0949 - Beherrscher der Tiere
Plötzlich stand er auf. Ohne noch ein einziges Wort zu sagen, verließ er das Zimmer.
„Das war hart", murmelte Jennifer Thyron.
„Aber notwendig."
„Ich weiß nicht. Der Junge tut mir leid. Er ist völlig durcheinander. Vielleicht hättest du ihm seine Illusionen lassen sollen. Er wird die traurige Wahrheit noch früh genug erfahren."
Ronald Tekener zuckte die Schultern.
„Wenn sich die Erwachsenen ihren nostalgischen Träumen hingeben", sagte er, „dann ist das schlimm genug. Aber wenn sie schon den Kindern diesen ganzen Unsinn eintrichtern, wird es gefährlich. Komm, wir werden uns diesen Gursc mal ansehen. Wir müssen sowieso wegen Kihnmynden mit ihm sprechen."
„Von dessen Hinterlassenschaft ist garantiert nichts mehr aufzufinden", meinte Jennifer pessimistisch.
„Warten wir es ab", erwiderte der Terraner, und er lächelte es war genau das Lächeln, das seine Feinde das Fürchten lehren konnte.
Als sie Ottarsks Trichterhaus verließen, sahen sie von der obersten Terrasse aus, wo sie den Gleiter geparkt hatten, den kleinen Irbonth. Das Kind stand schräg unter ihnen auf einer anderen Terrasse und redete aufgeregt auf einen älteren Arkoniden ein.
„Ich fürchte, das bringt uns noch eine Menge Ärger ein", dachte Jennifer Thyron.
Aber sie konnte ihrem Mann keine ernstgemeinten Vorwürfe machen. Sie verstand nur zu gut, warum Tekener sich dazu hatte hinreißen lassen, die Traumwelt des Jungen zu zerstören.
Mit unsagbarer Geduld bemühte man sich in der GAVÖK und in der LFT darum, die Völker der Galaxis einander näherzubringen. Nie zuvor waren die Aussichten, den Frieden zwischen den Sternen zu wahren, so gut gewesen wie jetzt, nach dem Abzug der Laren. Es schmerzte, wenn man unter solchen Umständen erfahren mußte, daß hier schon wieder einige Leute begannen, ihr eigenes politisches Süppchen zu kochen.
4.
Gursc war ein typischer Arkonide, hochgewachsen, schlank und weißhaarig. Seine Augäpfel waren rötlich getönt, und das silberhelle Haar trug er schulterlang. Er war weder jung noch alt, und sein strenges Gesicht wirkte seltsam zeitlos.
„Wenn das nur echt ist', dachte Jennifer Thyron amüsiert, und Tekener schien ebenfalls einige Zweifel zu haben.
Gursc war genau der Typ von einem Arkoniden, der sich mittels kosmetischer Operationen dem Idealbild seiner Ahnen anpassen ließ.
Gursc empfing die Terraner in einem imponierend großen Arbeitsraum. Er blieb sitzen, als die Fremden hereinkamen, und den höflichen Gruß seiner Besucher überhörte er geflissentlich.
„Was führt Sie zu mir?" fragte er förmlich.
„Wir suchen nach einem Mann, der bis vor kurzem in Ihrer Stadt lebte", erklärte Tekener. „Der Mann heißt Kihnmynden."
„Kihnmynden ist tot. Sie haben sich umsonst herbemüht. Ich möchte Ihnen empfehlen, möglichst bald wieder abzureisen."
„Kihnmynden war Forscher", hob Tekener bedächtig an, aber Gursc schnitt ihm schroff das Wort ab.
„Forscher! Ein Scharlatan war er und ein Träumer. Er war nicht mehr normal. Was hätten Sie schon mit den Faseleien eines Irren beginnen wollen?"
„Hatte er Erben? Was wurde aus seinem Besitz?"
„Er war wohlhabend. Da wir keine Erben finden konnten, wurde alles Geld, das sich auf Kihnmyndens Konten befand, gemeinnützigen Zwecken zugeführt. Sonst ist nichts übriggeblieben."
„Es ist alles verbrannt?" fragte Jennifer Thyron, und sie beobachtete Gursc genau.
Der Arkonide sprach sehr deutlich, und in seinen Augen glühte es, aber in seinem Gesicht zuckte kein Muskel.
„Ganz recht", erklärte er jetzt. „Es war ein großer Brand, ein schreckliches Unglück. Es ließ sich später nicht mehr klären, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Die automatischen Löschvorrichtungen arbeiteten nicht. Der Brand stieg von unten herauf und vernichtete praktisch alles, was sich im Haus befand, ehe die Flammen von außen überhaupt sichtbar wurden. Da Kihnmynden ganz allein wohnte, konnte niemand das Unglück rechtzeitig bemerken und Alarm geben."
„Was war mit den Robotern?" fragte Tekener. „Warum haben die Maschinen nichts unternommen?"
„Sie waren außer Betrieb. Keine der normalen Überwachungs und Dienstleistungsanlagen in Kihnmyndens Haus arbeitete zum Zeitpunkt des Unglücks."
„Wie erklären Sie sich das?" wollte Jennifer wissen „Kihnmynden führte obskure Experimente durch. Das war bekannt, und wir fanden auch die Überreste einiger umgebauter Funkgeräte, Energiespeicher und allerlei anderer Dinge, die er
Weitere Kostenlose Bücher