0948 - Der Hort der Sha'ktanar
unbewusst von den Gräueltaten der ersten Erbfolger distanzieren, als sie noch auf der Seite des Bösen standen.
»Calum war der Sohn von Logan, ist also mein Urururururgroßvater, wenn ich mich nicht verzählt habe. Und er hatte ein voll fieses Problem: Isobel, die Liebe seines Lebens, war zu früh geboren. So konnte sie ihm nicht seinen Nachfolger schenken. Wie schon Logan, der mit dem Monolithen für Selverne diesen Friedhof erst begründet hatte, ließ auch Calum für Isobel einen Grabstein errichten. Allerdings ist dieser hier was ganz Besonderes.«
Er hob das Metalltürchen aus seiner Verankerung und legte es zu Boden.
»Er nannte sie immer den Himmel seines Lebens. Und so widmete er ihr ein Erbstück, das er von seinem Vater bekommen hatte. Der wiederum hatte es von seinem Vater und der… na ja, den Rest könnt ihr euch denken. Das Ding ist schon so lange in Familienbesitz, dass ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern kann, seit wann eigentlich. Auf jeden Fall lange genug, dass niemand mehr wusste, welchen Zweck das Teil ursprünglich besaß. Ganz zu schweigen davon, welche offizielle Bezeichnung es trug. Für Calum zählte nur, dass es im gleichen Blau strahlte wie Isobels Augen. Und deshalb schenkte er es ihr über den Tod hinaus.«
Rhett griff in die Öffnung im Grabstein und zog das Erbstück hervor.
Zamorra stockte der Atem, als er den Kristall sah. Das war er! Ein Hort der Sha'ktanar. Genauso hatten sie in seinem Lemuria-Traum ausgesehen.
»Erst als du den Begriff benutzt hast«, fuhr Rhett fort, »kam die Erinnerung langsam hoch. Und als du dann von den sieben Seelenkristallen erzählt hast, wusste ich es plötzlich wieder.«
Die Ausstrahlung des Horts faszinierte Zamorra auf Anhieb. Mit sieben dieser Kristalle war es Merlin also irgendwie gelungen, die Erbfolge zu reinigen. Aber wie kam dieser eine dann in den Familienbesitz der Llewellyns? Was war mit den anderen sechs geschehen?
Die dringlichste Frage jedoch stellte Dylan.
»Und was sollen wir mit dem Pikser jetzt anfangen?«
Noch bevor jemand darauf eine Antwort geben konnte, riss ein wütender Schrei sie alle aus ihren Gedanken.
***
Bereits von Weitem sahen Renate und Andreas Steigner die Vierergruppe auf den Friedhof kommen. Ohne sich absprechen zu müssen, huschten sie hinter den Monolithen, bevor die Besucher sie entdecken konnten.
Gelegentlich lugten sie hinter dem Stein hervor, um zu beobachten. Mehr taten sie nicht. Schließlich hatte ihnen der Meister dazu keinen Befehl erteilt.
Doch plötzlich erklang dessen Stimme direkt in ihren Köpfen. Sie klang fürchterlich wütend.
»Verdammt! Sie haben den Ruf auch empfangen.«
Die Steigners wussten nicht, wohin der Meister und Jo durch den Monolithen verschwunden waren, aber offenbar war dadurch die Verbindung zu ihnen nicht abgerissen. So hatte er durch ihre Augen von der Ankunft der Besucher erfahren. Er schien nicht gut auf sie zu sprechen sein.
»Sie dürfen mich nicht aufhalten! Nicht jetzt, so kurz vor dem Ziel.«
Und dann - endlich! - der Befehl: »Haltet sie auf! Sie dürfen die Quelle nicht erreichen. Noch nicht.« Für einen Augenblick verstummte die Stimme. »Ich schicke euch so viel Unterstützung, wie ich kann. Macht mit ihnen, was ihr wollt, aber hindert sie wenigstens für ein paar Minuten, zu mir zu kommen. Danach ist es ohnehin gleichgültig.«
Sie wussten nicht, was er mit Quelle meinte oder von welcher Unterstützung er sprach, aber sie befolgten seinen Befehl.
Mit einem aus der Wut des Meisters geborenen Schrei stürmten sie auf die Besucher zu.
***
Erstaunt blickten Zamorra und seine Begleiter zu der blonden Frau und dem Jugendlichen, die ihnen entgegenrannten. Ihre Kleidung und Frisuren ließen sie wirken, als seien sie durch ein Zeitloch aus den Achtzigern hierher gepurzelt.
»Was für ein Problem haben die denn?«, fragte Dylan.
Mit einem Gedankenbefehl versetzte der Meister des Übersinnlichen das Amulett in einen Alarmzustand. Das entzog ihm zwar permanent etwas seiner im Augenblick ohnehin nicht allzu reichhaltigen Kraft, aber das war es ihm wert.
Sofort erwärmte sich Merlins Stern und warnte ihn so vor Schwarzer Magie.
»Vorsicht! Sie sind beeinflusst.«
Er öffnete das Hemd, dass das Amulett freilag.
Dylan löste den E-Blaster von der Magnetplatte an seinem Hosenbund. Eigentlich hatte Zamorra ihm keinen aushändigen wollen, schließlich hatten sie nur beabsichtigt, eben etwas auf dem Friedhof abzuholen und dann ins Château
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