Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0949 - Die geronnene Zeit

0949 - Die geronnene Zeit

Titel: 0949 - Die geronnene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
Mann. Atrigor zuckte und stöhnte in ihren Armen. Dann wurde sein Blick klarer und er versuchte sich an einem Lächeln.
    Es hatte geklappt. Die Quelle des Lebens hatte ihn geheilt. Aber um welchen Preis?
    Sofort bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. »Was ist geschehen?«
    »Ich… ich…«
    Nur wenige Körperlängen von ihnen entfernt platschte ein riesiger Tropfen auf einen Fels am Teichufer. Unzählige schwarze Spritzer schossen in alle Richtungen davon. Assara drehte den Oberkörper zur Seite, doch plötzlich schnitt ein fürchterlicher Schmerz durch ihre Schulter.
    Etwas hatte sie getroffen. Es fühlte sich an wie flüssiges Metall.
    Trostlosigkeit und Dunkelheit rasten durch ihr Bewusstsein. Sie ließ Atrigor fallen und sprang mit einem grässlichen Schrei auf die Beine. Sie taumelte umher, lallte, lachte, weinte.
    Nach wenigen Schritten verhedderte sie sich in den um ihren Körper geschlungenen Stoffbahnen, stolperte und stürzte kopfüber in den Teich. Sofort ließen der Schmerz und die Verwirrung nach.
    Sie schielte zur Schulter und stellte fest, dass die Verwundung nicht annähernd so schlimm aussah, wie sie sich angefühlt hatte. Der spritzende Tropfen hatte sie nur gestreift und eine schmale Strieme in ihre Haut gefressen. Hastig schöpfte sie Wasser aus dem Teich und wusch die verletzte Stelle. Sie genoss die Kühle der Flüssigkeit, doch nur für einen Augenblick. Dann galten ihre Gedanken wieder Atrigor.
    Der Krieger hatte sich am Ufer so weit aufgerichtet, dass er kniete. Seine Desorientiertheit war ihm deutlich anzusehen. Noch immer rann ihm das Blut aus der Kopfwunde über den Nacken, wenn auch nicht mehr so viel.
    Gerade als er aufstehen wollte, wuchs hinter ihm eine schwarze, menschenähnliche Gestalt hoch.
    »Nein!«, schrie Assara, die das Unheil kommen sah.
    Atrigor fuhr herum. Trotz seiner Verletzung funktionierten seine Reflexe ausgezeichnet. Aber auch sie konnten ihn nicht vor dem beschützen, was als Nächstes geschah. Keinen Wimpernschlag später war die amorphe Masse heran, schwappte über den Krieger hinweg, umarmte ihn und war plötzlich verschwunden.
    Wohin?
    Als Atrigor sich wieder zu ihr umdrehte, erhielt Assara die erschütternde Antwort auf diese Frage. Die Augen ihres Mannes glichen schwarzen Edelsteinen. Ein öliger Flüssigkeitsfaden kroch in seine Nase und verschwand.
    Er war verloren. Wenn bereits eine kleine Verletzung wie ihre so fürchterliche Schmerzen verursachte, musste er verloren sein! Kein Laut drang über seine Lippen.
    Schon bald erreichten seine Augen wieder ihre alte Farbe, dennoch haftete seinem Blick eine unendlich tiefe Dunkelheit an. Auch wenn er noch so aussah, der Mann am Ufer war nicht mehr Atrigor. Nun war er ein Diener der eindringenden Schwärze.
    Assara hatte keine Zeit, ihren Mann zu betrauern, denn plötzlich schien der Himmel zu zersplittern. Zuerst war da nur ein Riss direkt über ihr. Doch mit ohrenbetäubendem Krachen und Knistern entwickelte sich daraus rasend schnell ein ganzes Netz. Die Hüterin erinnerte sich an ein Erdbeben, dass sie zu Zeiten des bösen Erbfolgers in Hysop einmal hatte miterleben müssen. Da hatten die Straßen ähnlich ausgesehen wie nun der Himmel.
    Durch jeden dieser Risse drang mehr Dunkelheit ein.
    Die Quelle des Lebens stand vor dem Untergang.
    Und sie, Assara, war schuld daran!
    ***
    Gegenwart
    Zamorra, Rhett und Dylan standen buchstäblich mit dem Rücken zur Wand.
    Vor ihnen bauten sich Njhugjr und seine willenlosen Diener auf, hinter sich fühlten sie den Stein des Monolithen.
    Die Augen des Professors huschten hin und her, suchten hektisch nach einem Ausweg, fanden aber keinen. Angriff schied aus. Das hatten sie schon versucht.
    »Flucht?«, schlug Dylan vor.
    Doch wohin? Besaß Zamorra mit seinem gealterten Körper überhaupt eine Chance, dem Dämon zu entkommen, der sich bei Bedarf auch Flügel wachsen lassen konnte? Sicher nicht.
    »Nein«, sagte Zamorra. »Das bringt auch nichts. Wenn es nicht anders geht, müssen wir waffenlos kämpfen.« Er starrte auf den Verhau aus Fingern an seiner Hand. Der Schmerz wich einem dumpfen Taubheitsgefühl. Doch bestimmt würde die geringste Bewegung eine neuerliche Peinlawine auslösen.
    Gute fünf Meter vor ihnen blieb Njhugjr stehen. Er verzog das Gesicht zu einem boshaften Grinsen, zu dem die emotionslose Stimme in krassem Gegensatz stand. »Vielleicht behalte ich einen von euch als Spielzeug. Und nun sterbt.«
    Doch noch immer griff er nicht an. Stattdessen ergötzte er

Weitere Kostenlose Bücher