0948 - Leonoras Alptraumwelt
weiter sind, Glenda. Wir treten nach wie vor auf der Stelle. Was uns widerfahren ist, kann sich immer wiederholen. Wir sind zweigeteilt. Wir stehen einmal in unserer Welt und zum anderen in dieser anderen, dieser alptraumhaften. Im Augenblick ist die Trennung vollzogen, da können wir wieder normal denken, aber das kann sich blitzschnell ändern, und es liegt leider nicht, in unserer Hand. Die Attacken werden härter. Keinem von uns gelang es, ein Gegenmittel einzusetzen. Auch der Stab half mir diesmal nicht. Und es wird sich nichts ändern, solange dieser verdammte Drachentrank in unserem Blut fließt. Wir sind ihm ausgeliefert.«
»Und damit dieser Leonora Vendre!« sagte Glenda.
»So ist es!«
Sie lächelte, als wollte sie sich schon jetzt für ihre nächsten Worte entschuldigen. »Und was sollen wir jetzt machen?« fragte sie. »Welche Chance gibt es für uns?«
»Ich hob die Schultern.«
Das wollte Glenda nicht unbedingt akzeptieren. »Keine Chance, John? Wirklich keine?«
»Doch - Zebulon!«
Sie winkte ab. »Nein, das habe ich nicht so gemeint. Ich glaube nicht daran, daß es nur Zebulon gelingen kann, das verdammte Voodoo-Weib zu vernichten.« Sie schlug auf den Tisch. »Was ist mit euch? Ich verstehe euch nicht Ihr seid doch keine Anfänger. Gütiger Himmel, denkt nur mal daran, was ihr schon alles hinter euch gebracht habt. Gegen wen ihr gekämpft habt. Es waren Dämonen darunter, der diese Voodoo-Hexe nicht das Wasser reichen kann. Mächtige Fürsten aus dem Schattenreich. Ihr habt sie alle geschafft, es mußten auch Niederlagen hingenommen werden, aber unter dem Strich habt ihr oder haben wir doch gewonnen. Oder liege ich da falsch?« Sie schaute erstaunt zuerst mich, dann Suko an.
»Nein, Glenda«, sagte ich, »da liegst du nicht falsch. Aber du hast eines vergessen. Wir sind dabei nicht manipuliert gewesen und waren Herr unserer Sinne.«
»Das seid ihr momentan auch!« hielt sie mir entgegen.
»Stimmt. Aber wie lange?«
Glenda pustete den Atem aus. »Es hat sich angehört, John, als hättest du dich in dein Schicksal ergeben.«
»Nein!« widersprach ich. »Es ist nur so schwer, einen Ausweg zu finden. Unsere Möglichkeiten sind erschöpft. Damit müssen wir erst einmal klarkommen. Ich glaube, daß Suko ebenfalls so denkt.«
»Stimmt das, Suko?« fragte Glenda.
»Im Augenblick schon.«
»Das ist natürlich schlecht«, murmelte sie, »sehr schlecht sogar. Dann sind Shao und ich praktisch die einzigen, die hier normal reagieren können.«
»Sicher. Ihr habt nichts getrunken.«
Glenda zog die Augenbrauen zusammen. »Mit anderen Worten heißt das, daß wir uns gegen diese verdammte Leonora Vendre stellen können, sollte sie denn hier erscheinen.«
»Kein Einspruch.«
Glenda überlegte weiter. Es war eine Eigenart von ihr, dabei auf der Unterlippe zu nagen, auch das Faltenmuster auf der Stirn blieb dabei bestehen. »Wenn Shao und ich die einzigen sind, dann sollten wir den Kampf aufnehmen, vorausgesetzt, Zebulon schafft es. Er ist ja unterwegs, um sie zu finden.«
Ich stimmte zu und fragte dann: »Was folgerst du daraus?«
»Es ist ganz einfach, John. Gib mir Sukos Waffe!«
»Bitte?«
Sie schüttelte leicht ärgerlich den Kopf. »Hör auf, du hast mich schon verstanden. Ich möchte die Waffe haben.« Sie schnippte mit den Fingern, aber ich legte meine flache Hand auf die Beretta.
»Warum?« Glendas Gesichtsausdruck bekam einen wissenden Zug. »Eine Frage mal. Habt ihr schon auf diese Frau geschossen?«
»Nein!« antwortete ich.
»Eben!« Ihre Stimme klang so, als hätte sie bereits einen Sieg errungen.
Jetzt mischte sich auch Suko ein, dem dieser Vorschlag ebenfalls etwas suspekt war. »Denkst du denn, daß du die Person mit einer geweihten Silberkugel vernichten kannst?«
»Das weiß ich nicht genau. Es hat noch keiner von euch versucht, doch es ist einen Versuch wert. Da wir gerade bei den Waffen sind, Suko.« Ihren nächsten Vorschlag unterbreitete sie ihm lächelnd.
»Von dir hätte ich dann gern die Dämonenpeitsche. Ich habe sie zwar noch nicht benutzt, aber ich kenne ihre Handhabung. Und ich möchte auch, John, daß du deine Waffe abgibst. Solltest du wieder unter die Kontrolle dieser Person geraten, ist es besser, wenn du waffenlos bist. Könnt ihr euch mit dieser Alternative anfreunden?«
Konnten wir das?
Wir waren zunächst einmal stumm. Einen derartigen Vorschlag hatte uns noch niemand gemacht, aber wir befanden uns auch in einer extremen Lage, und da mußten wir zu
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