0948 - Der Hort der Sha'ktanar
schaltete er auf Laser-Modus um und feuerte. Jedoch nicht auf den Jungen, sondern auf die Wurzel. Den kurzen Energiestoß begleitete ein Gebet, er möge nicht versehentlich Dylan treffen. Sein Wunsch wurde erhört. Der blassrote Strahl streifte die Pflanzenfasern und sofort lösten sie die Umwicklung und zuckten ins Erdreich zurück.
Mit nunmehr befreitem Arm gelang es Dylan, den Würgegriff des Jungen zu sprengen und ihm einen Faustschlag auf die Nase zu versetzen. Der Teenager kippte nach hinten weg.
»Hier!« Rhett warf Dylan den Blaster zu. Der stellte sofort auf Paralyse um und schickte dem Jungen, der gerade wieder aufstehen wollte, eine Ladung knisternd knackender Blitze entgegen. Dieselbe Behandlung ließ er auch noch der Angreiferin angedeihen, die das Bewusstsein wiedererlangt hatte.
Kaum hatte er die Blonde ausgeschaltet, klickte er den Wahlschalter auf Laser-Modus und richtete den Blaster auf die Blutsauger.
Auch Rhett warf sich herum und sah zu den Vampiren. Die hatten sie beinahe erreicht. Der Erbfolger griff tief in sich hinein und ließ der Llewellyn-Magie freien Lauf. Er ließ Gewitterwolken um seine Hände entstehen und jagte dem Vordersten einen Blitz in die Brust.
Noch im Laufen verwandelte sich dieser in Asche, brach zusammen und blieb liegen wie eine aus Sand gebackene Figur. Nur kurz darauf zerbröselte auch die.
Der Angriff hatte Kraft gekostet. Alleine würde Rhett sich gegen die verbliebenen vier Vampire nicht zur Wehr setzen können.
»Dylan, schieß doch endlich, Mann!«
Doch Dylan schoss nicht.
Rhett schaute kurz zu seinem Kampfgefährten und traute seinen Augen nicht. Mit hängenden Schultern und glasigem Blick stand er mitten auf dem Friedhof. Der Blaster entglitt seinen Fingern und fiel auf die Erde.
»Komm zu dir, Alter! Was ist denn los?«
Der Schotte gab keine Antwort. Zumindest keine, die an Rhett gerichtet war. Denn plötzlich begann er Satzfetzen vor sich hinzumurmeln. »… darfst nicht sterben… haben den Hort gefunden… halte aus… bitte nicht…«
Dann verstummte er. Ein bläulicher Schimmer legte sich um seinen Körper. Wie zarte Nebelschwaden, die nach einem heißen Bad bei kalter Luft über menschlicher Haut aufstiegen. Ein nicht spürbarer Wind wehte die Dunstschleier in Richtung des Monolithen und Dylan folgte. Wie ein Schlafwandler stapfte er dem Grabstein entgegen. Die Vampire ließen ihn ungehindert passieren. Offenbar sahen sie in ihm keine Gefahr.
Rhetts Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er entdeckte, dass auch Zamorra und Dunja ein derartiger Nebel umgab.
Er riss den Blick von den Freunden los. Im Augenblick waren andere Probleme vordringlich. Und zwar vier an der Zahl mit verdammt spitzen Zähnen.
Jeden Einzelnen mit Blitzen zu beschießen, würde ihm nicht gelingen. Dafür fehlten ihm Kraft und Zeit. Er musste versuchen, sie alle auf einen Streich zu vernichten oder wenigstens aufzuhalten.
Mit der Erbfolger-Magie erschuf er ein Hochdruckgebiet um die Blutsauger. Zwar beherrschte er die Wettermagie der Llewellyns inzwischen besser als vor einem Jahr, doch wie damals konnte er sie am wirkungsvollsten einsetzen, wenn er wütend war.
Aber er war nicht wütend.
Erschöpft, überrascht von den Ereignissen, entsetzt, alleine gegen vier Gegner zu stehen. Das alles war er. Aber nicht wütend.
Er versuchte den Druck immer weiter zu erhöhen, bis sich die Vampire nicht mehr bewegen konnten und er sie schlussendlich sogar zerquetschte. Aber seine Kraft und seine Wut reichten nicht aus.
Wenn er dann noch mit ansehen musste, wie Dylan sich überhaupt nicht mehr um ihn kümmerte und blicklos zum Monolithen strebte, wuchs in ihm die Verzweiflung.
Rhett war mit seinem Latein am Ende. Die Blutsauger kamen ihm nun langsamer entgegen, kämpften sich durch die verdichtete Luft. Aber sie blieben nicht stehen.
So hatte das keinen Sinn.
Der Blaster, den Dylan hatte fallen lassen! Seine einzige Chance.
Er wandte den Kopf, suchte mit Blicken den Boden ab - und verlor darüber die Kraft, den Druck aufrecht zu halten.
Da! Der E-Blaster! Direkt neben Zamorra. Er warf sich herum, doch zu spät.
Das Druckgebiet erlosch. Die Vampire kamen frei und stürzten sich auf ihn. Instinktiv stieß er einen lauten Schrei aus, den niemand erhörte. Das Letzte, was er sah, bevor die Blutsauger ihn unter sich begruben, war Dylan, wie er vor dem Monolithen zusammenbrach.
***
Das Warten war für Zamorra das Schlimmste. Das Warten auf den Tod des Erbfolgers. Und darauf, was
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