0950 - Testfall Olymp
Transportbandtunnel zuging. „Woher kennst du sie?" fragte Vljegah neben ihm.
Er sah die Chaioanerin verwundert an. „Aber ich kenne sie doch gar nicht!"
„Komisch! Woher kannte sie dann deinen Namen?"
Erst jetzt kam es Cern zu Bewußtsein, daß die alte Springerin ihn, bei seinem Vornamen 'angeredet hatte.
Er schüttelte den Kopf, ging ins nächste Abteil und setzte sich. „Mir kommt es auch seltsam vor", sagte er. „Andererseits bin ich schon in einigen Dutzend Trivideo-Sendungen aufgetreten, so daß sie mich daher kennen könnte. Aber woher weiß sie, daß ich zu Nurim Dagorew will? Oder steht es mir auf der Stirn geschrieben?"
Vljegah musterte ihn, dann lachte sie leise. „Das nicht, mein Zuckerstück. Aber ich habe selten ein so dummes Gesicht gesehen wie deines."
5.
„Olymp antwortet nicht mehr", sagte der diensthabende Leiter der Hyperfunkzentrale von Imperium Alpha, Mark Sadesch. „Versuchen Sie es weiter!" befahl Julian Tifflor, obwohl er selbst nicht daran glaubte, daß noch einmal eine Verbindung mit Olymp zustande kommen würde - jedenfalls nicht, solange die Handelswelt von den Invasoren besetzt war.
Mark Sadesch schaltete wie verrückt und rief die Hyperfunkzentrale des Kaiserlichen Palasts auf Olymp auf allen dafür vorgesehenen Kanälen. Erfolglos.
Tifflor ging unterdessen in den Nebenraum, die Hauptkommandozentrale von Imperium Alpha. „Arbeitet die Containerstraße noch?" fragte er Homer Gershwin Adams, der am Kommunikationspult des diensthabenden Chefs der Kommandozentrale saß, Schaltungen vornahm und eine Batterie von Monitoren beobachtete.
Adams nickte.
Daraufhin blickte der Erste Terraner zu Pierre Gramer, dem diensthabenden Chef der Kommandozentrale, der von einem anderen Pult aus mit den Kommandanten der im Solsystem patrouillierenden Ortungsschiffe sprach.
Gramer bemerkte den Blick, nickte in Tifflors Richtung und sagte: „Bisher gibt es keinerlei Anzeichen dafür, daß sich Keilschiffe oder andere unangemeldete Objekte dem Solsystern nähern, Mister Tifflor."
„Na, wenigstens etwas Erfreuliches", sagte Tifflor. „Weg ist sie!" rief Homer G. Adams entrüstet. „Tiff, soeben ist die Containerstraße zusammengebrochen.
Sie wurde anscheinend von den eigenen Leuten in der Schaltzentrale desaktiviert, denn eine halbe Minute vorher kam schon kein Container mehr an."
„Damit wären wir von der Versorgung abgeschnitten", sagte Pierre Gramer. „Wir werden eben kürzer treten müssen", erwiderte Julian Tifflor.
Er wußte, daß er damit nur eine Floskel aussprach. Alles war in Wirklichkeit viel komplizierter, als daß man die Lage mit wenigen Worten umreißen konnte.
Die Containerstraße zwischen der Erde und dem fernen Planeten Olymp war im Grunde genommen ein Relikt aus jener Vergangenheit, in der die Verantwortlichen Terras zur Vermeidung eines Krieges mit den ehemaligen Kolonialwelten nur eine akzeptable Möglichkeit sahen: die Erde um fünf Minuten in die Zukunft zu versetzen, so daß sie für alle eventuellen Angreifer unerreichbar wurde.
Da zuvor täglich mehrere tausend Raumschiffe auf Terra landen und starten mußten, um die Bevölkerung der Erde mit allen notwendigen Gütern zu versorgen und im Austausch andere Güter mitzunehmen, hatte man nach einem Ausweg gesucht, um die Versorgung sicherzustellen, auch wenn keine Handelsschiffe mehr zur Erde fliegen konnten.
Dieser Ausweg bestand in der Schaffung einer leistungsstarken Transmitterverbindung zwischen dem Planeten Olymp und dem, Solsystem - und zwar damals durch das Antitemporale Gezeitenfeld hindurch, das das System konstant in der Zukunft hielt. Den Namen Container-Transmitter erhielt die Verbindung deshalb, weil alle Güter in riesigen Containern befördert wurden.
Dieses Containtrans-System wurde auch später beibehalten. Nach dem Ende der Konzilsherrschaft in der Milchstraße mußte diese Konzeption allerdings ernsthaft überdacht werden, denn der Planet Olymp hatte ebenfalls stark unter den Laren und Überschweren gelitten gehabt. Olymp verfügte über keine nennenswerte Kampfflotte, die den Planeten und damit auch das Containtrans-System verteidigen konnte.
Die Verantwortlichen der Liga Freier Terraner entschlossen sich dennoch dafür, das Containtrans-System beizubehalten, denn erstens fehlte es an der Raumschiffstonnage, die zur Versorgung des Solsystems erforderlich gewesen wäre und zweitens wollten die Terraner den anderen Völkern der Milchstraße beweisen, daß sie nie wieder ein
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