095 - Ruine der Kopflosen
Logik!
Wenn
alles nur auf unwirkliche, visionäre Bilder zurückging, dann brauchte er den
Kopflosen auch nicht zu fürchten. Dann war alles nur Einbildung, dann hatte
sich Rolf Weber auch nur eingebildet, daß seinem Freund
der Kopf von den Schultern geschlagen worden war. Demnach mußte sich Burt
Taylor noch irgendwo aufhalten.
Aber
warum hatte man ihn dann nicht gefunden?
Widersprüche
über Widersprüche.
Larry
hörte den Degen durch die Luft zischen, und die metallisch blitzende Schneide
verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Der Kopflose sprang zur Seite und
attackierte ihn von neuem. Larry stand mit dem Rücken zu dem Weg, auf dem er
hergekommen war.
Von
dort vernahm er ein Geräusch und drehte sich um.
Jemand
kam um die Ecke. Der Torso vor ihm war nun nicht mehr sein einziger Gegner.
Jetzt hatte er auch noch einen hinter sich.
An
den weißen Shorts und dem blauen Unterhemd erkannte er, dank Rolf Webers
präzisen Schilderungen, wen er vor sich hatte - Burt Taylor! Ohne Kopf!
Und
Taylor war kein Geist aus einer anderen Zeit. Dieser Mann war erst gestern
gestorben. Er war ebenfalls bewaffnet, hielt ein Schwert in der Hand und kam
mit ausholenden Schritten auf Larry Brent zu, der sofort auf ihn schoß.
Die
Strahlen fraßen sich in das blaue Hemd, und diesmal war der Erfolg sichtbar.
Der tödliche Lichtstrahl hinterließ Brandspuren, und es roch nach verbranntem
Fleisch. Aber der Kopflose taumelte nicht, verlor nicht den Halt und kam näher.
Larry
konnte seine Augen nicht überall haben, sich vielleicht eine Zeitlang zur Wehr
setzen, aber sein Schicksal schien besiegelt. Er hatte nichts in der Hand,
womit er seine Gegner ernsthaft zurückdrängen und außer Gefecht setzen konnte.
Burt
Taylor war das lebende Beispiel dafür. Er war tot, und lebte doch! Es war nicht
Larrys erste Begegnung mit lebenden Toten, aber doch war dieses Mal alles
anders.
Wie
ein Roboter bewegte sich Burt Taylors Rumpf.
Larry
Brent sah die Spitze des Degens auf sich zukommen. Der Kopflose mit dem blauen
Wams ging zu einem neuen Angriff über. X-RAY-3 tauchte unter der Waffe hinweg
und erreichte die andere Seite des steinernen Weges.
Der
Geköpfte riß seine Klinge herum.
Instinktiv
hob Larry den Arm, um die Hand mit der Waffe zurückzuschlagen und kam dabei ins
Rutschen. Er stürzte und warf sich nach rechts, um nicht in den Abgrund zu
rollen. Im selben Augenblick fuhr der Degen in Höhe seines Arms herab.
Es
sah so aus, als wolle der geheimnisvolle Kopflose Larrys Hand festnageln. Aber
die Spitze erreichte nur noch die Smith & Wesson-Laserwaffe, die X-RAY-3
immer noch festhielt. Im Handumdrehen wurde sie ihm aus den Fingern
gerissen. Sie blieb in der Degenspitze hängen,
und Larry fühlte den kalten Stahl an seinem Finger, der den Abzugshahn
berührte. Die Waffe schlitterte über den
steinigen Boden.
Larry
warf sich nach vorn und robbte auf den Abgrund in der Nähe der steinernen
Brücke zu. Er griff noch nach der Waffe, die in bedrohliche Nähe des Abgrundes
geriet, und tippte mit den Fingerspitzen dagegen, aber er erreichte sie nicht
mehr. Sie fiel nach unten und landete in der Schlucht.
Auf
die Brücke zurutschend, sah er seine Chance zu fliehen und dem gespenstischen
Treiben zu entkommen.
Aber
das wollte der mit dem blauen Wams verhindern.
Wieder
zischte der Degen herab.
Funken
sprühten, als die Klinge auf den zerklüfteten Stein krachte, der eine Seite
säumte. Es gab ein häßliches Geräusch. X-RAY-3 riß mit einem einzigen Ruck die
Waffe aus dem Spalt, die der in die Tiefe gestürzte Fremde verloren hatte.
Larry hatte keine große Erfahrung im Umgang mit Degen und Schwert, aber in dem
umfangreichen Trainingsangebot der PSA und in seiner privaten sportlichen Betätigung
hatte er schon des öfteren Fechtunterricht genommen.
Er
konnte angreifen, sich verteidigen und wußte, worauf es ankam.
Aber
die Situation, vor der er jetzt stand, war nicht schulmäßig. Hier kam es nicht
auf sportliche Eleganz und Geschick an. Es ging um sein Leben!
Krachend
schlug er gegen die Waffe des Angreifers, lag aber noch immer am Boden und
befand sich in einer denkbar schlechten Stellung. Doch es gelang ihm, auf die
Füße zu springen. Der Kopflose bedrängte ihn, und Larry war gezwungen, Schritt
für Schritt zurückzuweichen. Er hatte sich den Rückzug über die Brücke selbst
ausgesucht, ohne zu wissen, wohin der Weg eigentlich führte.
X-RAY-3
mußte alles daransetzen, zu entkommen, denn sein Gegner schlug hart und
unbarmherzig
Weitere Kostenlose Bücher