0949 - Die geronnene Zeit
hervor. Das war der Name, den Dunja neben dem von Jo Steigner in ihrem Zukunftsblick empfangen hatte.
»Woher kennst du mich.« Wieder eher eine Feststellung, als eine Frage. Der kahle Kopf dieses… dieses… was auch immer es war… Sein kahler Kopf zuckte hin und her wie der eines Vogels. »Ihr seid Dämonenjäger wie er. Also müsst ihr sterben.«
Zamorra gab einen Gedankenbefehl an das Amulett, Njhugjr anzugreifen, doch es reagierte nicht.
»Ich bin zu erschöpft für eine Attacke«, würgte er hervor.
»Ich auch«, gestand Rhett. »Kein Blitz, kein Sturm, nicht mal ein laues Lüftchen.«
»Dann muss wohl ich euch wieder mal retten!« Dylan trat einen Schritt vor und schlenkerte mit dem Arm. Dort entdeckte Zamorra etliche Tribal-Tattoos, die träge durcheinanderschwammen. Dylan schlenkerte noch einmal und noch einmal.
Der Professor wusste nicht, was der Schotte damit bezweckte, aber es schien nicht zu funktionieren. Denn es geschah absolut nichts.
»Mann! Warum geht das nicht mehr?«, keuchte Dylan.
»Woher hast du den Tattooreif.« Njhugjr war schon fast heran. Sein Blick klebte förmlich am Unterarm des Schotten. »Hast du ihn Steigner abgenommen. Hast du ihn getötet. Das wird dich nicht retten.«
»Du kriegst die Tür nicht zu! Das Armband war die Waffe von diesem Steigner?«
»Wo hast du es gefunden?«, wollte auch Zamorra wissen.
»Es hat neben dem Monolithen gelegen. Und eigentlich hat es eher mich gefunden.«
»Wie auch immer, vielleicht solltest du es langsam mal einsetzen!«, drängte Rhett.
»Das versuche ich doch, Mann!«
»Oh!«
Anscheinend gehörte ein gewisses Maß an Übung dazu, den Tattooreif zu verwenden. Denn was Dylan auch anstellte, das Armband blieb regungslos.
Njhugjr kam immer näher.
Seite an Seite wichen die drei Dämonenjäger zurück, bis sie den Monolithen im Rücken spürten.
»Hat jemand einen Vorschlag?«, fragte Dylan.
Niemand antwortete.
***
In den Schwefelklüften
»Du versuchst nicht etwa, mich zu hintergehen, oder?«
Krychnak fuhr herum. Den Fingerstumpf verbarg er hinter dem Rücken. »Nein. Natürlich nicht. Vertraust du mir etwa nicht?«
Asmodis lächelte. »Glaubst du, ich hätte so lange überlebt, wenn ich jemals jemandem vertraut hätte?«
Der ehemalige Fürst der Finsternis schaute zu Aktanur, der auf der anderen Seite des Felsdornenfelds regungslos in seinem Magierschirm schwebte. »Hast du nach ihm gesehen?«
»Was? O ja. Alles bestens!«
»Sehr gut. Dann bist du hier fertig?«
»Ja. Warum fragst du?«
»Es gibt Neuigkeiten. Du wirst zu McCain gehen und den letzten Rest der Llewellyn-Magie holen. Du hättest schon viel früher nach ihm suchen sollen.«
Krychnaks gespaltene Unterlippe bebte. »Aber ich weiß nicht, wo er sich aufhält!«
»Wenn du es wüsstest, müsstest du ihn ja auch nicht suchen, nicht wahr? Aber nicht einmal das tust du. Stattdessen verlässt du dich darauf, dass der gute alte Asmodis die Sache schon richten wird.«
»Wie hätte ich ihn denn finden sollen? Nicht einmal du konntest ihn orten.«
Das Lächeln um Asmodis Lippen verzog sich zu einem Grinsen. »Das ist wahr. Die Drachenhaut scheint ihn vor meiner Überwachung zu verbergen. Weder die Dreifingerschau noch die Bildkugel im Saal des Wissens haben ihn mir gezeigt. Aber…« Er hob dozierend den Finger. »… inzwischen hat sich die Lage verändert. Ich weiß, wo er sich aufhält. Und du wirst endlich das tun, wofür ich dich vor Zamorra gerettet habe!«
Er erklärte dem Augenlosen, was er wissen musste.
Krychnak riss einen Spalt ins Sein und schlüpfte hindurch zu seinem Ziel.
Asmodis jedoch ging zu einem Felsdorn mit einer Ausbuchtung darin, holte Krychnaks Finger daraus hervor und verengte die Augen zu Schlitzen.
Dann warf er den Finger in einen Lavasee und kehrte zurück nach Caermardhin.
***
Lemuria - fünfzehn Jahre nach der Reinigung
Assaras Augen weiteten sich vor Entsetzen. Ein eisiger Hauch ließ sie frösteln, als die Quelle noch mehr ihrer Kraft verlor.
Zu viel!
Etwas schien draußen gelauert zu haben, das nun stark genug war einzudringen. Es durchbohrte den Himmel mit seinen schwarzen Fingern. Flecken tiefster Finsternis überzogen das bislang makellose Blau. Sie liefen auseinander wie Tinte, die auf Stoff tropfte.
Durch die Löcher drang eine ölige, glänzende Dunkelheit und regnete herab. Wo sie auf den Boden traf, verdorrte das Gras, verwelkten Blumen, starben Bäume.
»O nein! Was habe ich getan?«
Assara klammerte sich an ihren
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