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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
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Molard tot war. Oder vielmehr nicht. Sollte ein Gesetz darin liegen, daß Personen, die an dem, Gift der Würmer verstarben, zu einer Art Vampire wurden und nicht wirklich tot waren? Dann mußte jeder derartige Verstorbene zu einer ernsten Bedrohung werden, fast noch mehr, als die Würmer selbst. Mit einem Eingeborenen würden sie vielleicht fertig werden. Wenn aber ein gebildeter und hochintelligenter Weißer wie Molard beginnen würde, sich ins Spiel zu mischen? Dr. Laparouse dachte die Frage nicht zu Ende. Immerhin glaubte er zu wissen, wer seine Würmerkultur aus der Kassette entfernt hatte. Der tote Harak Dada natürlich, der überall lauerte. Und gewiß hätte er es nicht zum Scherz getan. Wenn dieser Eingeborene schon zu derartigem fähig war, was mußte man dann erst von Molard erwarten, wenn der …
    Na, im Moment lebte er noch. Laparouse beugte sich nochmals über den reglosen Körper. Nein, viel Hoffnung war da nicht mehr, er machte sich nichts vor. Und gerade diese Gewißheit beschlich ihn mit lähmendem Entsetzen. Was sollte er tun? Er ging hinaus und rief den Fahrer des Expeditonsleiters.
    „Sie sind ausgebildeter Sanitäter, Farvieu, Sie bleiben hier und rühren sich nicht vom Fleck, solange ich unterwegs bin.“ Er gab ihm ein paar Instruktionen, was er den Patienten verabreichen sollte. Der Mann nickte.
    „Sollte Michel Molard sterben oder sonst etwas Ungewöhnliches geschehen, dann informieren Sie mich sofort. Entweder über den Sprechfunk oder, wenn wir außer Reichweite sind, über das Telefon. Der Rover hat Autotelefon, wie Sie wissen.
    Und sobald Sie Legrand irgendwo sehen, setzen Sie ihn ins Bild. Bis dann!“
     

     

Die beiden Wagen quälten sich mühselig durchs Gelände. Die Bodenbeschaffenheit war denkbar ungünstig, denn teils war der Untergrund noch trocken und sandig, teils von etlichen Regengüssen durchweicht. Mehlfeiner Sand bot den Fahrzeugen keine Angriffsfläche.
    Mal saßen sie mit den Vordermal mit den Hinterrädern fest und mußten sich fluchend abrackern, um wieder freizukommen. Auch Strecken, auf denen erstes frisches Grün sprießte, erwiesen sich als tückisch. Als wahrhaft glücklicher Umstand zeigte sich, daß die fraglichen Nomaden inzwischen weitergezogen waren und verhältnismäßig dicht am Standort der Expedition lagerten.
    Trotzdem brauchten die Männer unter den gegebenen Umständen für die rund zwölf Kilometer fast vier Stunden.
    Ganz plötzlich, hinter einer längeren Sanddüne, sah man die biwakierenden Harak Dadas. Sie hatten ihr Lager hier aufgeschlagen, weil ein inzwischen wieder ausgetrockneter Flußlauf noch einige Tümpel mit bräunlichem Wasser enthielt. Um diese Pfützen drängten sich vielleicht sechzig oder achtzig Jammergestalten, ausgemergelt, in Lumpen gehüllt, mit stumpfen und glanzlosen Augen, Opfer des furchtbaren Elends. Menschen, die ihre neue Hoffnung auf ein besseres Leben gleich wieder begraben mußten, weil unbegreifliche Umstände sie dazu zwangen. Furcht und Ratlosigkeit machten sich breit.
    Dr. Laparouse überflog die Szene mit einem Blick. Ein paar abgemagerte Rinder, deren Knochen spitz durch das stumpfe Fell stachen, um standen apathisch das eine Wasserloch, die Köpfe hingen fast bis auf den Boden. Zwei kleine Ziegen tranken in langen Zügen. Das spärliche Grün, das nach den ersten Regenfällen hier in der Gegend aus dem Boden gewachsen war, reichte noch bei weitem nicht aus, die Tiere wieder satt und gesund zu machen.
    Dem Beschauer bot sich das erschütternde Bild eines sterbenden Volkes, über dem unbegreifliches Unheil hing.
    Obwohl die Leute niedergeschlagen am Boden kauerten, kam sofort Leben in sie, als sie die Motorengeräusche vernahmen. Kaum standen die beiden Landrover, da waren sie auch schon von den geschwächten und verzweifelten Menschen umringt. Dr. Laparouse bahnte sich mühselig einen Weg durch die Menge. Er mußte sekundenlang die Augen schließen, er hatte das Gefühl, daß ihn diese Schreckensversammlung in seinen Träumen verfolgen würde.
    Greisengesichter, anzusehen wie Totenschädel, die Köpfe junger Leute, geschrumpft und elend wie diejenigen von Uralten. Kinder mit aufgeblähten Bäuchen und weißen Hungerödemen, krallige Finger, die nach ihm griffen. Es war die Hölle, auch ohne Unheilswürmer und den geheimnisvollen Dracula.
    Die Ankömmlinge wußten zunächst keinen Rat, doch Laparouse war ein Mann rascher Entschlüsse. Er gab den beiden Männern, die zu ihm ins Lager gekommen waren, ein paar

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