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0950 - Testfall Olymp

Titel: 0950 - Testfall Olymp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Seitwärtskrümmung des Rohrbahntunnels auch vor Weitschüssen sicher. „Du Grobian!" sagte Vljegah hinter Cern und versetzte ihm einen Rippenstoß, der ihn nach Luft schnappen ließ. „Transportiert man eine Dame, als sei sie ein Sack Kartoffeln! Warum nannten die Invasoren die Leute vorhin eigentlich Garbeschianer? Ich dachte immer, sie würden sich Olympier oder Freihändler nennen."
    Cern Jost schnaufte noch einmal, dann erwiderte er: „Du hast natürlich nur mit halbem Ohr auf den Aufruf von Nurim Dagorew gehört, Vljegah, sonst hättest du mitbekommen, daß er sagte, die Feinde würden uns Menschen Garbeschianer nennen und deshalb könnte die Invasion auf einem Mißverständnis beruhen."
    „Dafür habe ich mir Nurim Dagorew genau angesehen. Er ist ein imponierender Mann. Vielleicht heirate ich ihn. Einen Fürsten habe ich noch nie zum Mann gehabt."
    Cern seufzte. „Es reicht mir, daß du Tifflor und mich heiraten wolltest." Er grinste. „Außerdem ist Nurim kein richtiger Fürst.
    Dieser Titel sowie die Bezeichnungen Edelmann und Bauer wurden aus der Blütezeit der Freifahrer von Boscyks Stern überliefert, in der die Schiffskapitäne Fürsten, ihre Offiziere Edelmänner und die einfachen Besatzungen Bauern genannt wurden. Da die Nachfahren der alten Freifahrer überwiegend planetengebundene Berufe ausüben, ist diese Rangskala gar nicht mehr praktikabel. Auf manchen Schiffen verwendet man sie trotzdem noch - als traditionellen Hut sozusagen, und als Titel für die Mitglieder des Spitzenmanagements, wollte sagen Regierung, sind sie ebenfalls noch gebräuchlich."
    „Schade", meinte die Chaioanerin und zog einen Schmollmund. „Und ich hatte gehofft, mit einem echten Fürsten..."
    Sie fiel gegen den Kundschafter, als der Zug abbremste. Beinahe wäre Cern Jost gestürzt. „Es wird eine hübsche Strecke sein, die wir zu Fuß gehen müssen", meinte er.
    Doch er hatte sich geirrt. Der Zug hielt lediglich in der Station Francis-Drake-Place, wo etwa achtzig Olympier zustiegen. Von Invasoren war glücklicherweise nichts zu sehen. „Sind oben schon Fremde?" erkundigte sich Cern Jost bei einer alten Springerin mit weißem Haar, einer behaarten Warze auf der Nase und einem geflickten Umhang.
    Die Springerin musterte den Liga-Kundschafter, wobei ein undeutbarer Ausdruck in ihre Augen trat. „Meinst du die Orbiter, mein Sohn?" fragte sie mit kratziger Stimme. „Orbiter?"
    Die alte Dame fuchtelte mit einem riesigen Regenschirm herum, der wahrscheinlich ein Relikt aus dem terranischen Mittelalter war. „So nennen sich die Strolche, die den heiligen Boden Olymps mit ihrer Anwesenheit schänden!" keifte sie. „Ja, sie lümmeln oben auf dem Francis-Drake-Place herum und plündern die Souvenirläden, um sich die Taschen mit Bildern von Lovely Boscyk und Roi Danton vollzustopfen und sich Ketten mit Medaillons in Form der berühmtesten Raumschiffe der Freihändler um die schmutzigen Hälse zu hängen."
    Sie tippte Cern mit einem Finger an die Brust. „Falls du weißt, wie es beim Container-Transmitter aussieht, dann sage es mir, mein Sohn!"
    „Er wird inzwischen auch besetzt sein", antwortete Jost. „Als ich zur Stadt flog, gingen die ersten Verbände der Keilschiffe gerade auf den zwölf Raumhäfen nieder."
    Die alte Springerin gebrauchte ein Kraftwort, das alles andere als damenhaft war.
    Vljegah kicherte, dann fragte sie: „Wolltest du dich denn mit dem Container-Transmitter ins Solsystem befördern lassen, Mütterchen?"
    „Das wäre an sich gar nicht so schlecht, süßes Kind", erwiderte die Springerin, dann lachte sie. „Mütterchen ist gut! Na, vielleicht sehen wir uns unter anderen Umständen wieder. Ich muß gleich aussteigen, weil ich in der Station Henry-Morgan-Street den Zug nach Containtrans-Station zu erreichen hoffe."
    „Aber dort dürfte es nicht gerade gemütlich sein", meinte Cern Jost.
    Der Zug wurde langsamer, lief in die Station Henry-Morgan-Street ein und hielt. Die Türen öffneten sich. „Das macht nichts", erwiderte die alte Springerin, während sie auf den Bahnsteig sprang. „Mir sind schon viele Stürme um die Nase geweht. Schöne Grüße an Nurim, Cern!"
    „An Nurim? Wieso? Von wem denn?" stammelte der Liga-Kundschafter. Aber er bekam keine Antwort mehr, denn die Türen schlössen sich wieder, und der Zug fuhr an.
    Nachdenklich sah Jost der alten Springerin nach, die mit weitausgreifenden Schritten, energisch ihren monströsen Schirm schwingend, auf das Tor zum nächsten

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