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095 - Der leuchtende Schlüssel

095 - Der leuchtende Schlüssel

Titel: 095 - Der leuchtende Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zuerst nicht, wer so spät noch klingelte. Die letzten Erlebnisse haben mich nervös gemacht, und ich bekam sofort Herzklopfen«, entschuldigte er sich, als er den Chefinspektor in den kleinen Raum führte.
    »Mr. Smith«, fragte er dann ängstlich, »hat mir der alte Lyne in seinem Testament etwas vermacht? Ich habe gehört, daß Sie es gefunden haben, und ich wäre nicht sehr überrascht, wenn er es nicht getan hätte. Er sorgte sich wenig um seine Dienstboten. Mir hat er nicht viel Angenehmes gesagt, im Gegenteil, aber man kann nicht wissen -«
    »Ich habe das Schriftstück noch nicht ganz durchgelesen«, entgegnete Smith, »aber ich kann mich nicht besinnen, Ihren Namen gesehen zu haben.«
    Binny seufzte.
    »Es war der Traum meines Lebens, daß mir jemand mal ein kleines Vermögen vermachen würde«, erklärte er dramatisch. »Ich bin stets ein guter Diener gewesen und habe mich in jeder Weise um ihn gekümmert - ich habe ihm sein Essen gekocht, habe das Bett gemacht, habe alles für ihn getan...«
    Smith nahm eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und schob sie über den Tisch. Binny seufzte, nahm sich eine und steckte sie an.
    »Ich glaube, in einer Weise können Sie mir helfen«, meinte der Detektiv. »Erinnern Sie sich noch an Mr. Morans Besuch?«
    Binny nickte.
    »Wissen Sie, warum er den alten Lyne besuchte?«
    Der Butler zögerte einen Augenblick.
    »Genau weiß ich das nicht, aber vermutlich hatte sein Besuch mit der Bankabrechnung zu tun. Mr. Lyne war ein merkwürdiger alter Mann. Er wollte eigentlich nie jemanden empfangen, und wenn es trotzdem geschah, war er unhöflich und grob zu den Leuten.«
    »Verhielt er sich gegen Mr. Moran auch so?«
    »Ich möchte nicht gern aus der Schule plaudern, Mr. Smith, aber ich glaube, er hat ihn ziemlich angefaucht.«
    »Ach, haben Sie an der Tür gelauscht?«
    Binny lächelte und schüttelte den Kopf.
    »In dem Fall brauchte ich nicht zu lauschen.« Er zeigte auf die Decke. »Das Arbeitszimmer liegt hier drüber. Wenn sich Leute dort in gewöhnlicher Weise unterhalten, kann man hier nichts hören, aber Mr. Lyne hat ziemlich laut gesprochen, ja sogar gebrüllt. Und das war natürlich sehr gut zu verstehen.«
    »Kennen Sie Moran?«
    Binny nickte.
    »Kennen Sie ihn sehr gut?«
    »Ja, ich war doch sein Diener.«
    »Ach ja, ich besinne mich darauf.«
    Der Chefinspektor biß nachdenklich auf seine Unterlippe.
    »Hat er mit Ihnen gesprochen, nachdem er aus dem Zimmer des alten Lyne kam?«
    »Ich möchte nicht gern jemand in Ungelegenheiten bringen -«, erwiderte Binny zögernd.
    »Es ist wirklich schrecklich mit Ihnen, daß Sie nicht anständig antworten können! Sagen Sie doch ja oder nein. Haben Sie ihn nachher gesehen?«
    »Ja. Ich ging gerade zur Haustür und nahm einen Brief in Empfang, als Moran die Treppe herunterkam. Mr. Smith, ich will Ihnen alles erzählen. Mr. Moran hat mir etwas Sonderbares gesagt. Er bat mich, darüber zu schweigen, daß er hier im Hause war, und gab mir zwanzig Schilling. So, nun wissen Sie alles, was ich weiß. Ich wunderte mich damals darüber, aber Sie können mir glauben, er war nicht der erste, der mich darum ersucht hat.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Auf dem kleinen Tisch in der Nähe der Wand lag ein Päckchen. Surefoot hatte einen guten Geruchssinn und wußte sofort, daß es Fensterkitt enthielt. Er zeigte darauf.
    »Wozu haben Sie das gebraucht?«
    Binny sah ihn verwundert an »Meinen Sie den Fensterkitt?«
    »Haben Sie denn eine Scheibe eingesetzt?«
    »Nein, das hat der Glaser getan, aber ich habe heute morgen das Kellerfenster zerbrochen und wollte nicht gern jemand rufen. Deshalb habe ich es selbst repariert.«
    »Merkwürdig, daß in diesem Haus immer Fenster zerbrochen werden! Warum haben Sie der Polizei nicht gemeldet, daß Leute versuchten, in das Haus einzubrechen? Ach so, ich weiß schon, Mr. Lyne wollte es nicht haben.«
    Als der Chefinspektor wieder ins Freie trat, untersuchte er das Grundstück genauer, als er es jemals bei Tageslicht getan hatte. Er ging zur Rückseite des Hauses und dann die kleine hintere Straße entlang. Dabei entdeckte er, wie leicht es für einen Einbrecher war, in das Gebäude zu kommen. Die hintere Front war nicht wie bei den meisten Nachbarhäusern durch einen Garagenbau geschützt, sondern ohne weiteres für jedermann zugänglich, der über die Mauer stieg oder die Tür zum Hof mit einem Nachschlüssel öffnete.
    Surefoot Smith runzelte die Stirn. Der Einbruch mußte in derselben Nacht

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