0946 - Priester der Kälte
erhielten, genau einhalte. Du weißt schon, nur an das Ziel denken, nicht an die Zeit. Ich möchte schließlich nicht im Nirgendwo verschwinden.«
»Das brauchst du auch nicht«, sagte Sergej, er stieß YeCairn in den Rücken und deutete auf das Blumenbeet. »Wir haben nämlich Besuch erhalten.«
Alle vier sahen erstaunt auf die Regenbogenblumen. Dort materialisierten gerade ein hochgewachsener Mann mit dunkelblonden Haaren und eine durchtrainiert aussehende Frau. Beide trugen dunkle Jeans und T-Shirts, dazu jeweils eine dunkle Jacke, eben normale, strapazierfähige Straßenkleidung. Zusätzlich hatte Zamorra einige Zauberutensilien in einer Gürteltasche untergebracht. Merlins Stern trug er unter dem T-Shirt an dem Silberkettchen um den Hals, den Dhyarra 8. Ordnung hatte er in einer verschließbaren Geldtasche seiner Hose untergebracht. Auf den Blaster hatte er verzichtet, da er davon ausgegangen war, dass keine Dämonen am Werk waren. Das hätte Gevatter Tod bei seinem Notruf sonst betont.
»Hallo Zamorra und Begleiterin, willkommen auf dem Silbermond«, sagte Padrig YeCairn. Er hatte sich als Erster gefangen und nickte dem Dämonenjäger zu. Dann wurden seine Augen schmal. »Deine Gefährtin… Nicole? Nein.«
Er hatte Zamorras Sekretärin und Lebenspartnerin ganz anders in Erinnerung.
»Das ist eine gute Freundin von mir: Patricia Saris«, stellte Zamorra seine Begleiterin vor.
Die Reaktion der Silbermond-Druiden konnte nicht gegensätzlicher sein. Vali sah Patricia kurz an und nickte dann Zamorra erfreut zu, aber Sergej tat, als wäre der Parapsychologe nicht anwesend. Stattdessen sah er nur Patricia… Zum ersten Mal seit YeCairn den Druiden kannte, hatte der ein begeistertes Leuchten in den Augen. Er lächelte so offen und frei, wie Gevatter Tod es nie für möglich gehalten hatte.
Patricia gab das Lächeln ebenso begeistert zurück, die Sympathie auf den ersten Blick war auch bei ihr groß.
Verdammt, als ob wir nicht schon genug Probleme hätten , erkannte der alte Philosoph.
***
Korr Takkon und Padrig YeCairn verloren keine Zeit. Sie erzählten Professor Zamorra, was in den letzten beiden Tagen vorgefallen war. Angefangen mit dem Tod der drei frischgebackenen Priester, über Julians Koma bis zum Mordversuch des alten Priesters.
»Und jetzt hofft ihr, dass ich euch bei der Suche nach dem oder den Schuldigen eine Hilfe bin.« Zamorra rieb seine Nase zwischen Daumen und Zeigefinger. Er schaute sich in Takkons Wohn-Ei um. Der Sauroide hatte ihn hereingebeten. Patricia und die Silbermond-Druiden blieben freiwillig draußen, denn zu den reinen Informationen konnten sie sowieso am wenigsten beitragen. »Dabei habt ihr doch alles unternommen, was bis zum derzeitigen Stand möglich ist.«
»Wir hofften, dass du die Zeitschau deines Amuletts benutzen würdest, wie du es schon oft getan hast«, gab der Sicherheitsbeauftragte zu. »Damit könnten wir vielleicht herausfinden, wer dafür verantwortlich ist. Zumindest könnten wir sehen, wer in den Tempel gekommen ist und die Drei angegriffen hat.«
Zamorra kratzte sich im Genick, er blickte den Sauroiden ablehnend und entschuldigend zugleich an. Er wusste, dass er Takkon gleich eine herbe Enttäuschung bereiten würde, es kam nur darauf an, wie er ihm die Absage schmackhaft machte.
»Eben genau das können wir nicht«, wehrte er Takkons Bitte mit Nachdruck ab. »Es ist mir aus verschiedenen Gründen leider nicht möglich, eure Bitte zu erfüllen.«
»Wieso, das Haupt des Siebengestirns von Myrr …«
»Das ist es nicht mehr«, unterbrach Zamorra den Sicherheitsbeauftragten. »Es existiert kein Siebengestirn mehr. Zum einen gibt es nur noch mein Amulett, da die anderen sechs schon seit vier Jahren nicht mehr existieren, zum anderen kann ich die Zeitschau nicht starten, da die Ereignisse um den Tod der Priester und Julians Fall ins Koma zu lang zurückliegen. Ich habe es noch nicht versucht, seit wir es nach Merlins Tod neu programmieren mussten, aber ich fürchte, meine Kraft reicht nicht so weit, wie ihr braucht. Das bedeutet, ihr könntet das Geschehene nicht sehen und ich wäre nach der Benutzung von Merlins Stern tot. Und das möchte ich aus naheliegenden Gründen nicht ausprobieren.«
»Das leuchtet allerdings ein«, gab YeCairn nach kurzem Nachdenken zu. Dennoch konnte er seine Enttäuschung über das soeben Gehörte nicht verbergen.
»Und bei Julians Fall ist es wohl komplizierter als wir annehmen«, brachte Zamorra eine weitere Unsicherheit vor.
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