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0949 - Die geronnene Zeit

0949 - Die geronnene Zeit

Titel: 0949 - Die geronnene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Auserwählten erkannt hast, darfst du ihn nicht mehr zurückweisen.«
    »Wer macht eigentlich all diese Regeln?«, hatte Kesriel mit verzweifeltem Ton gefragt.
    Merlin hatte nur gelächelt.
    Der Erbfolger, der natürlich wusste, dass Merlin ihn aus dem Schatten heraus beobachtete, drehte sich zu ihm um. »Wie lange wird es dauern, bis sie zurückkehren?«
    »Das ist schwer zu sagen.« Der Magier trat zwischen den Bäumen hervor und betrachtete die Felswand. »Zeit hat bei der Quelle keine Bedeutung. Es kann sein, dass sie erst nach einem Tag zurückkehren, obwohl an der Quelle ein Jahr vergangen ist. Oder umgekehrt. Sie können sie auch erreicht haben, noch bevor du sie überhaupt losgeschickt hast. Wer weiß, wie viele Auserwählte Assara bereits zu Unsterblichen gemacht hat?«
    »Du verwirrst mich. Aber ich vermute, das machst du absichtlich.«
    Darauf sagte Merlin nichts. Stattdessen meinte er: »Es kann einem Menschen nicht gelingen, einen Ort wie die Quelle des Lebens zu begreifen. Jedes Bild, das er sich von ihr macht, kann sie nur unvollständig darstellen und führt zu Widersprüchen. Also ist es besser, es gar nicht erst zu versuchen.«
    »Na schön. Wahrscheinlich hast du recht. Man braucht auch nicht immer alles…«
    Duuna taumelte aus der Felswand und sank auf die Knie. Sie weinte.
    Mit drei schnellen Schritten waren sie bei der Auserwählten.
    Nein! Bei der Unsterblichen! Merlin konnte ihre Ausstrahlung deutlich spüren. Sie hatte Atrigor tatsächlich besiegt?
    »Was ist geschehen?«, fragte Kesriel.
    »Tot!«, stieß sie hervor. »Atrigor. Er ist… tot.«
    Merlin zuckte zusammen. »Wie?«
    Die Worte sprudelten nur so aus Duuna heraus, als sie Bericht erstattete.
    »Also hat er noch gelebt, als du die Quelle verlassen hast«, stellte der Magier fest, als sie am Ende ihrer Erzählung angelangt war.
    Sie nickte und wirkte dabei wie ein kleines Kind. Nicht wie eine Unsterbliche. Die Tränen hatten Bahnen in ihr schmutziges Gesicht gezeichnet. Ihre Unterlippe bebte.
    Merlin fluchte in sich hinein. Auch wenn es um Atrigor schade war, hätte er sich gewünscht, der Krieger wäre tatsächlich gestorben. Aber so? Nur schwer verletzt?
    Konnte Assara der Versuchung widerstehen, ihrem Mann zu helfen? Glaubte sie, ihn mit dem Lebenswasser retten zu können?
    Doch das durfte sie nicht!
    Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.
    »Geh nach Hause«, sagte er zu Duuna. »Ich werde dich später besuchen und dir sagen, was als Nächstes zu geschehen hat. Bis dahin sprichst du mit niemandem. Verstehst du? Mit niemandem!«
    Sie starrte Merlin aus glasigen Augen an. Regungslos. Wie betäubt. Doch dann nickte sie erneut und machte sich auf den Heimweg.
    Als sie außer Sicht war, wandte sich der Magier Kesriel zu. »Und nun öffnest du das Tor zur Quelle für mich. Ich muss etwas prüfen!«
    »Aber warum…«
    »Frag nicht lange, sondern tu einfach, was ich dir sage!«
    Die Autorität in Merlins Stimme ließ Kesriel zusammenzucken. Dann befolgte er den Befehl.
    »Du wartest hier!« Der Magier huschte durch den Felsen und gelangte zur Quelle.
    Doch wie hatte sich dieser Ort verändert! Keine Spur mehr von der saftigen Natur. Gelbliches Gras und verdorrte Bäume bestimmten die Szenerie. Der Himmel weinte ölige Tränen.
    Das Dunkel drang ein!
    »Närrische!«, schimpfte Merlin in sich hinein. »Ich hatte dir befohlen, nur einen trinken zu lassen. Warum konntest du nicht auf mich hören?«
    Mit wehender Kutte eilte er den Pfad entlang und hin zur Quelle.
    Dort fand er Atrigor vor. Er blickte verwirrt durch die Gegend, als könne er nicht begreifen, was um ihn herum geschah. Aber er lebte.
    Assara stand inmitten des Teichs und murmelte immer wieder: »Was habe ich getan? Was habe ich nur getan?«
    »Eine gute Frage, Frau!«, brummte der Magier.
    Fieberhaft überlegte er, wie er das Dunkel stoppen konnte. Auf die Schnelle fiel ihm nur eine Lösung ein. Dadurch, dass zwei Personen von der Quelle getrunken hatten, nahm deren Kraft so sehr ab, dass sie sich gegen die von außen drängende Macht nicht hinreichend wehren konnte. Also musste er die verlorene Stärke ersetzen. Durch seine eigene.
    Er seufzte, dann sank er am Ufer des Teichs auf die Knie.
    Es existierten einige Zauber, für die der Magier etwas von seiner Lebenskraft in den Spruch einweben musste. Deshalb wusste Merlin, wie er der Quelle von seiner Energie spenden konnte.
    Dreimal murmelte er den Machtspruch: »Anal'h natrac'h - ut vas bethat - doc'h nyell yenn

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