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0948 - Der Hort der Sha'ktanar

0948 - Der Hort der Sha'ktanar

Titel: 0948 - Der Hort der Sha'ktanar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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seinen Palast zurückgezogen. Seitdem hatte ihn niemand mehr gesehen.
    »Und wenn er nun gar nicht mehr in Celuru ist? Wenn er irgendwie unbemerkt nach Hysop oder Sefiria gereist ist?«, fragte Zamorra.
    »Ist er nicht«, beruhigte ihn Merlin. »Die arme Frau, die ihm seinen Sohn gebären muss, befindet sich im Palast. Also ist auch er nicht weit.«
    »Woher weißt du das?«
    »Die Heiler und Hebammen gehen ein und aus.«
    »Womöglich eine Finte?«
    »Nein. Warum sollte er so etwas tun? Keiner seiner Vorgänger hat das getan. Ich habe sie während der letzten Jahrtausende beobachtet, habe die Gewohnheiten jedes einzelnen der letzten dreißig Erbfolger studiert. Warum sollte ausgerechnet dieser davon abweichen?«
    Zamorra hob die Schultern. »Wenn du ihn schon so lange im Auge behältst, warum hast du dann nie selbst etwas unternommen?«
    »Das ist nicht der Weg der Schicksalswaage.«
    Was immer das nun wieder heißen sollte. Vermutlich eine kryptische Umschreibung dafür, dass sogar er zu schwach gewesen wäre, alleine gegen den Erbfolger vorzugehen.
    »Und die Kraft der… der Seelen?« Trotz allem fiel es Zamorra schwer zu akzeptieren, dass sich in den blauen Kristallen seit fünftausend Jahren die Geister der Sha'ktanar tummelten und alles bei vollem Bewusstsein mitbekamen. Gestern hatte er sich sogar dabei ertappt, wie er einen Seelenhort gefragt hatte, ob er ihn verstehen könne. Er schüttelte den Kopf. »Werden sie ausreichen? Was, wenn wir noch eine oder zwei Erbfolger-Generationen länger hätten warten sollen?«
    Merlins Lächeln verflog. Offenbar hatte er genug davon, jedem einzelnen lichten Krieger ständig das Gleiche erklären zu müssen. Dennoch klang er bewundernswert gelassen, als er sagte: »Bereits vor tausend Jahren wären die Seelenhorte ausreichend stark gewesen. Aus Sicherheitsgründen habe ich bis heute gewartet. Und nun sei beruhigt. Es kann nichts mehr schiefgehen!«
    Zamorra sah zu dem Kristall. Er steckte mit der Spitze im Erdboden auf einer kleinen Anhöhe im Süden der Stadt, sodass der größte Teil senkrecht gen Himmel ragte. Inmitten des gelblichen Grases wirkte er wie der Fremdkörper, der er war. Außer Zamorra und Merlin hatten sich noch eine Hohepriesterin und drei Krieger um den Hort versammelt.
    »Wie lange dauert es denn noch?«, fragte Atrigor, der Anführer der Kämpfer.
    Als er das Wort erhob, überkam Zamorra plötzlich das eigenartige Gefühl, Atrigor von woanders her zu kennen. Von Ereignissen aus der Vergangenheit.
    (Oder der Zukunft? Oder aus der realen Welt außerhalb dieses Traums.)
    Doch da hatte er einen anderen, merkwürdigen Namen getragen. Für einen klitzekleinen Augenblick hatte er das Gefühl, sich daran zu erinnern (Matlock McCain) doch schon war der Gedanke wieder verflogen. Genauso wie der Eindruck, dass er Atrigor jemals außerhalb des Bundes gekannt hätte.
    »Seit einem Tag stehen wir hier herum und warten darauf, dass etwas passiert!«
    Zamorra konnte Atrigors Unmut gut verstehen, denn seine Frau Assara - eine Hohepriesterin - hatte ihren Posten bei einem Seelenhort auf der anderen Seite der Stadt beziehen müssen. Und so musste er nun statt mit seiner traumhaft schönen blonden Assara mit der kleinen unscheinbaren, blasshäutigen Ramela als weibliche Gesellschaft vorlieb nehmen. Doch Merlin hatte die Einteilung mit Bedacht so durchgeführt, dass die Wächter der Kristalle nicht zu sehr miteinander vertraut waren. Zu groß wäre die Gefahr einer Ablenkung von der eigentlichen Aufgabe gewesen.
    »Ich weiß nicht, wie lange es noch dauert«, antwortete der Magier. »Sicherlich kann man den Todestag des Erbfolgers sehr genau vorhersagen, aber eine Abweichung von ein bis zwei Tagen ist nichts Ungewöhnliches.«
    »Ein bis zwei Tage? Heißt das, wir müssen vielleicht noch bis…«
    »Da kommt jemand!«
    Die Stimme eines Kriegers namens Serian riss sie aus ihrem Gespräch. Alle drei - Merlin, Atrigor und Zamorra - blickten in die Richtung, in die Serian zeigte. Was sie sahen, gefiel ihnen gar nicht.
    Zwischen gelegentlichen verkümmerten Bäumen marschierte eine Dämonenpatrouille den Hügel herauf. Zwei mehr oder weniger skelettierte Männer, an deren Knochen noch vereinzelte Haut- oder Fleischfetzen hingen und zwei Gosh-Dämonen. Um die Hüfte gegurtet trugen sie schwarze, schartige Schwerter, die auf Zamorra wirkten wie faule Zähne.
    »Ganz ruhig«, sagte Merlin. »Sie wissen nicht, was wir hier tun. Das Wichtigste ist, dass sie den Kristall nicht

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