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0951 - Untergang

0951 - Untergang

Titel: 0951 - Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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bezweifeln, denn in dieser lauschigen Ecke der Schwefelklüfte schien es starke Dimensionsverzerrungen zu geben. Aber das war jetzt auch nicht sein vorrangiges Thema. Der Meister des Übersinnlichen sah eine Art Kessel vor sich, eine nicht allzu weite graugrüne Ebene aus blubbernden Sümpfen, die von schroffen Bergen eingerahmt war.
    Kybelus Worte bestätigten sich. Ein riesiges Dämonenheer lagerte am Rand der Ebene. Zamorra schätzte es auf gut 100 000 Köpfe. In den Gewimmel konnte er zuerst keine Einzelheiten ausmachen. Aber allmählich schälten sich Details aus der schwarzgrauen Masse, in der sich vereinzelt Feuerbälle zu bewegen schienen. An einer Stelle, die etwas weiter draußen in der Ebene lag, konzentrierte sich das Heer besonders. Etwas schien dort im Gange zu sein, denn weitere Schwarzblütige strömten dort hin. Zamorra konnte nackte, muskulöse Teufel mit flachen Schädeln, spitzen Ohren und Stoßhörnern, die nur wenig größer waren als die mächtigen Hauer in den riesigen Mäulern, ausmachen, er sah riesige schwarze Spinnen, die lichterloh zu brennen schienen - die Feuerbälle - und starke Gruppen von Zentauren ähnlichen Wesen, deren nackte menschliche Oberkörper in tierhafte Unterleibe übergingen. Die Vielfalt der Dämonischen aus den Schwefelklüften war sicher so stark wie auf der Erde auch. Sogar bewaffnete Schlangen und Gewürm, das auf seinem Weg beständig eine schwarze Masse absonderte, bemerkte er.
    Ob dort unten auch der geheimnisvolle Mehandor anzutreffen war? Zamorra hoffte es inbrünstig. Sein Plan war es, den Irrwisch mithilfe des Amuletts aufzustöbern. Denn Merlins Stern war als Verstärker eingeschaltet gewesen, als Celines Kontakt mit Mehandor zustande gekommen war. Das Amulett hatte also die genaue Frequenz des magischen Rufs gespeichert und konnte sie problemlos reproduzieren. Das hatte Zamorra bereits ausprobiert. Allerdings war dem Ruf weder von der Erde aus, noch von Choquai und auch nicht aus dem Palast des Fürsten der Finsternis Erfolg beschieden gewesen. Er war im Nichts verhallt. Das konnte bedeuten, dass Mehandor nicht mehr lebte. Aber genauso gut, dass Merlins Stern den Ruf nur in einem begrenzten Radius aussandte, um Zamorras Kräfte nicht über Gebühr belasten zu müssen. Möglicherweise klappte es also, wenn er nur nahe genug an den Irrwisch herankam.
    Noch immer holten sich Zamorras Blicke Detailszenen aus dem Dämonenheer, während er das Amulett aus seiner Jacke kramte. Hinter ihm erschienen die Wächterdämonen, um ebenfalls in die Ebene hinunter zu blicken. Gleich würde er wissen, ob seine Annahme die richtige war. Doch zuerst wollte er erkunden, was sich hinter der Mauer aus dämonischen Leibern tat. Also verschob er ein paar der Hieroglyphen auf Merlins Stern . Als Asmodis ihm das Amulett neu justiert zurückgegeben hatte, hatte er ihm so nebenbei noch ein paar bisher unbekannte Funktionen gezeigt, nichts Wildes, aber doch ganz nützlich. Merlin hatte Tausende davon in diesem magischen Wunderwerk, das aus der Kraft einer entarteten Sonne entstanden war, angelegt. Auch das Zeigen bestimmter Situationen und Personen gehörte dazu, ähnlich wie es auch Asmodis' Dreifingerschau oder die Bildkugel im Saal des Wissens konnten.
    Sofort entstanden Bilder im Zentrum des Amuletts, winzig klein nur, aber sie wurden gleichzeitig lebensgroß in das Gehirn des Betrachters projiziert.
    Der Professor erschrak. Es war ihm, als treffe ihn ein kalter Blitz, denn das Frösteln, das von seinem Kopf ausging, überlief seinen gesamten Körper bis hinunter in die Zehenspitzen.
    »Das… das glaub ich jetzt nicht«, flüsterte er. Der Skorpiondämon saß auf einer Art Thron. Vor ihm auf dem Boden lag - Rhett Saris? Zamorra konnte es sich nicht richtig vorstellen, aber er erkannte den Jungen genau. Den Blondschopf, die Kleider, die Gesichtszüge, die allerdings so verzerrt waren, dass sie fast schon entstellend wirkten. Ein Dämon mit Fischkopf nagelte Rhett per Fuß am Boden fest. Und daneben kniete ein halb zusammen gesunkener Asmodis! Es ließ sich unschwer erkennen, dass er ebenfalls ein Gefangener war.
    »Wir müssen was tun, Adax«, sagte Zamorra und drehte sich um. »Dort unten ist Asmodis. Er ist in Gefahr. Wir müssen ihn retten.«
    »Asmodis«, flüsterte der Anführer der Wächterdämonen und seine Flügel schlugen erregt. »Unser erster Herr, dem wir ewige Treue und Schutz geschworen haben. Er, der unserer Sippe die Möglichkeit gab, als Wächterdämonen eine uralte

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