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0949 - Die geronnene Zeit

0949 - Die geronnene Zeit

Titel: 0949 - Die geronnene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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sich an dem geschundenen Aussehen der Dämonenjäger. Vom Kampf mit dem Vampir rann Rhett ein Blutfaden aus dem Haar über die Wange. Seine Kleidung war ein Stück Dreck und an verschiedenen Stellen eingerissen.
    Dylans Augenringe verrieten die Strapazen, die sein Körper beim Verlust der Unsterblichkeit durchgemacht hatte - auch wenn diese natürlich keinen Vergleich mit denen Zamorras standhielten.
    Und der Professor bot ohnehin ein Bild des Jammers.
    Zischend sog Rhett die Luft ein. »Oh!«
    Zamorra und Dylan wandten gleichzeitig den Blick zum Erbfolger.
    »Oh?«, fragte Dylan.
    Rhett wirkte verwirrt, doch plötzlich hellte sich seine Miene auf. »Natürlich!«
    Dann an die anderen gewandt: »Fühlt ihr es auch?«
    »Was denn?«
    »Ihr seid keine Unsterblichen mehr.«
    Dylan sah Zamorras weißes Haar an. »Was du nicht sagst.«
    »Nein«, rief Rhett. »Du verstehst nicht! Wir können doch fliehen. Schnell, nehmt meine Hand.«
    Eine Hitzewelle schoss durch Zamorras Arm, als der Erbfolger ihn ausgerechnet an den gebrochenen Fingern packte. Er stöhnte auf, doch dann biss er die Zähne zusammen.
    »Augen zu!«, sagte Rhett.
    Njhugjr machte einen weiteren Schritt auf sie zu.
    »Aber…«, begann Dylan.
    »Augen zu! Jetzt!«
    Zamorra schloss die Lider. Im nächsten Moment fühlte er, wie Rhett einen Schritt zurücktrat und ihn an der Hand mitzog.
    Zurück? Aber dort stand der Monolith!
    Ohne darüber nachzudenken, vollzog der Professor die Bewegung nach. Er hörte noch, wie Njhugjr »Nein« schrie, und zum ersten Mal lag so etwas wie ein Gefühl in seiner Stimme. Wut!
    Dann brach der Ruf ab.
    Zamorra öffnete die Augen. Der Friedhof der Llewellyns war mitsamt Dämon und dämonisch Beeinflussten verschwunden. Stattdessen fand er sich an einem Ort wieder, den er von seinen bisherigen zwei Besuchen gut kannte.
    »Die Quelle des Lebens ?«, sprach Dylan aus, was der Professor dachte. »Wie ist das möglich?«
    »Hab ich dir doch gesagt, Alter«, antwortete Rhett. »Ihr seid keine Unsterblichen mehr, sondern habt wieder die Ausstrahlung von Auserwählten. Wobei deine, Zamorra, nicht mehr allzu stark zu spüren ist. Wahrscheinlich liegt deine Auserwählten-Zeit zu lange zurück. Ausgereicht, das Tor zu öffnen, hat es trotzdem.«
    »Warum konntest du mitkommen?«, fragte der Meister des Übersinnlichen. »Ich dachte, der Erbfolger könne stets nur den Weg weisen?«
    Rhett zuckte mit den Schultern. »Dass ich es noch nie getan habe, heißt nicht, dass ich es nicht kann.«
    Auch wenn er die Quelle anhand der Landschaft wiedererkannte, hatte sich die Umgebung seit seinem letzten Besuch verändert. Schon damals war sie ihm für einen Ort von dieser tiefen mystischen Bedeutung erschreckend öde und krank vorgekommen. Das Gras war gelblich, die meisten Bäume kahl und verdorrt. Und die Quelle selbst, dieser kleine Teich inmitten eines von hohen Gipfeln umgebenen Tals, bestand lediglich aus einem brackigen Tümpel.
    Dunja, die die Quelle Jahrtausende vor ihnen aufgesucht hatte, hatte sie hingegen voller blühender Vegetation und den Teich als kristallklar beschrieben. Irgendetwas musste danach geschehen sein, was diese Umgebung in eine verheerte Landschaft verwandelt hatte.
    Und anscheinend war es schon wieder passiert. Die Luft roch nach Tod und Verfall. Die Farbe des Himmels schwankte zwischen kränklichem Gelb und dräuendem Blaugrau. An verschiedenen Stellen jedoch wies er schwarze Flecken wie Pockenpusteln auf.
    Doch es handelte sich nicht um Flecken, sondern um Löcher in eine andere Welt. Aus ihr quoll eine tiefe Schwärze, tastete umher wie ein peitschender Wurm und tropfte schließlich zu Boden.
    Etwas Ähnliches hatte Zamorra bereits bei seinem letzten Besuch beobachten können, als durch konkurrierende Zeitmagien das Tor zur Quelle offenstand und so ihre Kraft abfloss. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte die Hüterin die eindringende Macht das Dunkel genannt.
    »Das geschieht, wenn zu schnell zu viel der geronnenen Zeit von diesem Ort wegströmt«, hatte sie ihm damals erklärt.
    War es das, was gerade wieder geschah?
    Langsam formte sich ein Bild der Geschehnisse heraus. McCain hatte Steigner benutzt, um zur Quelle des Lebens zu gelangen. Da dieser eine Waffe zur Dämonenbekämpfung besessen hatte, lag die Vermutung nahe, dass es sich auch bei ihm um einen Auserwählten handelte. Was auch immer die Eindringlinge im Augenblick taten, offenbar führte es zu diesen schrecklichen Auswirkungen, deren Zeugen sie

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