0948 - Der Hort der Sha'ktanar
zurückzukehren. Mit einem Angriff hatten sie nicht gerechnet. Dylan hatte jedoch so gequengelt, dass der Professor schlussendlich nachgegeben hatte. Offenbar hatte der Dämonenjägerlehrling den richtigen Riecher besessen.
»Nur Paralyse!«, ermahnte Zamorra ihn.
»Natürlich. Wofür hältst du mich? Für schießwütig?«
Mit einem schiefen Grinsen schnickte Dylan den Hebel am Blaster von Laser auf Betäubung.
Auch Rhett war unbewaffnet gekommen. Im Zweifelsfall konnte er auf die Llewellyn-Magie zurückgreifen, die er aber noch nicht sehr gut zu dosieren vermochte.
Dunja zog sich einige Schritte zurück.
Trotz des Hasses, den Zamorra in den Augen der Frau und des Jungen erkannte, sah er dem Angriff gelassen entgegen. Selbst in seiner derzeitigen körperlichen Verfassung sollte es ihnen möglich sein, sich gegen zwei untrainiert und kampfunerfahren aussehende Personen zur Wehr zu setzen. Auch wenn sie magisch beeinflusst waren.
Dylan zögerte. Vermutlich sah er die Sache ähnlich und besaß Skrupel, auf zwei Unbewaffnete zu schießen.
»Bleibt stehen!« Er hob die Waffe, sodass die Blonde und der Junge sie klar sehen mussten.
Sie liefen weiter. Vermutlich wirkte der Blaster auf sie wie ein Requisit aus einem Star-Wars-Streifen. Andrerseits: Magisch beeinflusst, wie sie waren, hätten sie vermutlich nicht einmal beim Anblick eines Maschinengewehrs gestoppt.
Als sie beinahe heran waren, sah auch Dylan keine andere Möglichkeit mehr. Er richtete den Abstrahldorn auf den Jungen, der auch Zamorra als der gefährlichere Angreifer erschien.
Er kam nicht mehr dazu, abzudrücken.
Aus dem Boden schoss etwas hervor. Für einen Sekundenbruchteil hielt Zamorra es für einen Arm, für die Attacke eines untoten Erbfolgers. In ihm blitzte der irrsinnige Gedanke auf, gegen seinen alten Freund Bryont Saris ap Llewellyn - Rhetts Vater - als Zombie kämpfen zu müssen.
Aber es war kein Arm.
Es war eine Wurzel.
Und sie peitschte gegen Dylans Handgelenk, sodass der mit einem Schmerzensschrei die Waffe fallen ließ.
Als wäre das noch nicht genug, tauchten am Rande des Friedhofs weitere Gestalten auf und rannten auf sie zu. Aus ihren aufgerissenen Mündern ragten lange, weiße Zähne. Vampirhauer!
Merde!
Ein harter Kampf war unausweichlich.
Jedoch nicht für Zamorra. Denn mit einem Mal erfasste ihn neuerlich bleierne Müdigkeit.
»Nein!«, keuchte er. »Nicht ausgerechnet jetzt!«
Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte ihm, dass Dunja zusammengebrochen war. Zuckend lag sie am Boden.
Die angreifende fremde Frau sprang ihn an. Ihren weit aufgerissenen Mund nahm Zamorra nur noch als großes schwarzes Loch war, dass immer größer wurde, ihn schließlich verschlang und in einen weiteren Traum riss.
***
»Verdammt, Zamorra! Bleib bei uns!«, rief Rhett.
Doch der Meister des Übersinnlichen verdrehte die Augen und sackte zusammen. Gerade in dem Augenblick, als die Frau ihn ansprang. Gemeinsam gingen sie zu Boden. Die Blonde rollte über Zamorra hinweg und war sofort wieder auf den Beinen. Der Professor jedoch blieb liegen.
Bevor sie sich erneut auf ihn stürzen konnte, war der Erbfolger bei ihr und drosch ihr die Faust in den Bauch. Mit einem Ächzen sackte sie zusammen.
Rhett war verzweifelt. Er wollte die Frau nicht verletzen oder gar töten, immerhin war sie trotz allem ein Mensch und keine Dämonin. Dennoch musste er sie irgendwie ausschalten.
Er warf sich auf sie und versuchte, ihr einen weiteren Schlag zu versetzen. Doch sie wehrte sich mit Händen und Füßen, mit Zähnen und Fingernägeln.
»Dylan«, ächzte Rhett. »Ich brauche hier Hilfe.«
»Ich auch!«, kam die gequälte Antwort.
Ein Seitenblick verriet dem Erbfolger, dass er auf Dylan vorerst würde verzichten müssen. Während der Wurzelstrang sich noch immer um sein Handgelenk wand, erwehrte er sich mit dem freien Arm des Jungen, der mit tumbem Blick vor ihm stand und ihn zu erwürgen versuchte.
Sie steckten wirklich knietief in einer übel riechenden Masse. Und noch waren die Vampire nicht heran!
Endlich gelang es Rhett, das Schlag- und Kratzinferno der Frau zu durchbrechen und sie mit der Faust am Kopf zu treffen. Sofort erlahmten ihre Bewegungen.
Er rollte sich zur Seite, sprang auf und eilte zum E-Blaster, der einige Meter von Dylan entfernt lag. Er riss die Waffe hoch und zielte auf den jugendlichen Angreifer. Dann stockte er. Die Blitze eines Betäubungsschusses würden auch Dylan außer Gefecht setzen.
Ohne lange zu überlegen,
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