairn! Du musst unbedingt zum Silbermond kommen! Wir brauchen dich!«, wiederholte der Dämonenjäger leise. Er blickte Patricia an, dann William an.
    »Ich kenne YeCairn seit Jahren. Wenn er einen solchen Ruf abstrahlt, ist es wirklich dringend.«
    William räusperte sich mehrmals. Gerade war ihm sein Versäumnis eingefallen. Zamorra zog die Stirn in Falten, er wusste, dass etwas nicht stimmte, wenn ihn der Butler so ansah.
    »Was ist, William?«
    »Sir… Monsieur…«, stammelte der Butler, dann hatte er sich wieder gefangen. »Vor etwa einer Viertelstunde erhielt ich einen Anruf vom Silbermond, doch nach den ersten Worten brach die Verbindung zusammen und konnte bis jetzt nicht wiederhergestellt werden. Einer dieser Sauroiden war dran, aber bevor er nur ein Wort sagen konnte, wurde der Bildschirm dunkel. Ich vermute, dass dieser YeCairn daraufhin den Ruf losließ.«
    »Und da kommt der Mann einfach so auf die Idee, einen Spruch über die Regenbogenblumen loszulassen.« Zamorra schüttelte den Kopf, sein Gesichtsausdruck zeigte Bewunderung für den alten Heiler. »Das ist fantastisch. Darauf muss man erst einmal kommen. Der Mann ist ein Genie.«
    »Oder aber ziemlich verzweifelt«, warf Patricia ein.

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