0949 - Beherrscher der Tiere
Ziemlich große Biester. Es sind Tausende. Kannst du dich da drinnen irgendwie verbarrikadieren?"
„Es sieht schlecht aus", antwortete er sehr ruhig. „Ich habe eben eine Tür hinter mir zugemacht, aber die hält nicht viel aus. Sieh zu, daß du so viele wie möglich da draußen schon erwischst."
„Gut. Achtung, es geht los!" Die Tiere hatten den Gleiter bis zu diesem Augenblick gar nicht beachtet. Sie liefen einfach an ihm vorbei, und zwei oder drei setzten sogar über die Kanzel hinweg. Die ganze Meute versammelte sich rund um die Öffnung, in der Ronald Tekener verschwunden war. Offensichtlich warteten die Tiere darauf, daß der Terraner wieder zum Vorschein kam.
Vorsichtig steckte sie die Hand aus dem Spalt, der sich am unteren Rand der Kanzel aufgetan hatte. Sie hatte den Paralysestrahl auf ein Viertel der Fächerungsbreite eingestellt und zielte auf jene Tiere, die vor der Türöffnung saßen. Der Strahler summte auf, und die Tiere sackten in sich zusammen. Die anderen gerieten Augenblicke später in Bewegung, aber Jennifer wußte nun, daß die Tiere selbst dann gelähmt wurden, wenn sie nur von dem Strahl gestreift wurden. Sie verstellte die Fächerung, ohne deswegen den Finger vom Auslöser zu nehmen.
Die Tiere waren mit Sicherheit sehr gefährlich, aber mit ihrem Verstand schien es nicht weit her zu sein. Sie drängten immer weiter nach, und Jennifer brauchte nichts weiter zu tun, als den Finger auf dem Auslöser zu lassen.
Nach ein oder zwei Minuten war alles vorbei. „Ron?" rief sie.
„Schwierigkeiten?" kam Tekeners Stimme über den winzigen Lautsprecher.
„Nein. Du kannst kommen."
„Gut gemacht!"
Sie behielt die Waffe in der Hand, während sie die Kabine öffnete. Unruhig sah sie sich um. Sie rechnete immer noch damit, daß etwas geschah, daß eine Gefahr auftauchte, die größer war als die, die diese grauen Tiere mit sich brachten.
Hinter der Türöffnung bewegte sich etwas, dann trat Ronald Tekener auf die von reglosen Körpern übersäte Plattform hinaus. Für einen Augenblick war Jennifer Thyron abgelenkt. Sie sah zu ihrem Mann hinüber. Im letzten Augenblick erst bemerkte sie den Schatten, der über die schräg ansteigende Wand nach unten glitt. Auch Tekener sah es, wirbelte herum und schoß. Die beiden lähmenden Strahlen trafen sich im Ziel, und ein großer Vogel stürzte direkt neben dem Gleiter zu Boden. Seine krallenbewehrten Füße hätten Jennifer noch im Fall getroffen, wäre sie nicht eher instinktiv seitlich ausgewichen.
Tekener war mit wenigen Schritten beim Gleiter. Er warf sich hinein, und während er auf einen zweiten Vogel schoß, verriegelte Jennifer die Kabine. Der Terraner mit dem Narbengesicht schlug auf einen Schalter. Das Fahrzeug raste von der Plattform weg, rammte in der Luft vier weitere, noch größere Vögel, die betäubt in die Tiefe stürzten, und war dann endlich aus dem Trichter heraus.
„Wenn das Kihnmyndens Geist war", sagte Jennifer, „dann ist er zumindest verwirrt. Und wenn unser seltsamer Freund noch lebt, dann würde ich sagen, daß Gursc zumindest in einem Punkt recht hat: Kihnmynden ist übergeschnappt. Warum läßt er ausgerechnet uns angreifen, wo wir ihm doch helfen wollen?"
„Vielleicht ist er überzeugt davon, daß er keine Hilfe braucht", sagte Tekener schulterzuckend. „Er hat die Tiere."
„Dann bist du also auch davon überzeugt, daß er sie steuert?"
„Weiß du eine andere Erklärung?"
„Nein. Ich möchte wissen, wie er das macht."
„Wir werden es herausfinden", versicherte Tekener grimmig.
*
Sie kehrten nur für wenige Minuten in Ottarsks Haus zurück. Der Arzt hatte ihnen eine Nachricht hinterlassen. Er bat sie, am Abend wieder auf die Terrasse zu kommen, um mit ihm zu speisen.
„Hat der denn immer noch nicht genug?" wunderte sich Jennifer. „Diese Ausrede ist doch zu durchsichtig."
„Manche Leute können es eben nicht vertragen, wenn jemand trinkfester ist als sie", sagte Tekener lächelnd. „Laß ihm doch die Illusionen. Abgesehen davon fürchte ich, daß wir heute abend gar nicht im Hause sein werden."
Es gab in Gostabaar natürlich viele Geschäfte, in denen man alles kaufen konnte, was ein Arkonide brauchte. Und Arkoniden brauchten sehr viele Dinge. Vor allem gab es gerade unter den wohlhabenden Bewohnern Durgens viele, die begeisterte Jäger waren. Es war also nicht weiter schwierig, sich eine solide Ausrüstung zu besorgen, wenn man die Berge und den Wald aufsuchen wollte.
Genau zu der Zeit, zu
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