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0948 - Leonoras Alptraumwelt

0948 - Leonoras Alptraumwelt

Titel: 0948 - Leonoras Alptraumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sicherlich nichts vor. Diese Furcht war echt, und Glenda reagierte früher als ich. Sie brauchte nur wenige Schritte, um das Fenster zu erreichen.
    Sie schaute hinaus.
    Ich sah ihren Rücken, und ich sah auch, wie sie zusammenzuckte und einen Schritt nach hinten ging. Dann drehte sie sich um. »Mein Gott«, sagte sie nur. »Mein Gott!«
    Jetzt hielt auch mich nichts mehr. Ich tauschte mit ihr den Platz und wäre dabei beinahe noch gegen die Scheibe geprallt. Ich sah, was Glenda so aus der Fassung gebracht hatte.
    Vor dem Fenster und aus einer anderen Zeit kommend, hatte sich die Alptraumwelt aufgebaut.
    Mittendrin Leonora Vendre!
    ***
    Ich reagierte anders als Glenda und blieb stehen, als wäre ich ein Stück Eisen, das von einem starken Magneten festgehalten wurde. Dieses Bild war keine Halluzination, und es fiel mir schwer, mich mit dem Gedanken zu befassen, daß ich hier die Wirklichkeit erlebte, zehn Stockwerke über dem Boden, doch bei diesen Gesetzen konnte ich unsere Physik vergessen.
    Die andere Welt war da. Sie war düster, kalt und kahl. Aber sie war bewohnt, denn ich sah auf der linken Seite ein gewaltiges Wesen, das keine direkte Schlange und auch keine Echse war, sondern eine Mischung aus beidem. Dicke, rötlich glänzende Schuppen, ein geschlossenes Maul, aber einen sehr langen Hals darunter, der weit in die Höhe geschoben war, so daß der Kopf auch pendelte.
    Sehr hohe, blattlose Sträucher entdeckte ich zwischen den Felstrümmern, aber weder für die einen noch für die anderen hatte ich einen Blick, denn am wichtigsten war das Voodoo-Weib.
    Ihre Haare kamen mir nicht mehr so dunkel vor. Sie waren blasser geworden, als wäre sie in den letzten Stunden gealtert, und sie war auch nicht allein, denn sie saß auf einem Tier, das ich bisher ebenfalls noch nie zu Gesicht bekommen hatte.
    Es war kein Schwein, es war kein Ameisenbär, es war kein Rhinozeros, es war eine Züchtung aus allem, fast so hoch wie ein Pferd. Aus dem Maul ragte ein säbellanger Zahn. Auf dem Rücken des Tieres hockte die Voodoo-Fürstin, die Frau aus der Drachenwelt, der es gelungen war, die magischen Gesetze einer uralten, längst vergangenen Zeit zu erforschen und diese in die Gegenwart mitzubringen. Auch in Suko und mir floß dieses Drachenblut. Zwar hatten wir das in der letzten Zeit vergessen, jetzt aber, wo der direkte Kontakt zu dieser Alptraumwelt bestand, da drang dieser Fluch voll durch, und ich spürte, wie ich nicht mehr in diesem Raum bleiben wollte. Ich wollte in diese Welt hineingehen, ich wollte zu Leonora Vendre, der halbnackten Frau auf dem Monstrum, die mich lockte und mein Denken überschattete. Hinter mir hörte ich Suko und war davon überzeugt, daß er den gleichen Drang verspürte wie ich.
    Es war eine Folge meines neuen Denkens, daß ich den rechten Arm hob und den Griff des Fensters umklammerte. Ich wollte raus. Ich mußte einfach zu ihr, hinein in diese neue Welt, die zu meiner zweiten Heimat werden würde.
    »Nein, John! Du bist wahnsinnig!« Zwar schrie mir Glenda die Worte zu, aber ich hörte nicht auf sie. Ich drehte den Griff um neunzig Grad nach oben, so daß er eine Waagerechte bildete. Jetzt konnte ich das Fenster aufziehen.
    Ich benötigte kaum Kraft, es schwang mir locker entgegen, aber Glenda gab nicht auf. Sie klammerte sich an meinem linken Arm fest, was mir gar nicht gefiel. Ich drehte ihr mein Gesicht zu, schaute hinein und mußte sich über meinen Ausdruck darin wahnsinnig erschreckt haben, denn sie schüttelte sich.
    »Hau ab!« brüllte ich sie an.
    »John, neiiinnn!«
    Sie hielt mich weiterhin fest. Ich stieß sie wütend immer wieder zurück, traf sie auch schmerzhaft mit dem Ellbogen, dann war Suko da, der die Sache bereinigte.
    Er nahm Glenda Perkins in einen harten Klammergriff und zerrte sie nach hinten. Ihre Hand rutschte an mir ab, und Suko wuchtete unsere Sekretärin zu Boden.
    »Wir gehören ihr, John!«
    »Ja«, sagte ich nur, »ja…«
    Er stand neben mir. Für einen Moment schaute er mit glänzenden Augen in die Alptraumwelt hinein. Sie hatte alles andere überdeckt. Wir sahen weder den Himmel, die Lichter, noch die Wolken, nur diese Welt, das Stück einer magischen Dimension, zurückgeholt aus der Urzeit.
    Ich öffnete das Fenster!
    Eigentlich hätte kalte Luft in unsere Gesichter strömen müssen, was nicht der Fall war. Uns schlug eine Schwüle entgegen, die ungewöhnlich streng roch. In sie hinein mischten sich dumpfe, faulige Gase, und auch der leichte Schwefelgestank

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