095 - Der leuchtende Schlüssel
Mr. Washington Wirth hat sicher Handschuhe getragen.«
»Dadurch ist Moran doch nun außer Verdacht?«
Surefoot lächelte.
»Wo ist Moran eigentlich? In Deutschland - ebensogut mag er auch in London sein. Man kann ja heutzutage Deutschland mit dem Flugzeug in wenigen Stunden erreichen und noch schneller wieder zurückkehren. Außerdem steht noch gar nicht sicher fest, daß Moran tatsächlich mit jener Maschine abgeflogen ist.«
Dick Allenby war bestürzt und um Mary Lanes Sicherheit besorgt. Er deutete das an, und Surefoot Smith gab ihm recht.
»Ich halte es auch nicht für gut, daß sie in ihrer Wohnung bleibt. Vielleicht besitzt sie noch andere Dinge, die mit dem Verbrechen in Zusammenhang stehen, und da sie sich jetzt mit der Aufklärung beschäftigt, wird sie unserem Freund am Ende gefährlich.«
Dick begleitete Smith zu der Polizeiwache, wohin der Wagen gebracht worden war. Sie fanden dort die Beamten bereits an der Arbeit. Die üblichen Untersuchungen wurden angestellt; Fotografen machten ihre Aufnahmen, und Automechaniker untersuchten den Kilometerzähler. Der Eigentümer, den man sofort aufgefunden und zur Polizei gebracht hatte, war ein gewissenhafter Mann. Er wußte, wieviel Kilometer gefahren waren, bevor man ihm den Wagen stahl, und diese Angabe bedeutete eine große Hilfe.
Dick Allenby trat näher heran, als einer der Leute gerade ein Kissen vom Führersitz nahm.
»Hallo!« sagte er und sah über die Schulter des Mannes. Er hatte ein silbernes Zigarettenetui entdeckt, das gleich darauf Surefoot überreicht wurde.
Es war leer, trug im Innern aber eine Inschrift, die gut zu lesen war:
»Mr. Leo Moran von seinen Kollegen, Mai 1920.«
Surefoot betrachtete den kleinen Behälter von allen Seiten. An manchen Stellen war das Etui verbeult und blankgescheuert.
Entweder war es häufig benutzt oder kürzlich gereinigt worden, Surefoot hatte ein Stück Papier genommen und hielt es damit fest, um keine Fingerabdrücke zu machen. Schließlich wickelte er es vorsichtig darin ein.
»Vielleicht können wir einen Fingerabdruck darauf finden«, meinte er. »Aber ich glaube es kaum. Merkwürdig, daß wir das Ding unter dem Sitzkissen fanden.«
»Es ist ja möglich, daß er es unter das Kissen gesteckt und später vergessen hat.«
Surefoot schüttelte den Kopf.
»Es ist nicht sein Wagen. Das Auto wurde doch gestohlen. Mike Hennessey hat vermutlich während der Fahrt oder kurz vorher dem Mörder von der Bankabrechnung erzählt, die sich bei Miss Lane befinden sollte. Der Mann hat Hennessey dann zu sich in den Wagen genommen und ihn erledigt. Übrigens glaubte Mike, sein Begleiter würde nach Southampton fahren, um seinen Dampfer zu erreichen. Das Auto hat an einer Tankstation am Ende der Great West Road gehalten. Hennessey stieg aus und telefonierte von dort aus mit seiner Wohnung, wahrscheinlich mit seiner Haushälterin, daß sie ihm das Gepäck auf den Bahnhof bringen sollte. Der Mörder hat sich dann Hennesseys so schnell wie möglich entledigt, ist in die Stadt zurückgefahren und hat Mary Lanes Wohnung durchsucht. Allem Anschein nach ist er früher schon dort gewesen -«
»Dann könnte es tatsächlich Moran gewesen sein«, meinte Dick.
Surefoot zögerte.
»Das ist nicht vollkommen bewiesen. Auf jeden Fall hat er aber nach der Bankabrechnung gesucht. Außerdem hat er füher in Amerika gelebt. Sind Sie mit meinen Schlußfolgerungen zufrieden?«
»Woher wissen Sie das nun schon wieder?«
»Es ist ein typischer Bandenmord, wie sie in Amerika zu Dutzenden vorkommen.«
Smith fuhr mit Dick zurück und war auffallend gesprächig.
»Hennessey war von Anfang an in die Sache verwickelt. Er wußte genau, wer Washington Wirth war; er wußte, daß Wirth Schecks fälschte, und er zog seinen Vorteil daraus, indem er den Mann erpreßte. Ich werde übrigens Miss Lane den Schlüssel und den Scheck zeigen.«
Dick hörte zum erstenmal etwas von dem Schlüssel.
Als Surefoot Smith zum Scotland Yard kam, lagen alle Sachen, die der Ermordete bei sich gehabt hatte, auf einem Tisch: ein Notizbuch, einige Papiere, ungefähr zwanzig Pfund in bar, eine Uhr mit Kette, ein Schlüsselring. Mike hatte aber sicher nicht die Absicht gehabt, mit einer so geringen Barschaft auf eine weite Reise zu gehen. Surefoot vermutete deshalb, daß der Mörder sich den größeren Teil des Geldes angeeignet hatte.
Unter den Papieren befand sich eine aus einem Kursbuch gerissene Seite, auf der mit Bleistift verschiedene Züge angestrichen waren.
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